Hastings House
abziehen, bekommt unser Täter das spitz. Offenbar kann er eine getarnte Polizistin eine Meile gegen den Wind riechen.”
“Und dann ist da auch noch Genevieve. Sie war keine Nutte, aber sie stand ihnen nah. Meine Zeugin sagt, dass sie zu der Limousine ging, weil sie wusste, wer in dem Wagen saß”, gab Joe zu bedenken.
“Vermutlich jemand Angesehenes”, meinte Leslie.
“Na toll. In einer Millionenstadt suche ich nach jemandem, der angesehen ist und eine dunkle Limousine fährt”, seufzte Robert müde. Er legte die Stirn in Falten und sah Joe an. “Okay, nachdem du also mit Eileen Brideswell gesprochen und dich mit Genevieves Verschwinden beschäftigt hast, glaubst du, es gibt einen Zusammenhang mit den vermissten Nutten.”
“Ja, das glaube ich”, antwortete Joe.
Robert schaute nachdenklich zu Leslie. “Wärst du bereit, nachts mit mir durch die Gegend zu ziehen, um herauszufinden, ob du … na ja, ob du irgendwas empfängst? Ich meine, irgendwelche … Schwingungen oder was immer das ist.”
“Einverstanden”, willigte Leslie nach einem kurzen Zögern ein.
“Nein”, widersprach Joe geradeheraus.
Beide sahen ihn verwundert an.
“Es wäre besser, wenn ich Leslie begleite. Du bist ein netter Cop, Robert, trotzdem bist du ein Cop. Ich nicht.”
“Du bist Privatdetektiv. Meinst du, Nutten können einen Schnüffler besser leiden?”, fragte Robert.
“Ehrlich gesagt, ja.”
Robert stutzte.
Leslie beugte sich vor. “Robert, ich werde helfen, so gut ich nur kann. Allerdings glaube ich nicht, dass ich wirklich eine große Hilfe sein werde.” Hätte er gewusst, was sie bislang zu all ihren Entdeckungen geführt hatte, wäre er auf ihre Unterstützung wohl nicht so versessen gewesen, überlegte sie. “Aber …”
“Aber?”, fragte Robert interessiert.
“Wir benötigen auch Hilfe.”
“Wir?”
Robert sah Joe fragend an, der seinerseits hoffte, dass ihm nicht anzusehen war, wie wenig er selbst wusste, wovon Leslie sprach.
“Es war kein Unfall”, sagte sie.
“Was war kein Unfall? Wovon redest du?”
Tu nicht so, dachte sie. Das weißt du genau. “Hastings House.”
Robert stöhnte leise auf. “Glaubst du nicht, dass ich mich sehr gründlich mit allen Fakten auseinandergesetzt habe?”
“Und du findest nicht, dass diese Explosion eine verdammt seltsame Sache war?”, wollte Leslie wissen.
“Unfälle sind meistens seltsam. Das macht sie zu Unfällen”, reagierte Robert gereizt. “Joe, du hast dir die Akten ebenfalls angesehen. Alles weist darauf hin, dass …”
“Es ist egal, worauf alles hinweist. Wir wissen beide, dass das Offensichtliche nicht zwangsläufig die Wahrheit ist.”
Wieder konnte Robert nur leise stöhnen. “Glaubt ihr etwa, ein Fanatiker wollte das Haus in die Luft jagen? Weil er die Vergangenheit hasst und an der Stelle lieber ein Hochhaus sehen möchte?”
Leslie schüttelte den Kopf. “Nein. Wenn jemand das Haus hätte zerstören wollen, dann hätte er das auch getan.”
Robert sah Joe an. “Hast du das ins Rollen gebracht?”
“Hey”, erwiderte der schroff. “Matt war mein Cousin. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich etwas akzeptiere, nur weil alle anderen es für offensichtlich halten.”
“Es ist so offensichtlich wie Tag und Nacht”, zischte Robert.
“Nur dass es manchmal auch eine Sonnenfinsternis sein kann, die den Tag wie die Nacht wirken lässt”, gab Leslie zurück.
“Da hat sie recht”, meinte Joe beiläufig.
“Ihr zwei habt Matt geliebt. Ihr wollt nicht akzeptieren, dass er durch einen dummen Unfall ums Leben gekommen ist. Ich verstehe das. Aber er ist tot, und es war ein Unfall. Ihr müsst lernen, damit zu leben.”
“Matt war nicht der Einzige, der an dem Abend ums Leben kam”, wandte Leslie ein.
“Ich glaube einfach nicht”, beharrte Joe, “dass es ein Unfall gewesen sein soll. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Matt das Ziel war.”
“Das Ziel?”, wiederholte Robert ungläubig. “Oh bitte, jetzt hör schon auf.”
Joe war überrascht, dass Leslie schneller reagierte als er. “Jawohl, das Ziel. Er war im Hinterzimmer, und da kam es auch zur Explosion.”
“Weil sich dort das Gas gestaut hatte”, gab Robert zurück.
“Kann ich mir die Akten noch einmal ansehen?”, fragte Joe und sah Robert eindringlich an.
Robert hob frustriert die Hände. “Du bekommst die Akten.”
“Das genügt aber noch nicht”, beharrte Leslie.
“Du bist so stur wie ein Maultier”, erwiderte er.
“Ein Maultier?
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