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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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blickte auf Hunderte von dort versammelten Menschen herab, fühlte das Feuer hinter mir brennen, mich durchzucken mit wilder Lust und Entsetzen. Ich spürte die ungezügelten Emotionen der Menschen von unten heraufspülen, nach dorthin, wo ich stand, das Sharra-Schwert in den Händen, meine Nerven mit einem Kitzel aus grausamer Furcht, Lust, Gier nährend …
    Wiederum war ich ein ängstliches Kind zwischen den Händen meines Vaters und erwartete gehorsam die Berührung, die mir entweder mein Erbe oder den Tod bringen würde. Ich spürte die Wut in mir aufwallen, und ich ließ meinen Vater durch das Feuer verzehren. Er ging in Flammen auf, brannte, brannte …
    Ich sah Regis Hastur in einer kleinen Hütte irgendwo auf dem Weg nach Thendara liegen und wußte, er hatte es nicht geschafft. Er lag im Sterben. Sein Körper zuckte unter den letzten zerreißenden Krämpfen. Er war nicht in der Lage, die dunkle Schwelle zu überschreiten, versagte, starb, brannte …
    Ich spürte, wie mich Dyan Ardais von hinten angriff, fühlte meinen Arm unter seinem Griff knacken, fühlte in seiner Berührung Grausamkeit und Lust. Ich wandte mich gegen ihn und überschüttete ihn mit Haß und Gewalt, sah auch ihn unter der Flamme meines Hasses verbrennen, verbrennen …
    Einmal hörte ich Marjorie hilflos weinen und rang um mein Bewußtsein, und dann war ich in meinem Zimmer in Burg Aldaran, doch gebunden mit ungeheuren Gewichten. Irgend jemand zwang meine Kiefer auf und flößte mir noch eine Dosis jener ätzenden roten Droge ein, und ich begann mich wieder in den Träumen zu verlieren, die keine Träume waren.
    Ich stand oben auf einer hohen Treppe, die immer weiter hinab in den flammenden Höllenschlund führte, und Marjorie stand mit der Sharra-Matrix in den Händen vor mir. Ihr Gesicht war leer und bleich, und die Matrix brannte wie Feuer in meinen Händen, brannte durch meine Hand hindurch. Unten wandten sich mir die Gesichter von Menschen zu, durchspülten mich wieder mit Wellen ungezügelter Emotionen, so daß ich auf ewig in einem Höllenfeuer aus Wut und Lust brannte, brannte, brannte …
    Einmal hörte ich Thyra aufschreien: »Nein, nein, ich kann nicht! Ich will nicht!« Und dann war da ein schreckliches Weinen. Selbst am Totenbett ihres Vaters hatte sie nicht so geweint …
    Und dann war ohne Übergang Marjorie in meinen Armen, und ich warf mich auf sie, wie zuvor schon einmal. Ich bedeckte sie mit verzweifelten, wahnsinnigen Küssen. Dankbar versenkte ich mich in ihre Wärme. Mein Körper und selbst mein Blut brannten, brannten; ich versuchte in einem einzigen Akt den Anfall von Wut und Lust, der mich quälte, abzuschütteln, der mich für Tage, Monate, Jahre, Ewigkeiten hilflos gemacht hatte … Ich versuchte, mich zu stoppen, merkte, daß eine Dimension von Realität hineingekommen war, die in den meisten anderen Träumen oder Halluzinationen nicht vorhanden gewesen war. Ich versuchte zu schreien. Wieder geschah es, diese Sache, die ich fürchtete und haßte, die ich begehrte … die ich nicht sehen wollte … ich war verantwortlich, persönlich verantwortlich für diese Grausamkeit und Gewalt! Es war mein eigener Haß, den ich nie zugelassen, nie zugegeben hatte. Diesen Haß benutzten sie und leiteten ihn durch mich hindurch! Ich war nicht mehr in der Lage, mich selbst aufzuhalten. Eine Welt des Wahnsinns erfaßte mich, riß unaufhörlich mit riesigen Klauen an mir. Marjorie weinte hilflos, und ich spürte ihre Furcht und ihren Schmerz in mir brennen, brennen … Blitze durchzuckten meinen Körper. Donner brüllte innerhalb und außerhalb einer Welt aus Lust und Wut in meinen Lenden … und es brannte, brannte …
    Ich war allein. Erschöpft lag ich da, immer noch verstört von den Träumen. Ich war allein. Wo war Marjorie? Nicht hier. Dank den Göttern, nicht hier, nicht hier! Nichts davon war Wirklichkeit gewesen.
    Geist und Körper ruhten sich aus, und ich schlief ein. Doch weit entfernt in der Dunkelheit weinte jemand …
     

 
23
     
    »Dieses Mal ist es keine Schwellenkrankheit, Bredu«, sagte Regis und hob den Kopf über der Matrix. »Dieses Mal mache ich es richtig, aber ich kann nichts sehen außer … dem Bild, das mich schon auf dem Weg nach Norden überfiel. Das Feuer und das goldene Bild. Sharra.«
    Danilo sagte zitternd: »Ich weiß. Auch ich habe es gesehen.«
    »Immerhin hat es mich dieses Mal nicht bewußtlos gemacht.« Regis bedeckte die Matrix. Jetzt überkam ihn dabei keine Übelkeit mehr, nur ein

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