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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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vermutet hatte. Jetzt erhebt sich die Frage: Was sollen wir tun?«
    »Ihr habt gesagt, ihr hättet etwas vom Arilinn gehört, Onkel. Lew ist also wohlbehalten dort?«
    »Er ist nicht auf dem Arilinn, und die Bewahrerin dort, die ihn gesucht hatte, konnte ihn nicht finden. Ich fürchte, man hat ihn wieder eingefangen. Wir haben nur gehört, daß die Sharra auferstanden ist und in den Hellers rast. Wir haben jeden Telepathen außerhalb der Türme zusammengerufen, in der Hoffnung, daß wir sie irgendwie unter Kontrolle bringen können. Sonst hätte mich nichts anderes hinausbringen können«, fügte er mit einem leeren Blick auf die verkrüppelten Hände und Füße hinzu, »aber ich wurde im Turm ausgebildet und weiß vielleicht mehr über Matrixarbeit als jeder andere, der nicht direkt in einem Turm arbeitet.«
    Regis ritt an seiner Seite und fragte sich, ob Kennard stark genug sein würde. Konnte er wirklich mit der Sharra fertig werden?
    Kennard antwortete auf seine unausgesprochene Frage. »Ich weiß es nicht, mein Sohn«, sagte er laut. »Aber ich werde es versuchen müssen. Ich hoffe nur, ich muß nicht Lew entgegentreten, wenn man ihn wieder in die Sharra hineingezwungen hat. Er ist mein Sohn, und ich will ihm nicht als Feind begegnen.« Sein Gesicht straffte sich in Entschlossenheit und Kummer. »Aber ich werde es tun, wenn es sein muß.« Und Regis hörte auch hier den unausgesprochenen Teil des Satzes: Auch wenn ich ihn töten muß!
     

 
24
     
    (Schluß von Lew Altons Erzählung)
     
    Bis zum heutigen Tage habe ich nicht erfahren und kann nicht einmal raten, wie viele Tage ich unter der Droge verbracht habe, die mir Kadarin aufgezwungen hatte. Es gab keine Übergangszeit, keine Zeit unvollständiger Wahrnehmungen. An irgendeinem Tag jedenfalls hellten sich meine Gedanken plötzlich wieder auf, und ich fand mich in einem Stuhl in der Gästesuite auf Aldaran und zog ruhig meine Stiefel an. Den einen Schuh hatte ich bereits am Fuß, der andere stand noch auf dem Boden, doch ich konnte mich nicht daran erinnern, den ersten übergezogen zu haben oder daran, was ich davor getan hatte.
    Langsam hob ich eine Hand vor das Gesicht. Der letzte deutliche Eindruck war, daß ich von Kadarin die Droge nahm und schluckte. Alles danach war wie ein Traum, halluzinatorische Pseudoerinnerungen an Haß und Lust und Feuer und Wahnsinn. Ich wußte, daß einige Zeit verstrichen war, doch ich hatte keine Ahnung, wieviel. Als ich die Droge schluckte, hatte mein Gesicht nach den wüsten Schlägen Kadarins geblutet. Jetzt war mein Gesicht glatt, abgesehen von ein paar Schorfkrusten, die ziemlich schmerzten. Doch die Wunden waren geschlossen und heilten ab. Ein scharfer Schmerz in der rechten Hand, wo sich die alte Narbe von der Matrixverbrennung von meinem ersten Jahr auf dem Arilinn befand, ließ mich zusammenzucken. Neugierig drehte ich die Hand um und blickte sie an. Drei Jahre lang war es eine münzgroße weiße Narbe gewesen, ein kleiner, häßlicher, wulstiger Fleck mit ein paar auslaufenden Narbenlinien. So hatte sie zumindest ausgesehen.
    Aber jetzt – ich starrte in völliger Überraschung hinab. Der weiße Fleck war verschwunden. Statt dessen sah ich eine rohe, rote, eitrige Verbrennung, welche die halbe Handfläche bedeckte. Es schmerzte höllisch.
    Was hatte ich damit gemacht? Irgendwo im Hinterkopf war ich absolut sicher, daß ich daniedergelegen und die ganze Zeit über Halluzinationen hatte. Statt dessen saß ich hier halb angekleidet. Was zum Teufel ging hier vor?
    Ich ging ins Bad und blickte in einen großen, gesprungenen Spiegel.
    Das Gesicht, das mir entgegenstarrte, war nicht das meine.
    Einen Moment wirbelten meine Gedanken wie toll am Rande des Wahnsinns. Dann merkte ich langsam, daß die Augen, die Haare, die vertrauten Augenbrauen und das Kinn vorhanden waren. Aber das Gesicht selbst war ein geisterhaftes Netz aus ineinander übergehenden Narben, flammend roten Wunden, schwärzlichen und blauen Krusten und Verletzungen. Eine Lippe war nach oben gezerrt und so verheilt, was mir ein grauenhaftes, permanentes spöttisches Grinsen verlieh. Mein Haar zeigte graue Strähnen. Ich sah um Jahre älter aus. Plötzlich fragte ich mich in wahnsinniger Panik, ob sie mich so lange, bis zum Altwerden, unter Drogen gehalten hatten …
    Schnell drängte ich den aberwitzigen Gedanken beiseite und beruhigte mich. Ich trug die gleichen Kleider wie an jenem Tag, als ich gefangen wurde. Sie waren schmutzig und zerknüllt, aber

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