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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Großvater gedient!«
    Damon MacAnndra sagte mit einem vorsichtigen Blick zu dem Offizier: »Ich habe gehört, es wird dieser, du weißt schon, Kapitän Ardais.«
    Julian meinte: »Ich hoffe, das ist ein Scherz. Gestern abend war ich in der Waffenkammer und …« Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern. Regis war zu weit entfernt, doch die Jungen um ihn her reagierten mit nervösem, schrillem Gekicher. Damon sagte: »Das ist doch gar nichts. Hört mal, habt ihr von meinem Vetter Octavien Vallonde gehört? Letztes Jahr …«
    »Hör auf«, sagte ein fremder Kadett, gerade laut genug, damit Regis es hören konnte. »Du weißt, was mit ihm passiert ist, weil er über einen Comyn-Erben getratscht hat. Hast du vergessen, daß wir jetzt auch einen in der Baracke haben?«
    Abrupt trat Stille zwischen den Kadetten ein. Sie trennten sich und begannen, durch den Raum zu gehen. Auf Regis wirkte dies wie ein Schlag ins Gesicht. In der einen Minute lachten und scherzten sie und bezogen ihn in ihre Späße ein, in der nächsten war er der Außenseiter, eine Bedrohung. Es war noch schlimmer, weil er den Verlauf des Gesprächs nicht richtig mitbekommen hatte.
    Er ging auf Danilo zu, der ihm wenigstens etwas vertraut war, »Was geschieht nun?«
    »Ich denke, wir warten auf jemanden, der es uns sagt. Ich wollte nicht Aufmerksamkeit erregen und Euch Probleme bereiten, Lord Regis.«
    »Du auch, Dani?« Das formelle Lord Regis schien wie ein Symbol der Distanz zu sein, die man ihm gegenüber hielt. Ihm gelang ein Lachen. »Hast du nicht gerade gehört, wie mich Lew Alton nachdrücklich erinnert hat, daß mich hier niemand so nennen würde?«
    Dani schenkte ihm ein schnelles, spontanes Lächeln. »Stimmt.« Er blickte sich in der Baracke um. Es war ein kahler, kalter, trostloser Raum. In zwei Reihen standen entlang den Wänden ein Dutzend harter, schmaler Pritschen. Alle außer einer waren mit Sachen belegt. Danilo wies auf die unbesetzte Pritsche hin und sagte: »Die meisten von uns waren gestern abend schon hier und haben sich Betten ausgesucht. Ich denke, das da wird deines sein. Es steht übrigens neben meinem.«
    Regis zuckte die Achseln. »Sie haben mir keine große Wahl gelassen.« Es war natürlich der ungünstigste Platz in einer Ecke unter einem hohen Fenster, wo es wahrscheinlich scheußlich zog. Nun, es konnte kaum schlimmer sein als im Studentenschlafsaal in Nevarsin. Auch nicht kälter.
    Der Kadett des dritten Jahrgangs sagte: »Männer, Ihr habt den Rest des Morgens Zeit, eure Betten zu machen und eure Sachen zu verstauen. Essen ist in den Baracken zu keiner Zeit erlaubt. Alles, was auf dem Boden liegt, wird konfisziert.« Er blickte in die Runde der Jungen, die ruhig seine Befehle erwarteten. Er sagte: »Die Uniformen werden morgen ausgegeben. MacAnndra …«
    Damon sagte: »Sir?«
    »Laß dir beim Friseur die Haare schneiden. Hier ist keine Tanzschule. Haar länger als über das Schlüsselbein paßt nicht zur Uniform. Deine Mutter fand die Locken vielleicht süß, aber der Offizier wird es nicht mögen.«
    Damon wurde so rot wie ein Apfel, und er zog beschämt den Kopf ein.
    Regis untersuchte das Bett, das aus rohen Brettern und einer Strohmatratze in rauhem, sauberem Bezug bestand. Am Fußende lagen gefaltet ein paar dicke, dunkelgraue Wolldecken. Sie sahen kratzig aus. Die anderen Jungen bauten sich die Betten mit mitgebrachten Laken. Regis begann im Kopf eine Liste aufzustellen von den Dingen, die er aus den Räumen seines Großvaters holen mußte. Sie begann mit Bettlaken und Kissen. Am Kopfende eines jeden Bettes befand sich ein kleines Regal, auf das die Kadetten bereits ihre persönliche Habe gelegt hatten. Am Fußende eines jeden Bettes stand eine Holzkiste. Die Deckel waren sämtlich zerkratzt von Messern, verschlungenen Initialen oder trugen Brandzeichen – Merkmale von Generationen unruhiger Jungen. Regis kam in den Sinn, daß sein Vater vor Jahren in eben diesem Raum Kadett gewesen sein mußte, auf einem harten Bett wie diesem, mit reduzierter Habe, wie hoch auch immer sein Rang und wie groß seine Reichtümer waren, reduziert auf das, was auf das handbreite Regal paßte. Danilo legte auf sein Brett einen einfachen Holzkamm, eine Haarbürste, eine gesprungene Tasse, einen Teller und eine kleine Schachtel mit eingelegtem Silber, aus der er ehrfürchtig eine Cristoforo -Statue des Bürdenträgers nahm, der auf seinen Schultern die Leiden der Welt trägt.
    Unter dem Regal befanden sich Haken für Schwert und

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