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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gegenwärtigen Zustand fühlte ich mich, als ich Kadarin hinter mir ließ, als sei mir ein Riesengewicht von der Schulter gefallen.
    In diesem Teil der Welt, ein Fünftagesritt nördlich von Thendara, bedeutete mein Geleitschutz nichts. Des Nachts schliefen wir in Zelten und hielten Wache. Es war ein ödes Land, seit langem schon verlassen. Vielleicht nur drei- oder viermal bei einem Tagesritt sahen wir ein kleines Dörfchen, vielleicht ein halbes Dutzend Häuser, die sich auf einer Lichtung drängten, oder ein kleines Anwesen, wo ein zäher Bauer mit dem steinigen Boden und dem verwilderten Wald um den nackten Lebensunterhalt rang. Es gab hier so wenige Reisende, daß die Kinder aus den Häusern kamen und uns nachsahen.
    Die Straßen wurden immer schlechter, je weiter wir in die Berge vorstießen. Manchmal waren sie zu bloßen Trampelpfaden für Ziegen herabgekommen. Es gibt auf Darkover nicht viele gute Straßen. Mein Vater, der viele Jahre auf Terra gelebt hat, hat mir von den guten Straßen dort berichtet, aber hinzugefügt, es gäbe keine Möglichkeit, dieses System hierher zu übertragen. Für Straßenbau braucht man Sklavenarbeiter oder ungeheure Mengen von arbeitswilligen Menschen zum Mindestlohn oder schwere Maschinen. Auf Darkover hat es noch niemals Sklaven gegeben, nicht einmal Sklaven für die Bedienung von Maschinen.
    Es wunderte also nicht, dachte ich, wenn die Terraner zögerten, den Raumhafen in dieses Gebirge zu verlegen.
    Um so überraschter war ich, als wir am neunten Tag unserer Reise auf eine breite Straße gelangten, die gut gepflastert und breit genug für Karren und einige nebeneinanderher reitende Männer war. Mein Vater hatte mir auch gesagt, daß Caer Donn, als er zum letzten Mal im Gebirge in der Nähe von Aldaran gewesen war, nicht größer als ein mittleres Dorf gewesen sei. Berichte hatten ihn in der Zwischenzeit davon in Kenntnis gesetzt, es sei nun eine ordentliche Stadt. Doch mein Erstaunen vergrößerte sich noch, als ich auf die Spitze eines der höheren Berge gelangte, und das sah, was unter uns im Tal und auf den sanften Hängen der nahen Berge ausgebreitet lag.
    Es war ein klarer Tag, und wir konnten weit sehen. Tief unten am Grund des Tales, wo der Boden eben war, konnte man ein großes, eingezäuntes Gebiet mit ungewöhnlich ebener Oberfläche erkennen, und selbst von hier aus konnte man die Landebahnen und Rollbahnen sehen. Das mußte der alte Raumhafen der Terraner sein, den man nun als Landeplatz für Flugzeuge und kleinere Raketen benutzte, die Waren und Botschaften aus Thendara und Port Chicago brachten. In der Nähe des Arilinn gab es einen ähnlichen Landeplatz. Jenseits des Feldes lag die Stadt, und während sich meine Eskorte hinter mir aufbaute, hörte ich die Männer murmeln.
    »Ich kann mich erinnern, als ich ein kleiner Junge war, gab es hier noch keine Stadt!«
    »Ist wie die Stadt im Märchen, die über Nacht aus dem Boden wächst.«
    Ich erzählte ihnen von dem, was mein Vater über vorgefertigte Einzelteile berichtet hatte. Derartige Städte wurden nicht für Ewigkeiten errichtet, sondern konnten schnell aus dem Boden gestampft werden. Sie runzelten skeptisch die Stirn, und einer von ihnen sagte: »Ich will ja nichts gegen den Kommandeur sagen, Sir, aber da muß er Euch ein Märchen aufgetischt haben. Nicht einmal die Terraner können so schnell bauen.«
    Ich lachte. »Er hat mir auch von einem heißen Planeten erzählt wo die Eingeborenen nicht glaubten, es gäbe so etwas wie Schnee und ihn der Lüge beschuldigten, als er von den Bergen erzählte, die das ganze Jahr über mit Eis bedeckt sind.«
    Ein anderer streckte die Hand aus: »Burg Aldaran?«
    Nichts anderes hätte es sein können, es sei denn, wir hätten uns unglaublich verirrt: ein altes Fort, eine Festung aus rohen, verwitterten Steinen. Dies war die Festung der Renegaten-Domäne, die vor Jahrhunderten von den Comyn ausgestoßen wurde – niemand heute weiß mehr, warum. Doch sie war die ehemalige Siebente Domäne der alten Clans von Hastur und Cassilda.
    Bei mir vermischte sich Neugier mit Eifer und Zögern, als täte ich einen unwiderruflichen Schritt. Wieder einmal streckte das sonderbar abgehobene Zeitgefühl der Altons einen warnenden Finger aus. Was wartete auf mich in der alten Steinburg am anderen Ende des Tales von Caer Donn?
    Mit einem Stirnrunzeln brachte ich mich in die Gegenwart zurück. Man benötigte keine besondere Vorahnung, um zu spüren, daß man in einem vollständig anderen

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