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Hauch der Verdammnis

Hauch der Verdammnis

Titel: Hauch der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Morgenmantel fester zu, nahm ihre Taschenlampe aus einer Schublade und ging auf die Veranda hinaus. Sie schaltete das Außenlicht an, machte es aber sofort wieder aus, da es so sehr blendete, dass sie jenseits des Lichtscheins gar nichts erkennen konnte. Als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, schaltete sie die Taschenlampe an und ließ den Strahl über die kleine Lichtung wandern, in deren Mitte das Haus stand.
    Nichts.
    Nur die Schatten der Eukalyptusbäume, der alten Bäume, die sie wie Riesen aus einem dunklen Märchen umringten. Als das Licht zwischen ihren knorrigen Zweigen hindurch huschte, schienen sie zum Leben zu erwachen. Sie bewegten sich und streckten ihre Glieder nach ihr aus.
    Es sind doch nur Bäume, sagte sie sich.
    »Michael!« rief sie. »Michael, komm zurück.«
    Sie bekam auch diesmal keine Antwort, doch sie war sicher, dass er sie noch hören konnte. Aber warum hörte sie nicht, wie er durch den Eukalyptuswald lief?
    Nun fiel ihr ein, dass er barfuß war und den Boden ein dichter Laubteppich bedeckte, der sich durch den Regen der letzten Tage so mit Wasser vollgesogen hatte, dass man selbst mit Schuhen fast lautlos darauf lief.
    Sie ging um das Haus herum. Dann trat sie an den Rand der Lichtung und ging auch diese im Kreis ab. Sie leuchtete in das dichte Blattwerk und versuchte so weit wie möglich hineinzuspähen.
    Schließlich ging sie zum Haus zurück. Sie stand auf der Veranda und überlegte, was sie tun sollte.
    Den Wald absuchen?
    Aber wenn sie in den Eukalyptuswald und den dahinter beginnenden Regenwald ging, dann verirrte sie sich womöglich selbst.
    Sollte sie die Polizei rufen?
    Aber was konnte sie den Polizisten erzählen? Dass ihr asthmatischer Sohn mitten in der Nacht davongelaufen sei? Wenn sie sein Alter erfuhren, würden sie ihr auf alle Fälle raten, am nächsten Morgen wieder anzurufen.
    Doch was hatte Michael eigentlich dazu getrieben davonzulaufen?
    Offenbar hatte er wieder einen Alptraum gehabt, einen weitaus schlimmeren als den ersten. Sie hatte ihn kaum richtig gesehen, bevor er durch das Fenster geklettert war, aber die Furcht in seinen Augen war ihr nicht entgangen.
    Mit vor Angst aufgerissenem Mund hatte er sie angestarrt, als sei sie ein teuflischer Geist, der ihn angriff.
    Und dann war er aus dem Fenster hinaus, hatte sich auf der Veranda abgerollt und war wieder aufgesprungen, über die Lichtung gerannt und schließlich in der Dunkelheit der Nacht und des Waldes verschwunden.
    Falls der Wald sein Ziel war.
    Er trug nichts außer Jockey-Shorts.
    Zum erstenmal bereute sie es, ein freistehendes Haus gemietet zu haben. Warum hatte sie das nur getan? Wenn es hier Nachbarhäuser gäbe, wären rings herum auch Straßenlaternen, und dann hätte sie ihn sehen können und zumindest gewusst, in welche Richtung er gelaufen war.
    Nachbarn hätten ihn vielleicht auch gesehen, hätten sich Sorgen um den Jungen gemacht, der halbnackt durch die Nacht lief.
    Aber hier war nichts als die Dunkelheit, in der er sich verstecken konnte, und an den wenigen verstreuten Häusern konnte er leicht vorüberschleichen, ohne gesehen zu werden.
    Vielleicht sollte sie einfach nur warten.
    Vielleicht würde er einfach umkehren, wenn ihn der Terror seines Traumes schließlich losgelassen hatte.
    Als sich Katharine umdrehte, um wieder ins Haus zu gehen, merkte sie, dass ihre Augen brannten. Als sie mit der Hand darüberrieb, merkte sie noch etwas anderes.
    Der Wind hatte sich gelegt, die Blätter der Eukalyptusbäume raschelten nicht mehr. Bis auf das entfernte Quaken von Fröschen und das Zirpen der Insekten war alles still.
    Die Luft war schwer von dem Staub und den Gasen, die der Vulkan auf der Großen Insel ausgespuckt hatte.
    Wenn schon ihre Augen davon brannten, welche Wirkung hatte dieses Gemisch dann auf Michael? War es das? War er aufgewacht, weil ihm die verschmutzte Luft den Atem genommen hatte? Sie hatte es ja gerade selbst gespürt.
    Sie ging ins Haus, schloß hinter sich die Tür und schaltete alle Lichter drinnen und auf der Veranda ein, bis das Haus wie ein Stern in der Dunkelheit strahlte.
    So würde Michael das Haus auf jeden Fall auch von weitem sehen.
    Dann setzte sie sich hin und wartete. Sie fragte sich, wie lange sie es wohl aushalten würde, allein auf ihn zu warten, und wen sie anrufen sollte, wenn sie es nicht länger aushielte.
    Aber sie wusste natürlich, wen sie anrufen würde.
    Rob Silver.
    Er würde kommen und ihr helfen, und er würde Michael

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