Hauch der Verfuehrung
du es mir sagen? Nie? Aber wenn wir schon einmal dabei sind, Sachen zu bedenken, dann solltest du das hier mal in Betracht ziehen: Wenn ich dich liebte, würde ich Himmel und Erde in Bewegung setzen, um dich vor diesem Irren zu beschützen.«
Er sah ihr tief in die Augen, dann lächelte er.
Jacquelines Herz schmolz. In seinem Lächeln war kein Charme, sondern nur überbordendes Verständnis, Akzeptanz und Liebe. Es war wie ein Licht in seinen braunen Augen, ein Licht, das sie nicht übersehen oder falsch deuten konnte - ein Licht, das er nicht zu verbergen suchte.
Er hob seine freie Hand und legte sie ihr auf die Wange, hielt ihr Gesicht schräg, damit er ihr besser in die Augen sehen konnte. Als er sprach, schwang beinahe so etwas wie Ehrfurcht mit, als hätte er gerade eine Entdeckung gemacht. »Es ist nicht dein Herz, das du zu schützen versuchst, indem du leugnest, mich zu lieben - sondern ich bin es. Du versuchst, mich zu schützen.«
Natürlich. »Vielleicht, aber ...«
Sein Lächeln vertiefte sich; er senkte den Kopf und küsste sie.
Sie versuchte, kühl zu bleiben, sich nicht umstimmen zu lassen ... und versagte. Ein zitternder Seufzer entrang sich ihrer Brust, dann sank sie gegen ihn.
Und wieder spürte sie dieses mächtige Gefühl zwischen ihnen wachsen, sich ausdehnen und sie umhüllen. Spürte, wie es sie verband, hielt und vereinte, bis sie nicht länger zwei, sondern ein Wesen waren.
Als er den Kopf hob, war sie besiegt - nicht von ihm, sondern von dieser Macht. Er schien ebenfalls davon ergriffen, denn als er sprach, war seine Stimme rau: »Ich danke dir, dass du mich schützen wolltest, mein Herz.« Er hauchte einen Kuss auf ihre Fingerknöchel. »Aber so wird es nicht gehen.«
Einen langen Moment glaubte sie in seinen Augen zu ertrinken, dann erklärte er. »Timms hat vor gar nicht langer Zeit einmal etwas zu mir gesagt, als sie mich wegen meiner Einstellung zur Liebe gescholten hat. Ich weiß nicht mehr genau ihre Worte, aber vom Sinn her lief es darauf hinaus: Wenn es um Liebe geht, kommt es, wie es kommen muss -da gibt es nichts zu entscheiden oder zu wählen.«
Diese Worte waren so richtig, so zutreffend. Es war sinnlos, sich zu wehren. Aber trotzdem ... »Ich werde nicht einwilligen, dich zu heiraten.«
Er erwiderte ihren Blick, dann nickte er. »Gut. Wenn du darauf bestehst, wollen wir darauf momentan verzichten, unsere Verbindung bekanntzugeben.«
Sie betrachtete ihn aus schmalen Augen. Er erwiderte ihren Blick offen. Unnachgiebig. Aber sie konnte ebenfalls unnachgiebig sein. Wenn sie nachgäbe, selbst einer heimlichen Verlobung zustimmte, würde er das nur dazu benutzen, sie zu schützen - zumindest würde er die Sache so sehen. »Nein. Ich stimme nicht zu. Noch nicht. Sobald der Wahnsinnige entlarvt ist, kannst du mich noch einmal fragen.« Plötzlich fiel ihr etwas ein. »Ritter, die eine Jungfer in Nöten retten, dürfen ihre Belohnung erst einfordern, wenn der Drache wirklich getötet ist.«
Jetzt verengten sich seine Augen; sein Blick enthielt mehr als einen Anflug von seiner üblichen Arroganz und seiner Erbarmungslosigkeit. Seine Lippen wurden schmal, aber dann nickte er. »Gut.« Er holte tief Luft, sodass sein Brustkasten ihren Busen streifte. »Wir bringen das Porträt nach Hellebore Hall und warten Hand in Hand, Seite an Seite, dass der Mörder sich zeigt.«
Aber zuerst mussten sie noch an einem Familiendinner teilnehmen, wobei es galt, das immer dichtere Netz ihrer Gefühle zu verbergen. Ihre Emotionen schienen mit jeder Stunde zu wachsen, sich zu festigen und sie immer unauflösbarer aneinander zu binden.
Er förderte dies natürlich, und sie war hilflos, das zu verhindern.
Wie vereinbart wurde das Porträt im Empfangssalon ausgestellt; es stand auf dem Ehrenplatz vor dem leeren Kamin. Noch bevor die Gäste eintrafen, versammelten sich Timms, Minnie und Millicent in einem Halbkreis davor -und starrten es einfach nur an.
Dann wandte sich Minnie an Jacqueline und ergriff ihre Hand. »Meine Liebe, ich gestehe, ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimm war!« Sie schaute wieder auf das Bild. »Aber wie ich sehe, war es das sehr wohl.« Sie blickte zu Gerrard. »Lieber Junge, das hier ist die beste Arbeit, die du je abgeliefert hast - und aus mehr als nur einem Grund.«
Timms stimmte ihr beinahe mürrisch zu. »Es verrät so viel - es liegt so viel von euch beiden darin ... Ich hoffe nur, dass es erreicht, was es bezweckt.«
Die Türglocke ertönte; die ersten
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