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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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der Alte Dyans Namen darauf sehen und mich der Lüge bezichtigen. »Ich bitte Euch mit allem Respekt, die Jungen zu übernehmen, bis er seinen Wunsch bekannt gibt.«
    Als ich auf meinen Platz zurückkehrte, sprang Dyan auf die Füße. »Du verdammter Junge, hat Kennard denn nicht …« Er sah die neugierigen Blicke auf uns gerichtet und senkte die Stimme. »Warum habt Ihr nicht allein mit mir darüber geredet?«
    Verdammt. Er wußte es. Und ich erinnerte mich, daß er als starker Telepath galt, wenn man ihm auch aus unbekannten Gründen den Zugang zum Turm verwehrt hatte. Also wußte er, was ich wußte. Ich verbarrikadierte meine Gedanken gegen ihn. Es gibt nur wenige, die die Gedanken eines Alton lesen können, wenn er gewarnt ist. Es war ein ernster Bruch der Etikette und der Ethik der Comyn, daß Dyan dies uneingeladen getan hatte. Oder wollte er mir mitteilen, er glaube, ich verdiene die Comyn-Immunität nicht? Ich sagte kalt, wobei ich versuchte, höflich zu sein: »Wenn ich mich mit dem Kommandanten beraten habe, Kapitän Ardais, werde ich Euch seine Wünsche bekannt machen.«
    »Verdammt, der Kommandant hat seinen Wunsch kundgetan, und Ihr wißt es!« sagte Dyan, wobei er die Lippen aufeinanderpreßte. Es war noch Zeit. Ich konnte so tun, als entdecke ich seinen Namen auf der Liste. Aber sich in den Staub werfen vor diesem schmutzigen Strichjungen von den Hellers? Ich wandte mich ab und sagte zu di Asturien: »Wenn Ihr bitte Eure Untergebenen entlassen wollt?«
    »Du unverschämter Bastard! Ich werde dich dafür prügeln lassen!«
    »Vielleicht bin ich ein Bastard«, sagte ich, wobei ich weiterhin leise sprach, »aber wahrscheinlich ist es kein sonderlich erhebender Anblick, wenn sich zwei Kapitäne der Wache vor den Augen der Kadetten streiten, Kapitän Ardais!«
    Das schluckte er. Er war Soldat genug, um zu wissen, daß dies zutraf. Als ich die Männer entließ, dachte ich über den mächtigen Feind nach, den ich mir zugezogen hatte. Vorher hatte er mich nicht leiden können, doch er war ein Freund meines Vaters und würde alles dulden, was mit dem Freund zu tun hatte, solange es im Rahmen blieb. Jetzt war ich ein gutes Stück über das hinausgegangen, was nach seiner begrenzten Vorstellung diesen Rahmen ausmachte, und er würde es mir niemals vergeben.
    Nun, ich konnte auch ohne seine Wertschätzung leben. Aber ich sollte keine Zeit verlieren, mit Vater zu reden. Dyan würde es auch nicht tun.
    Ich fand Vater wach und schwach vor, in Bandagen gewickelt. Sein lahmes Bein hatte man hochgehängt. Er sah eingefallen und gerötet aus, und ich wünschte, ich müßte ihm keinen Kummer bereiten.
    »Ging der Aufruf gut vonstatten?«
    »Ganz gut. Danilo hat einen guten Eindruck hinterlassen«, sagte ich, weil ich wußte, was er hören wollte.
    »Regis wurde im letzten Augenblick dazugenommen. War er dort?«
    Ich nickte, und Vater fragte: »War auch Dyan da, um das Kommando zu übernehmen? Auch er hat eine schlaflose Nacht gehabt, doch er hatte versprochen zu erscheinen.«
    Ich blickte ihn wütend an, und schließlich brach es aus mir heraus: »Vater! Das kannst du doch nicht ernst gemeint haben. Ich habe es für einen Scherz gehalten! Dyan als Kadettenmeister?«
    »Ich mache keine Scherze mit der Wache«, sagte Vater mit hartem Gesicht, »und warum nicht Dyan?«
    Ich zögerte und sagte dann: »Muß ich es in aller Länge ausbreiten? Hast du das letzte Jahr und den Vallonde-Jungen vergessen?«
    »Hysterie«, meinte Vater mit einem Achselzucken. »Du hast es ernster als notwendig genommen. Als es sich zuspitzte, hat sich Octavien geweigert, sich einer Befragung seines Laran zu unterziehen.«
    »Das beweist nur, daß er Angst vor dir hatte«, ereiferte ich mich, »sonst nichts! Ich kenne erwachsene Männer, harte Veteranen, die zusammenbrechen und jede Strafe akzeptieren, nur um dieser Prozedur zu entgehen! Wie viele reife Erwachsene können die telepathische Überprüfung eines Altons ertragen? Octavien war fünfzehn!«
    »Du siehst nicht den Punkt, Lew. Tatsache ist, daß, da er die Anklage nicht erhärtete, ich offiziell nicht gezwungen bin, mich der Sache anzunehmen.«
    »Ist dir zufällig aufgefallen, daß Dyan es niemals bestritten hat? Er hatte nicht den Mut, einen Alton anzulügen, oder?«
    Kennard seufzte und versuchte, sich aufzurichten. Ich sagte: »Komm, ich helfe dir«, doch er winkte ab. »Setz dich, Lew. Steh nicht wie ein rächender Gott über mir. Wieso, glaubst du, sollte er sich zu einer Lüge

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