Hasturs Erbe
überwältigendes Gefühl geschärfter Wahrnehmung. Er könnte vielleicht auch Kennard erreichen oder jemand anders auf dem Arilinn, aber da war nichts, nichts außer dem großen, brennenden, geketteten Bild, das er als Sharra erkannte.
Irgend etwas Schreckliches ging in den Bergen vor sich.
Danilo sagte: »Ich glaube, jeder Telepath auf Darkover wird es inzwischen gemerkt haben, Regis. Unterhalten sie auf den Türmen nicht einen Wachdienst für so etwas? Du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen, weil du es, allein und ohne Ausbildung, nicht schaffst.«
»Ich fühle mich nicht eigentlich schuldig, aber ich mache mir entsetzliche Sorgen. Ich habe auch versucht, Lew zu erreichen. Und ich konnte es nicht.«
»Vielleicht ist er schon sicher auf dem Arilinn außerhalb ihres Machtbereichs.«
Regis wünschte sich, er könnte es glauben. Seine Gedanken waren nun klar, und er wußte, die Krankheit würde nicht zurückkehren, doch das Wiedererscheinen von Sharras Bild machte ihm Sorgen. Er hatte Geschichten von außer Kontrolle geratenen Matrizes gehört, die meisten aus dem Zeitalter des Chaos, doch einige auch aus neueren Zeiten. Eine Wolke bedeckte die Sonne, und er zitterte vor Kälte.
Danilo sagte: »Ich denke, wir sollten weiterreiten, wenn du fertig bist.«
»Fertig? Ich habe noch nicht einmal angefangen«, sagte er kläglich und steckte die Matrix wieder in die Tasche. »Wir gehen weiter, aber laß mich erst etwas essen.« Er nahm das angebotene Stück Trockenfleisch, das Danilo ihm reichte, und kaute es. Sie saßen Seite an Seite auf einem umgestürzten Baum. Ihre Pferde grasten in der Nähe in dem schmelzenden Schnee. »Wie lange sind wir schon unterwegs. Dani? Ich habe den Überblick verloren, als ich krank war.«
»Sechs Tage, glaube ich. Wir sind nur noch wenige Tage von Thendara entfernt. Vielleicht erreichen wir heute abend den Rand des Armida-Gebietes, und ich kann irgendwie meinem Vater eine Nachricht zukommen lassen. Lew hat Beltrans Männern befohlen, ihm etwas zu übermitteln, doch ich glaube nicht, daß sie es getan haben.«
»Großvater hat Lord Kermiac immer als vertrauenswürdige Person betrachtet. Beltran ist ein sonderbarer Apfel von solch einem Stamm.«
»Wahrscheinlich war er recht anständig, bis er in Sharras Hände geriet«, sagte Danilo. »Oder vielleicht hat Kermiac zu lange regiert. Ich habe gehört, daß ein Land, daß zu lange unter der Herrschaft alter Männer lebt, sich verzweifelt und zu jedem Preis nach irgendeinem Wechsel sehnt.«
Regis fragte sich, was in den Domänen geschehen würde, wenn die Regentschaft seines Großvaters beendet sein würde, wenn Prinz Derik Elhalyn die Krone übernahm. Würde auch sein Volk um jeden Preis einen Wechsel herbeisehnen? Er dachte an den Rat der Comyn, als Danilo und er den Kampf um die Macht beobachtet hatten. Nun würden sie nicht mehr bloß zusehen, sie würden daran teilnehmen. War Macht immer böse, immer korrupt?
Dani sagte, als kenne er Regis Gedanken: »Aber Beltran wollte nicht allein die Macht, um Dinge zu ändern. Er wollte eine ganze Welt als Spielzeug.«
Regis erstaunte die Klarheit dieses Gedankens, und ihm gefiel der Gedanke, daß, wenn das Schicksal ihrer Welt von den Hasturs abhängen sollte, er jemanden wie Dani hätte, ihm bei seinen Entscheidungen beizustehen. Er streckte die Hand aus und drückte Danis Finger kurz und fest. Dann sagte er lediglich: »Laßt uns die Pferde satteln. Vielleicht können wir etwas dagegen tun, daß er sie nicht als Spielball bekommt.«
Sie wollten gerade aufsitzen, als sie ein entferntes Dröhnen hörten, das bald den ganzen Himmel zu erfüllen schien. Danilo blickte hoch. Ohne ein Wort zogen er und Regis in den Schutz der Bäume. Doch der Hubschrauber, der über ihnen schwebte, schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit.
»Hat nichts mit uns zu tun«, sagte Danilo, als er außer Sichtweite war. »Wahrscheinlich irgendeine terranische Angelegenheit.« Er atmete tief aus und lachte fast entschuldigend. »Ich werde niemals wieder einen Hubschrauber ohne Angst hören.«
»Und doch wird einmal der Tag kommen, an dem wir diese Maschinen benutzen müssen«, sagte Regis langsam. »Vielleicht würden sich die Domänen und die Lande Aldarans besser verstehen, wenn es nicht ein Zehntagesritt von Thendara nach Caer Donn wäre.«
»Vielleicht.« Aber Regis spürte, wie sich Danilo zurückzog, und er sagte nichts weiter. Als sie weiterritten, dachte er, so wie die Dinge lagen, waren die Terraner da, und
Weitere Kostenlose Bücher