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Hastings House

Hastings House

Titel: Hastings House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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weiterzubeschäftigen. Ich sagte ihr, ich würde mir einen befristeten Job suchen, um dann wieder herzukommen, sobald das Haus fertig sei. Ich liebe dieses Haus und würde jede Gelegenheit nutzen, um hier zu arbeiten. Und nachdem ich jetzt auch noch weiß, dass es hier spukt …”
    “Dass es hier vielleicht spukt.”
    Melissa zeigte mit einem Finger auf sie. “Sie wissen genau, dass es hier spukt.”
    “Ach ja?”
    Melissa lächelte, als wollte sie sagen, es sei in Ordnung, dass Leslie versuchte, ihr etwas vorzumachen. “Sie wissen, dass hier Geister sind. Sie sind etwas Besonderes.”
    Es gefiel Leslie überhaupt nicht, diese Vermutungen zu hören. Es klang so, als sei sie Teil eines Panoptikums – so wie die Frau ohne Unterleib und der Fakir, der Glasscherben isst. “Melissa …”
    “Wenn Sie einen Geist sehen, sagen Sie es mir, ja?”, hakte sie nach.
    “Aber sicher. Wenn wir hier stehen und ich sehe einen Geist, lasse ich es Sie sofort wissen. Und umgekehrt auch, nicht wahr?”
    “Einer war gestern hier, deshalb stimmt meine Buchhaltung auch.”
    “So ein Glück, dass sich unter den Geistern auch ein Buchhalter befindet, wie?”
    Melissas Miene ließ erkennen, dass die Bemerkung sie verletzt hatte.
    “Ich will Sie doch nur ein bisschen hochnehmen”, sagte Leslie rasch. “Wer will schon beweisen, dass es kein Geist war, der Ihnen geholfen hat? Wenn Sie übrigens bei den Ausgrabungsarbeiten immer noch mithelfen wollen”, wechselte sie abrupt das Thema, “dann kann ich es so arrangieren, dass Sie am Samstag hinkommen können. Was sagen Sie dazu?”
    Die Frau sah sie an, als würde sie zum ersten Mal in ihrem Leben unverfälschte Freude genießen.
    “Okay, gut”, fuhr Leslie fort. “Ich mache mich jetzt auf den Weg dorthin.”
    “So früh?”
    “Ich möchte vor den Schaulustigen eintreffen.”
    Melissa nickte verständnisvoll. “Das ist besser, um die Schwingungen wahrzunehmen, richtig?”
    “Es ist besser, um in Ruhe zu arbeiten.”
    “Ich habe Doughnuts mitgebracht. Wollen Sie einen?”
    “Ja, gern. Danke.”
    “Übrigens, im Kühlschrank finden Sie Eier und Brot und alles, was man für ein gutes Sandwich braucht. Sie können sich gern bedienen.”
    Leslie nahm sich einen Doughnut, trank ihren Kaffee aus und bedankte sich nochmals bei Melissa, dann ging sie los.
    Als sie aus dem Haus kam, wunderte sie sich, dass Joes Wagen am Straßenrand stand. Irritiert ging sie zu ihm hinüber. Noch bevor sie ihn erreicht hatte, sah Joe in ihre Richtung und wirkte ein wenig erschrocken. Er war mit verschiedenen Akten beschäftigt und versuchte erst gar nicht, sie vor ihr zu verstecken.
    “Hi”, sagte sie und ließ diese eine Silbe wie eine Frage klingen.
    “Hi”, gab er verlegen zurück.
    “Was machst du denn hier?”, wollte sie wissen.
    Er senkte kurz den Blick und setzte seine Sonnenbrille auf, sodass sie seinen Augen nicht ansehen konnte, was ihm durch den Kopf ging. Er zuckte mit den Schultern. “Gestern Abend raste hier eine schwarze Limousine vorbei, da dachte ich mir, ich bleibe lieber noch eine Weile in der Gegend.”
    Leslie reagierte mit einem flüchtigen Lächeln, aber auch wenn sie sich ein wenig ärgerte, war sie ihm in erster Linie doch dankbar. “Du warst die ganze Nacht hier? Ich schätze, ich sollte dir dafür wohl danken. Mal ehrlich: Du bist Privatdetektiv. Was glaubst du, wie viele dunkle Limousinen es in New York gibt?”
    “Okay, es werden mehr als nur ein paar sein. Soll ich dich zur Arbeit fahren?”
    “Die paar Blocks?”, fragte sie.
    “Soll ich dich begleiten?”
    “Ja, gern”, antwortete Leslie.
    Er stieg aus dem Wagen. Die Sonne schob sich gerade erst über die südliche Spitze von Manhattan. Die Wolkenkratzer, die bis weit in den Himmel reichten, wurden in ein sanftes rosafarbenes Licht getaucht. Noch herrschte keine Hektik auf den Straßen. Hinter den gedämpften Pastellfarben verschwanden die Sünden der Stadt ebenso wie der Dreck und der Verfall.
    Während sie in Richtung Baustelle gingen, sah sie Joe von der Seite an. Er erinnerte sie so unglaublich an Matt. Sie wollte ihm nahe sein, sich von ihm beschützt fühlen, sein Haar berühren, über seine Schultern streichen.
    Aber sie wollte es, weil er sie an Matt erinnerte, und das war kein guter Grund.
    Außerdem war es ihm gegenüber nicht fair, weil er auch ohne ihre Vergleiche mit Matt ein guter, anständiger Mensch war.
    “Übrigens, es tut mir leid”, sagte sie leise.
    “Was tut dir leid?”
    “Ich

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