Hasturs Erbe
Terraner geschickt und uns überbracht wurde. Man hat auch eine Botschaft an Euren Vater übermittelt, Sir, daß Ihr wohlbehalten und bei guter Gesundheit seid.«
Danilo senkte den Kopf und sagte mit kalter Förmlichkeit: »Ich bin dafür dankbar, Lord Ardais.« Regis wußte, wie schwer ihm diese Höflichkeitsfloskel fiel. Er blickte Dyan mit verborgener Neugier an, war überrascht über die prompte Übermittlung der beruhigenden Nachricht und fragte sich schließlich, warum es Dyan nicht Untergebenen überlassen hatte, sie weiterzugeben. Dann wußte er auch die Antwort. Dyan leitete diese Gruppe und würde seiner Pflicht Folge leisten.
Was auch immer seine persönlichen Fehler und Mißhelligkeiten waren, dies eine wußte Regis, seine Verbundenheit zu den Comyn stand an erster Stelle. Was immer er auch tat, alles war dem untergeordnet. Dyan war es vermutlich niemals in den Sinn gekommen, daß sein Privatleben ebenfalls die Ehre der Comyn etwas anging. Es war ein unwillkommener Gedanke, und Regis versuchte ihn zu verdrängen, aber er war da. Und noch beunruhigender war der Gedanke, daß, wenn Danilo ein Zivilbürger und kein Kadett gewesen wäre, es grundsätzlich überhaupt keine Rolle gespielt hätte, wie Dyan ihn behandelt oder ausgebeutet hätte.
Dyan wartete offensichtlich auf eine Erklärung. Regis sagte: »Danilo und ich wurden auf Burg Aldaran als Gefangene gehalten. Dom Lewis Alton hat uns befreit.« Lews offizieller Titel hörte sich in seinen Ohren merkwürdig an. Er konnte sich nicht erinnern, ihn zuvor benutzt zu haben.
Dyan wandte den Kopf, und Regis sah inmitten der Gruppe die Pferdesänfte. Sein Großvater? Reiste er in dieser Jahreszeit? Dann, mit Hilfe seiner sonderbar geschärften Sinne, die er gerade einzusetzen lernte, wußte er, noch ehe Dyan etwas sagte, daß es Kennard war.
»Euer Sohn ist in Sicherheit, Kennard. Ein Verräter vielleicht, aber gesund.«
»Er ist kein Verräter«, protestierte Regis. »Auch er wurde dort als Gefangener gehalten. Er hat uns im Zuge seiner eigenen Flucht befreit.« Er hielt mit dem Wissen zurück, daß man Lew gefoltert hatte, doch Kennard wußte es ohnehin. Regis konnte sich noch nicht richtig abschirmen.
Kennard schlug die ledernen Vorhänge zurück und sagte: »Man hat etwas vom Arilinn gehört – du weißt, was in Aldaran vor sich geht? Die Auferstehung der Sharra?«
Regis sah, daß Kennards Hände immer noch geschwollen waren und sein Körper gebeugt und verkrüppelt aussah. Er sagte: »Es tut mir leid, Euch krank zu sehen, Onkel.« In seinen Gedanken war der schärfste Schmerz die Erinnerung an Kennard wie er in jenen frühen Jahren auf Armida gewesen war, wie ihn Regis in der grauen Welt gesehen hatte. Hochgewachsen und aufrecht und stark, ein Mann, der aus Vergnügen seine Pferde selber zuritt, die Leute in der Feuerfront mit der Klugheit eines ausgezeichneten Kommandeurs einwies und so hart wie alle anderen arbeitete. Ungeweinte Tränen brannten in Regis Augen um den Mann, der ihm neben seinem Vater der liebste war. Seine Gefühle schwammen in diesen Tagen hart an der Oberfläche, und er wollte wegen Kennards Leiden weinen. Doch er kontrollierte sich und beugte sich vom Pferd aus über die verkrüppelte Hand seines Oheims.
Kennard sagte: »Lew und ich haben uns im Streit getrennt, doch ich habe ihn nicht für einen Verräter gehalten. Ich will keinen Krieg mit Lord Kermiac …«
»Lord Kermiac ist tot, Onkel. Lew war für ihn ein Ehrengast. Nach seinem Tod stritten sich jedoch Beltran und Lew. Lew hat sich geweigert …« Ruhig hinter Kennards Sänfte herreitend, erzählte ihm Regis alles, was er von der Sharra wußte, bis zu jenem Augenblick, als Lew Beltran angefleht hatte, seine Pläne zu ändern und versprach, die Hilfe des Rates der Comyn zu sichern … und wie Beltran sie alle anschließend behandelt hatte. Kennards Augen schlossen sich vor Schmerz, als ihm Regis erzählte, wie brutal Kadarin seinen Sohn geschlagen hatte, doch Regis wäre es nicht in den Sinn gekommen, es ihm zu ersparen. Kennard war schließlich ein Telepath.
Als er geendet hatte, indem er erzählte, wie Lew sie mit Marjories Unterstützung befreit hatte, nickte Kennard grimmig. »Wir hatten gehofft, die Sharra läge für immer sicher in den Händen des Schmiedevolkes. Solange sie dort ruhte, hätten wir ihnen ihre Göttin gelassen.«
»Eine Haltung, die uns jetzt teuer zu stehen kommt«, sagte Dyan. »Die Jungen scheinen sich mutiger verhalten zu haben, als ich
Weitere Kostenlose Bücher