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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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aufzudrängen.
In der Baracke machte Regis rasch sein Bett und half Damon, Julians Pritsche und seine Sachen in Ordnung zu bringen. Wenn Julian zurückkam, würde man ihn wenigstens nicht dafür bestrafen, daß er Bett und Regal unordentlich hinterlassen hatte. Nachdem die anderen Kadetten zum Waffenübungsplatz gegangen waren, blieben er und Danilo zurück. Sie waren an der Reihe, den Boden zu fegen und die Feuerstelle zu säubern. Regis machte sich sorgfältig daran, die Asche zusammenzukehren und den Vorplatz zu reimgen. Man wußte nie, welcher Offizier die Inspektion vornahm, und einige waren genauer als andere. Er tat die Arbeit um so ordentlicher, als er sie haßte, doch seine Gedanken waren abwesend. War Julian wirklich verletzt? Dyan war einfach zu grob gewesen.
Er war sich bewußt, daß Danilo, der mit stirnrunzelnder Entschlossenheit den schweren Besen durch den Raum schob, von einem dumpfen Elend niedergedrückt wurde, das alles andere überdeckte. Regis fragte sich, ob es möglich war, die Gefühle anderer abzublocken, denn er reagierte auf Danilos Stimmungen zu sensibel. Wenn er gewußt hätte, was Dani dachte oder warum er so wütend und bekümmert war, wäre es nicht so schlimm gewesen, doch Regis stieß lediglich auf die nackten Gefühle.
Er spürte die Gegenwart von Lew Alton und blickte auf, als dieser durch den Raum schritt. „Noch nicht fertig? Laß dir Zeit, Kadett. Ich bin ein wenig früh dran.”
Regis entspannte sich. Lew konnte ganz schön streng sein, doch er suchte nicht außer der Reihe nach versteckten Staubflöckchen. Er machte mit dem Kaminbesen weiter, doch nach einer Minute spürte er, wie sich Lew bückte und seinen Arm ergriff. „Ich muß mit dir reden.” Regis erhob sich und folgte ihm zur Tür und sagte dabei über die Schulter: „Ich bin in einer Minute zurück, Dani. Versuche nicht, den Tisch zu bewegen, bis ich dir helfen kann.” Draußen war er sich Lews Gedanken bewußt. Er sah auf und traf auf lächelnde Augen. „Ja, ich merkte es neulich im Rat”, sagte Lew, „doch ich hatte noch keine Gelegenheit, mit dir zu reden. Wann ist es passiert? Und wie?”
„Ich bin mir nicht sicher”, sagte Regis, „aber irgendwie habe ich - Danilo berührt - oder er mich -, ich weiß es nicht genau, und irgendeine Barriere schien zu verschwinden. Ich kann es nicht anders erklären.”
Lew nickte. „Ich weiß”, sagte er. „Es gibt für die meisten dieser Erfährungen keine Worte, und die, die man hat, sind nicht sonderlich erhellend. Aber Danilo? Ich habe gespürt, daß er Laran hat, aber wenn er das kann, dann…” Er hielt mit gerunzelter Stirn inne, und Regis folgte dem Gedanken: Das bedeutet, er ist ein Katalysatortelepath! Sie sind selten! Ich hatte geglaubt, es gäbe sie nicht mehr.
„Ich werde mit meinem Vater reden, bevor ich nach Aldaran gehe.”
„Du gehst anstelle von Onkel Kennard? Wann?”
„Ein paar Tage bevor die Sitzungsperiode beendet ist. Bald. Die Reise in die Berge ist in jeder Jahreszeit rauh, aber unmöglich, wenn Schneefall einsetzt.”
Danilo stand im Eingang der Baracke, und Regis, der sich plötzlich an seine Arbeit erinnerte, sagte: „Ich muß zurück. Dani denkt sonst, ich drücke mich vor der Arbeit.”
Lew warf einen oberflächlichen Blick in den Raum. „Macht weiter. Es sieht ordentlich aus. Ich werde den Rapport unterzeichnen. Macht Schluß, wenn ihr wollt.” Er ging auf Danilo zu und sagte: „Ich werde in einem oder zwei Tagen nach Aldaran aufbrechen, Dani. Syrtis wird auf meinem Weg liegen. Hast du eine Botschaft für Dom Felix?”
„Nur die, daß ich mich bemühe, meinen Dienst unter Besseren zu erfüllen, Kapitän.” Seine Stimme klang verdrossen.
„Ich werde ihm erzählen, daß du uns Ehre machst, Dani.” Der Junge gab keine Antwort und ging zurück zur Feuerstelle, wobei er den Besen hinter sich herzog. Lew blickte neugierig hinter ihm her. „Was, glaubst du, quält ihn?”
Regis machte sich um Danilos Stimmungen Sorgen. Sein stilles Weinen hatte Regis noch zweimal geweckt, und wieder war er zwischen dem Wunsch, den Freund zu trösten und dem Wunsch, seine Intimsphäre nicht zu verletzen, hin und her gerissen. Er wünschte sich, er könnte Lew fragen, was zu tun sei, doch beide hatten sie Dienst, und da gab es keine Zeit für persönliche Probleme. Vielleicht verlangten auch die Bestimmungen der Wache -er kannte sie nicht genau - von Lew, daß er ihm riet, sich mit persönlichen Problemen an den Kadettenmeister zu wenden.

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