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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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meine unbewußten, unkontrollierten, unterdrückten Leidenschaften benutzt … Grauenhaft!
    Ich fragte Marjorie: »Haben sie dich in die Sharra gezwungen?«
    Sie zitterte. »Ich möchte nicht darüber reden, Lew«, sagte sie weinerlich wie ein getretener Hund. »Bitte nicht, bitte … Laß uns jetzt einfach nur zusammen sein.«
    Ich zog sie auf das Bett neben mich und umarmte sie zärtlich. Meine Gedanken waren voller Zorn. Sanft streichelte sie über mein zerschundenes Gesicht, und ich spürte, wie sie bei der Berührung der Narben zurückschreckte. Ich sagte mit belegter Stimme: »Ekelt dich … mein Gesicht so an?«
    Sie beugte sich herab und berührte mich mit den Lippen. Mit einer Schlichtheit, die mir mehr als alles andere Marjorie bedeutete, sagte sie: »Du kannst für mich niemals abstoßend sein, Lew. Ich dachte nur an die Schmerzen, die du erlitten hast, mein Liebling.«
    »Glücklicherweise kann ich mich kaum daran erinnern«, sagte ich. Wie lange würden wir hier ungestört sein können? Ohne zu fragen, wußte ich genau, daß wir beide hier Gefangene waren, daß es keine Hoffnung auf einen Trick gab, wie er uns zuvor gelungen war. Es war hoffnungslos. Kadarin, so schien es, konnte uns zu allem zwingen, zu allem .
    Ich hielt sie in hilfloser Wut umfangen. Ich glaube, in diesem Augenblick merkte ich zum ersten Mal, was Hilflosigkeit bedeutete, die erschütternde, totale Schwäche echter Hilflosigkeit.
    Ich hatte nie nach persönlicher Macht gestrebt. Selbst als sie mir auferlegt wurde, hatte ich versucht, sie zu verweigern. Und jetzt konnte ich nicht einmal dieses Mädchen, meine Frau, vor allen möglichen Qualen, physischen und psychischen, beschützen, die Kadarin für sie bereit hielt.
    Mein ganzes Leben lang war ich unterwürfig gewesen, gewillt, mich beherrschen zu lassen, gewillt, meine Wut zu kontrollieren, auf dem Gipfel früher Mannhaftigkeit die Unterwerfung zu akzeptieren und meinen Kopf unter jedem Unsinn, der einen gesetzlichen Anstrich hatte, zu beugen.
    Und nun war ich hilflos, an Händen und Füßen gebunden. Was sie getan hatten, konnten sie immer wieder tun … Und jetzt, wo ich Stärke wirklich brauchte, war ich hilflos.
    »Liebste, ich würde lieber sterben als dir weh tun«, sagte ich, »aber ich muß wissen, was vorgefallen ist.« Ich fragte nicht nach der Sharra. Ihre bebende Antwort reichte mir. »Wie kommt es, daß er dich nach so langer Zeit wieder zu mir läßt?«
    Sie unterdrückte ihr Schluchzen und sagte: »Ich habe ihm gesagt – und er wußte, daß ich es so meinte – ich würde mich umbringen, wenn er dich nicht befreite und uns zusammen sein ließe. Ich kann das immer noch tun, und er kann es nicht verhindern.«
    Ich verspürte einen Schauder des Entsetzens bis ins Mark. Sie redete weiter, mit einer bewußt ruhigen und sachlichen Stimme, und nur ich, der ich wußte, welche Disziplin sie zu einer Bewahrerin gemacht hatte, konnte abschätzen, wie schwer ihr das fiel. »Er kann ohne meine Hilfe die … Matrix nicht kontrollieren – dieses Ding. Und unter Drogen kann ich es auch nicht. Er hat es versucht, aber es hat nicht geklappt. Daher habe ich ein letztes Stück Macht über ihn. Er würde fast alles tun, damit ich mich nicht umbringe. Ich weiß, ich hätte es tun sollen. Aber ich mußte …« Schließlich brach ihre Stimme doch ein wenig. »… ich mußte dich wiedersehen, in einem Zustand, in dem du mich erkanntest und mit mir reden konntest.«
    Ich war verzweifelter als jemals zuvor. Ich fragte: »Weiß Kadarin, daß wir miteinander geschlafen haben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe versucht, es ihm zu erzählen. Ich glaube, im Moment hört er nur noch das, was er hören will. Er ist wahnsinnig. Es wäre ihm sowieso gleichgültig, denn er hält es für einen Comyn-Aberglauben.« Sie biß sich auf die Lippe und sagte: »Und es kann auch nicht so gefährlich sein, wie du denkst, denn ich bin noch am Leben und bei Gesundheit.«
    Aber bei nicht sehr guter, dachte ich und blickte in ihr bleiches Gesicht, sah die bläuliche Linie um ihren Mund. Am Leben, ja. Aber wie lange konnte sie das aushalten? Würde Kadarin sie verschonen, oder würde er sie rücksichtslos benutzen, um seine Ziele zu verfolgen – was immer das jetzt in seinem Wahnsinn für Ziele sein mochten –, bis ihr zarter Körper zusammenbrechen würde?
    Wußte er überhaupt, daß er sie tötete? Hatte er sich überhaupt darum gekümmert, daß sie abgeschirmt wurde?
    »Du hast von einem Feuer in Caer Donn

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