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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Aillard, mit deinem eigenen Vater verwandt, die geheiratet hat und einen Sohn bekam und keinen Jota ihrer Kräfte als Bewahrerin verlor. Hast du vergessen, daß man sie abschlachtete, um dieses Geheimnis zu bewahren? Das allein sollte all diesen abergläubischen Unsinn über Keuschheit Lügen strafen.«
    Ich sah, wie Marjories Gesicht etwas von der Angespanntheit verlor, und war ihm dankbar, wenn auch nicht gänzlich überzeugt. Wir arbeiteten hier ohne die elementarsten Sicherheitsvorkehrungen, und ich war nicht bereit, diese älteste und einfachste Vorsichtsmaßnahme in den Wind zu schlagen.
    Kadarin sagte: »Wenn du und Marjorie lieber getrennt schlaft, solange die Arbeit dauert, ist das eure Sache. Aber legt euch deswegen keine Alpträume zu. Marjorie beherrscht die Kontrolle gut. Mit ihr fühle ich mich sicher.« Er beugte sich zu ihr nieder und küßte sie leicht auf die Stirn, ein Kuß ohne jegliche Leidenschaft, jedoch liebevoll. Er legte den anderen Arm um mich und zog mich lächelnd an sich. Einen Augenblick dachte ich, er würde mich ebenfalls küssen, doch er lachte. »Wir sind dafür zu alt«, sagte er, aber ohne Spott. Einen Moment lang waren wir uns alle wieder nah, ohne Anzeichen jener schrecklichen Gewalt und Disharmonie, die uns auseinandergerissen hatte. Ich begann, wieder Hoffnung zu schöpfen.
    »Wie geht es unserem Vater, Beltran?« fragte Thyra leise. Ich hatte fast vergessen, daß Thyra ebenfalls seine Tochter war.
    »Er ist sehr schwach«, antwortete Beltran, »aber mach dir keine Sorgen, kleine Schwester, er wird uns alle überleben.«
    »Soll ich zu ihm gehen, Beltran?« sagte ich. »Ich habe genügend Erfahrung in der Behandlung von Schocks durch Matrix-Überstimulierung …«
    »Das habe ich auch, Lew«, sagte Kadarin freundlich und ließ mich los. »Nicht alles Wissen um Matrixtechnologie ist auf Arilinn eingeschlossen, Bredu . Ich komme ohne Schlaf besser aus als ihr junges Volk.«
    Ich weiß, ich hätte darauf bestehen sollen, aber ich hatte nicht den Mut, noch eine von Thyras Tiraden über Arilinn durchzustehen. Und es stimmte, daß Kermiac Ausbildungstechniker hier in den Bergen gewesen war, noch ehe wir alle das Licht der Welt erblickt hatten. Und meine eigene Erschöpfung verriet mich. Ich schwankte ein wenig auf der Stelle, und Kadarin fing mich auf und stützte mich.
    »Geh und ruh dich aus, Lew. Rafe schläft schon auf dem Teppich. Thyra, ruf jemanden, der ihn zu Bett bringt. Geht nun alle hinaus!«
    »Ja«, sagte Beltran. »Morgen haben wir genügend Arbeit. Wir haben sie lange genug aufgeschoben. Jetzt, wo wir den Katalysatortelepathen haben …«
    Ich sagte nüchtern: »Es kann eine lange Zeit dauern, ihn zu überzeugen, daß er dir vertrauen kann. Beltran. Und du kannst ihn nicht zwingen. Du weißt das, oder?«
    Beltran sah wütend aus. »Ich würde nicht ein Haar auf seinem kostbaren kleinen Kopf krümmen, Vetter. Aber du gibst dir besser reichlich Mühe, ihn zu überzeugen. Ohne seine Hilfe weiß ich nicht, was wir tun sollen.«
    Ich wußte es auch nicht. Wir brauchten Danilo sehr. Ruhig trennten wir uns, ein jeder ernüchtert. Ich hatte das Gefühl, ein schweres Gewicht laste auf meinem Herzen. Thyra ging neben dem stämmigen Diener her, der Rafe ins Bett trug. Kadarin und Beltran, das wußte ich, würden bei Kermiac wachen. Ich hätte ebenfalls daran teilnehmen sollen. Ich liebte den Alten und war für den momentanen Kontrollverlust, der ihn niedergerissen hatte, verantwortlich.
    Ich wollte Marjorie am Fuß der Treppe zu ihrem Turm verlassen, doch sie umklammerte fest meine Hand.
    »Bitte, Lew. Bleib bei mir. Wie neulich.«
    Ich wollte schon zustimmen, dann merkte ich etwas anderes.
    Ich traute mir nicht.
    Ob es der kurze körperliche Kontakt zu Thyra gewesen war oder die Aufregung durch den Streit oder die alten Lieder und Balladen. Ich vertraute mir nicht!
    Selbst jetzt bedurfte es all meiner schmerzhaft erworbenen Disziplin, wirklich aller , mich zurückzuhalten, um sie nicht in die Arme zu schließen, sie wild zu küssen, die Treppe hinaufzutragen in jenes Zimmer, zu dem Bett, das wir so keusch miteinander geteilt hatten …
    Genau hier hielt ich mich zurück. Aber unser Kontakt war enorm intensiv. Sie hatte jenes Bewußtsein in mir gesehen, gefühlt, geteilt. Sie errötete, wandte jedoch die Augen nicht ab. Schließlich sagte sie ruhig: »Du hast gesagt, wenn wir wie jetzt arbeiten, könne nichts passieren, das mich verletzten oder … in Gefahr bringen

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