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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ähnliche Verbrennungen. Ich mache keine Scherze, wenn ich von Risiken rede.«
    Einen Moment zog sich ihr Gesicht zusammen, als sie mit der Fingerspitze die Narbenlinie auf der Hand berührte. Dann streckte sie das feste, kleine Kinn vor und sagte: »Aber was das eine Menschenhirn entwickelt, kann das andere Menschenhirn beherrschen. Und eine Matrix nützt gar nichts, wenn sie irgendwo auf einem Altar von unwissenden Leuten angebetet wird.« Sie stieß die kaltgewordenen Überreste des Brotes beiseite und sagte: »Laß mich dir die Stadt zeigen.«
    Unwiderstehlich drängten unsere Hände zueinander, als wir Seite an Seite durch die Straßen gingen. Caer Donn war eine wunderschöne Stadt. Selbst heute, wo sie unter Tonnen von Schutt liegt und ich niemals wieder zurückkehren kann, bedeutet sie für mich noch immer die Stadt meiner Träume, eine Stadt, die für kurze Zeit mein Traum war. Ein gemeinsamer Traum.
    Die Häuser lagen an breiten, luftigen Straßen und Plätzen, ein jedes mit Obstbäumen und einem kleinen Gewächshaus für Gemüse und Kräuter, die man wegen des kurzen Sommers und der schwächeren Sonneneinstrahlung sonst im Gebirge nur selten sieht. Es gab auf jedem Dach Sonnenkollektoren, um die dämmrige Wintersonne in die überdachten Gärten zu konzentrieren.
    »Arbeiten die auch im Winter?«
    »Ja, mit Hilfe eines Tricks von den Terranern. Es sind Prismen, die mehr Sonnenlicht vom Schnee reflektieren und konzentrieren.«
    Ich dachte an die Dunkelheit in Armida, wenn Winter war. Man konnte so vieles von den Terranern lernen.
    »Jedes Mal, wenn ich sehe, was die Terraner aus Caer Donn gemacht haben, bin ich stolz darauf, Terranerin zu sein«, sagte Marjorie. »Ich glaube, Thendara ist noch weiter entwickelt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du wärest enttäuscht. Ein Teil ist terranische Enklave, der andere gehört Darkover. Caer Donn … Caer Donn ist wie du, Marjorie, das Beste von beiden Welten zu einem einzigen harmonischen Ganzen verschmolzen …«
    So konnte unsere Welt werden. So sollte sie sein. Dies war Beltrans Traum. Und ich spürte, während meine Hand fest in Marjories lag, in einer Nähe, die intimer war als ein Kuß, daß ich alles riskieren würde, um diesen Traum zum Leben zu erwecken und über ganz Darkover auszubreiten.
    Ich teilte ihr meine Gefühle mit, als wir wieder den Berg hinaufstiegen. Wir hatten uns den längeren Weg vorgenommen, zögerten beide, diesen verzauberten Vormittag zu beenden. Wir müssen gewußt haben, daß nichts wiederkommen würde, das diesem Morgen ähnelte, als wir gemeinsam träumten und alles neu und klar und zu schön sahen, als daß es hätte Wirklichkeit werden können.
    »Ich fühle mich, als hätte ich Kirian genommen.«
    Sie lachte und ihr Lachen glich silbrigen Perlen. »Aber das Kireseth wächst nicht mehr in diesem Gebirge. Lew, es ist alles wirklich. Oder könnte es sein.«
    Ich begann, wie ich versprochen hatte, später am Nachmittag. Kadarin war noch nicht zurückgekommen, doch die anderen versammelten sich in dem kleinen Wohnhaus.
    Ich war nervös, zögerte. Es war immer sehr aufreibend, mit einer Gruppe fremder Telepathen zu arbeiten. Selbst auf dem Arilinn, wo sich der Zirkel jedes Jahr änderte, herrschte die gleiche ängstliche Spannung. Ich fühlte mich nackt, mit an der Oberfläche liegenden Nerven. Wieviel wußten sie? Welche Fähigkeiten und Potentiale lagen in diesen Fremden verborgen? Zwei Frauen, ein Mann und ein Junge. Kein großer Zirkel. Doch groß genug, daß ich innerlich zitterte.
    Jeder von ihnen hatte eine Matrix. Dies überraschte mich nur wenig, da die Überlieferung besagt, daß die ersten dieser Edelsteine in den Bergen gefunden wurden. Auf Arilinn hingen wir sehr fest an den alten Traditionen. Wie die meisten Techniker, trug ich meine Matrix um den Hals, in Seide gehüllt und in einem Lederbeutel, damit sie kein zufälliger Stimulus zum Schwingen bringen konnte.
    Beltrans Matrix steckte in einem Stückchen weichen Leders in seiner Tasche. Marjories war in ein Fetzchen Seide gehüllt und ruhte in ihrem Kleid zwischen den Brüsten, dort wo meine Hand gelegen hatte! Rafes war klein und noch trübe. Er trug sie in einem kleinen Tuchbeutel an einem Band um den Hals. Thyra hatte ihre in einem Kupferkästchen, was ich für äußerst gefährlich hielt. Vielleicht sollte ich ihnen zunächst das richtige Abschirmen beibringen?
    Ich blickte auf die blauen Steine in ihren Händen. Marjories war der strahlendste, mit starker, innerer

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