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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ein Mann, der sich ohne Selbsttäuschung, ohne die Lügen und Kompromisse dem Leben stellte, mit denen ich schon so lange gelebt hatte. Ich hatte ihn seit Tagen nicht gesehen. Er war wegen irgendwelcher unerklärlichen Geschäfte vor dem Blizzard abgereist.
    Ich blickte in die kräftiger scheinende Sonne. »Jetzt ist schon heller Morgen. Erwartet uns irgend jemand?«
    »Normalerweise erwartet man mich zum Frühstück, aber Thyra schläft immer lange, und sonst kümmert sich niemand darum.« Sie blickte mir scheu ins Gesicht und sagte: »Ich bleibe lieber bei dir.«
    Ich sagte mit Freude: »Wer braucht schon Frühstück?«
    »Wir könnten nach Caer Donn hinabgehen und uns irgendwo etwas kaufen. Das Essen ist zwar nicht so gut wie an der Tafel meines Vormundes …«
    Sie führte uns über einen kleinen Pfad, der aus einer langen Treppe bestand, die gegen die Spritzer des Wasserfalls überdacht war. Der Boden war mit Rauhreif bedeckt, doch das Dach hatte Eisbildung auf der Treppe selbst verhindert. Daher ließen wir unsere verschränkten Hände für uns reden … Schließlich führten die Stufen auf eine niedriger gelegene Terrasse, die sich sanft zur Stadt hinabneigte. Ich blickte hoch und sagte: »Ich denke schon mit Schrecken an den Rückweg.«
    »Wir können dann über den Reitpfad gehen«, sagte sie. »Dort, wo du mit der Eskorte hochgekommen bist. Es gibt auf der anderen Seite des Wasserfalls auch einen Aufzug. Die Terraner haben ihn für uns gebaut, mit Ketten und Kettenzügen, als Gegenleistung für die Nutzung der Wasserkraft.«
    Kurz hinter dem Stadttor führte uns Marjorie zu einem kleinen Laden mit Eßwaren. Wir aßen frischgebackenes Brot und tranken heißen, gewürzten Apfelwein, während ich darüber nachdachte, was sie über die Matrizes, die Energie hervorbrachten, gesagt hatte. Ja, man hatte sie in der Vergangenheit dazu benutzt und auch mißbraucht, so daß es heute als illegal galt. Die meisten hatte man zerstört, wenn auch nicht alle. Wenn Kadarin versuchen wollte, eine Matrix wiederzubeleben, gab es in der Theorie zumindest keine Grenzen in den Anwendungsmöglichkeiten.
    Sofern er sich nicht vor den Risiken fürchtete. Aber Furcht schien es in dieser sonderbaren, rätselhaften Persönlichkeit nicht zu geben. Aber vielleicht gewöhnliche Vorsicht?
    »Du bist wieder mit deinen Gedanken anderswo, Lew. Was ist los?«
    »Wenn Kadarin diese Dinge anstellen will, muß er eine Matrix kennen, die genug leistet, um mit diesen Energien fertig zu werden. Was und wo ist sie?«
    »Jedenfalls nicht auf den Monitorschirmen in den Türmen, soviel kann ich dir sagen. Sie wurde in den alten Zeiten von dem Schmiedevolk benutzt, die damit ihre Metalle aus dem Boden holten. Dann wurde sie Jahrhunderte auf Aldaran aufbewahrt, bis eine von Kermiacs Bewahrerinnen, die er ausgebildet hatte, sie einsetzte, um die Belagerung von Schloß Storn zu durchbrechen.«
    Ich pfiff durch die Zähne. Man hatte die Matrix vor Jahrhunderten ungesetzlich als Waffe eingesetzt. Man hatte das Abkommen nicht geschaffen, um so simple Spielzeugwaffen wie Gewehre und Sprengminen zu versagen, sondern jene entsetzlichen Waffen, die man im Zeitalter des Chaos entwickelt hatte. Ich war nicht glücklich darüber, eine Gruppe unerfahrener Telepathen in eine recht große Matrix einzuspeichern. Einige konnte man abschirmen und relativ leicht und sicher benutzen. Andere hatten eine dunklere Geschichte und der Name Sharra, Göttin der Schmiede, wurde in alten Geschichten mit mehr als nur einer Matrix in Verbindung gesetzt. Diese hier konnte man entweder unter Kontrolle bringen – oder aber nicht.
    Sie blickte mich ungläubig an. »Hast du Angst?«
    »Verdammt, ja«, sagte ich. »Ich hatte gedacht, die meisten Talismane der Sharra-Verehrung seien vor der Zeit Regis des Vierten zerstört worden. Ich weiß, daß man einige zerstörte.«
    »Diese hier wurden von dem Schmiedevolk verborgen und nach der Belagerung von Storn wieder zur Verehrung freigegeben.« Sie schürzte die Lippen. »Ich bin dieser Art von Aberglauben gegenüber sehr ungeduldig.«
    »Wie auch immer, eine Matrix ist kein Spielzeug für Unerfahrene.« Ich streckte die Hand aus und legte sie mit der Handfläche nach oben auf den Tisch, um ihr die weiße Narbe, groß wie eine Münze, zu zeigen, die durchbrochene Linie, die an meinem Handgelenk emporlief. »Im ersten Jahr meiner Ausbildung auf dem Arilinn habe ich einmal für einen Sekundenbruchteil die Kontrolle verloren. Drei von uns erlitten

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