Hauch der Verfuehrung
ersten Töne er-klangen. Dann zog er Jacqueline in seine Arme und auf die Tanzfläche.
Erst dann entspannte er sich ein wenig.
Sie hatten vielleicht vier Runden gedreht, bis Jacqueline wieder normal atmen konnte. Sie vernahm das leise Rascheln, mit dem sich die Seide ihres Kleides an seinem Rock rieb, war sich der Eindringlichkeit seines Blickes durchaus bewusst... Sie holte tief Luft und war sehr dankbar, dass er weiter in ihr Gesicht schaute. »Du bist sehr gut.«
Und sie sprach nicht nur vom Walzertanzen.
Die leicht geschwungene Linie seiner Lippen verriet, dass ihm das nicht entgangen war, aber seine Antwort lautete nur: »Du auch.«
Er hob den Kopf und führte sie durch eine weitere schwungvolle Drehung zum Ende des lang gestreckten Ballsaales. Dabei nutzte er die Gelegenheit, sie noch ein wenig näher an sich zu ziehen. Dann schaute er ihr wieder ins Gesicht und sagte: »Du hast in den letzten Jahren sicher nicht oft getanzt.«
»Nein.« Sie überlegte, ohne den Blick abzuwenden. »Nicht seit Thomas’ Tod.«
Und selbst davor hatte sie nie mit einem Partner getanzt, der sich so sicher bewegte, dass sie sich ihm ganz anvertrauen konnte und den Moment einfach genießen, die Bewegung und den Schwung des Tanzes.
»Ich tanze gerne Walzer.« Das Eingeständnis kam ihr über die Lippen, ohne dass sie darüber nachdenken musste.
Er sah ihr tief in die Augen. »Ich auch.«
Sie waren am anderen Ende des Ballsaales angekommen, an einer Stelle, die zu schmal war, um die Richtung zu ändern, doch er fasste sie einfach noch fester und führte sie mühelos und elegant durch den Engpass.
Sie konnte seine Kraft spüren, und Erregung pulsierte durch ihre Adern.
Der auf dem Fuße Verlangen folgte, das durch den Ausdruck in seinen Augen wuchs, durch das Wissen, dass auch er so fühlte. Sie erwiderte seinen Blick, versank in dem leuchtenden Braun, geriet immer tiefer in seinen Bann.
Ein sinnlicher Schauer rann ihr über den Rücken; ihre Haut wurde rosig, dann prickelte sie. Ihre Brustspitzen wurden überempfindlich, und tief in ihr entfaltete sich Hitze.
»Wenn ich häufiger mit dir tanze, benötige ich einen Fächer.«
Er lachte, und seine Augen blitzten. Doch sein Blick blieb eindringlich und voller Leidenschaft - weniger eine Einladung, sondern eher ein Versprechen.
Eine klare Erklärung, dass zwischen ihnen mehr sein würde.
Sie wunderte sich, warum sie keine Angst verspürte, noch nicht einmal Beklommenheit. Mit ihm hatten sich nie solche Gefühle in ihr gerührt - bei dem Gedanken an ihn oder das, was zwischen ihnen sein konnte ... würde, wenn sie zustimmte.
Die Musik schwoll an; seine Miene wurde ernster, sein Blick durchdringender. »Hast du dich schon entschieden?«
Seine Stimme war tief, sein Ton gleichmäßig, nicht fordernd. Höchstens lockend.
»Nein.« Sie erwiderte seinen Blick, als sie zum Stehen kamen. »Aber bald.«
Er musterte ihre Augen einen Moment länger, dann nickte er.
Gerrard zwang sich, sie loszulassen. Er führte sie an den Rand der Tanzfläche, wo schon kurz darauf ihr nächster Partner erschien, um sie zu entführen.
Er ließ sie mit wachsendem Zögern gehen; viel lieber hätte er sie an einen Ort gebracht, wo sie ungestört waren und er die nächsten Stunden damit verbringen konnte, sie zu überzeugen, sich ihm zu schenken. Stattdessen verfolgte er sein anderes Ziel und tanzte mit diversen anderen jungen Damen, wobei er dafür sorgte, dass sie so viele Tatsachen wie möglich über Thomas’ Tod erfuhren, ohne dass es groß auffiel.
Dann kam Eleanor zu ihm und ließ keinen Zweifel daran, dass sie diesen Tanz für ihn reserviert hatte. Normalerweise hätte er solche Anmaßung im Keim erstickt; doch selbst auf das Risiko hin, sie zu ermutigen, beschloss er, anzunehmen und herauszufinden, was Eleanor im Lichte von Jacquelines Anwesenheit hier am heutigen Abend über die Umstände von Thomas’ Tod dachte.
Doch Eleanor war nicht an Toten interessiert. »Es ist alles schon so lange her. Ich bin mir sicher, dass Jacqueline, die Arme, nichts damit zu tun hat, daher gibt es auch nichts dazu zu sagen, oder?« Sie richtete ihre strahlenden Augen auf sein Gesicht und versuchte, sich enger an ihn zu drücken, was er aber verhinderte. Daraufhin senkte sie die Lider und schenkte ihm einen schwülen Blick. »Ich würde viel lieber über aufregendere Themen sprechen.«
Es gelang ihm, sie durch den Rest des Tanzes zu führen, ohne ihr eine deutliche Abfuhr zu erteilen; als der Tanz zu Ende
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