Hasturs Erbe
ihm auf Terra. Diese Ehe wurde nicht glücklich, hieß es, und sie trennten sich wieder, nachdem sie ihm zwei Kinder geboren hatte. Mariel wollte mit ihrer Tochter Elaine auf Terra bleiben. Wade Montray kam mit seinem Sohn Larry, den wir Lerrys nannten, zurück nach Darkover. Und jetzt kannst du sehen, wie die Hand des Schicksals eingreift, denn Larry Montray und dein Vater, Kennard, trafen sich als Jungen und schworen sich Freundschaft. Ich bin kein großer Anhänger der Prädestination oder Schicksalsdeutung, doch es kam so, daß Larry Montray auf Darkover blieb und auf Armida groß wurde, und dein Vater wurde nach Terra geschickt, um bei Wade Montray erzogen zu werden als sein Sohn, in der Hoffnung, daß diese beiden Jungen die alte Verbindung zwischen der Erde und Darkover neu erstellen würden. Und da hat dein Vater natürlich Wade Montrays Tochter, die Tochter meiner Schwester Mariel, getroffen. Um es kurz zu machen, Kennard kehrte nach Darkover zurück, wurde an eine Frau aus den Domänen verheiratet, die ihm keine Kinder gebar, und diente im Arilinn-Turm – einiges davon wirst du kennen. Doch er dachte immer noch an Elaine und wollte sie schließlich heiraten. Ich als ihr nächster Verwandter erteilte die Zustimmung. Ich habe immer geglaubt, solche Ehen müßten Glück bringen, und Kinder mit Mischblut sind der beste Weg zur Freundschaft zwischen Menschen von verschiedenen Welten. Ich hatte damals keine Ahnung, daß eure Comyn-Verwandten die Ehe nicht anerkennen würden und nicht die gleiche Freude daran hätten wie ich.«
Was für ein Fehler der Comyn, dachte ich, um so mehr, als sie es gewesen waren, die Vater zuerst nach Terra geschickt hatten. Nun, ihre Handlungen sind seitdem immer so gewesen. Noch ein Groll, den ich gegen sie hegte.
Und dennoch stand mein Vater auf ihrer Seite!
Kermiac schloß: »Als deutlich wurde, daß sie dich nicht anerkennen wollten, bot ich Kennard an, du solltest hier aufwachsen, immerhin als Elaines Sohn geehrt, wenn schon nicht als seiner. Er war sicher, sie zwingen zu können, dich schließlich doch anzuerkennen. Er hat damit also Erfolg gehabt?«
»Wenn man so will«, sagte ich langsam, »bin ich sein Erbe.« Ich wollte mit ihm nicht diskutieren, welcher Preis dafür zu zahlen war. Noch nicht.
Der Haushofmeister hatte versucht, die Aufmerksamkeit Lord Kermiacs auf sich zu lenken. Er sah ihn und gab das Zeichen, die Tafel aufzuheben. Als sich die große Menge, die an seinem Tisch gegessen hatte, zu zerstreuen begann, führte er mich in einen kleinen Wohnraum mit dämmrigem Licht. Ein gemütliches Zimmer mit einem offenen Feuer. Er sagte: »Ich bin ein alter Mann, und alte Männer werden schnell müde, Neffe. Doch bevor ich mich zur Ruhe begebe, möchte ich dich mit deinen Verwandten bekannt machen. Neffe, dein Cousin, mein Sohn Beltran!«
Bis zum heutigen Tag, selbst nach allem, was später erfolgte, erinnere ich mich immer noch an das Gefühl, als ich meinen Cousin zum ersten Mal ansah. Endlich wußte ich, welches Blut mich zu einem solchen Wechselbalg unter den Comyn gemacht hatte. In Gestalt und Zügen hätten wir Brüder sein können. Ich kenne Zwillinge, die sich weniger ähnlich sehen. Beltran streckte die Hand aus, zog sie wieder zurück und sagte: »Tut mir leid, ich habe gehört, Telepathen berühren Fremde nicht gerne.«
»Ich würde einem Verwandten nicht die Hand verweigern«, sagte ich und gab den Händedruck leicht zurück. In der merkwürdigen Stimmung, in der ich mich befand, vermittelte mir die Berührung eine rasche Abfolge von Eindrücken: Neugier, Begeisterung, eine entwaffnende Freundlichkeit. Kermiac lächelte uns zu, als wir nahe beieinander standen, und sagte: »Ich überlasse dich deinem Cousin Beltran. Lew, glaube mir, hier bist du zu Hause.« Er wünschte eine gute Nacht und ließ uns allein. Beltran zog mich zu den anderen. Er sagte: »Die Pflegekinder und Mündel meines Vaters, Cousin, und meine Freunde. Komm und begrüße sie. Du wurdest also im Turm ausgebildet? Bist du auch ein natürlicher Telepath?«
Ich nickte, und er sagte: »Bei uns ist Marjorie der Telepath.« Er ging auf das hübsche rothaarige Mädchen in Blau zu, die ich am Tisch bemerkt hatte. Sie lächelte und blickte mir direkt in die Augen, wie es die Mädchen aus den Bergen tun. Sie sagte: »Ja, ich bin Telepath, aber nicht ausgebildet. Vielleicht kannst du uns berichten, Verwandter, was man dir beigebracht hat.«
Ihre Augen waren von sonderbarer Farbe, einer Tönung, die
Weitere Kostenlose Bücher