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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sein, aber sie war nicht leichtfertig; sie war auch auf keinen Fall bar jeglicher Sorgen, wie sie es von Rechts wegen hätte sein müssen. Er hatte nicht das Gefühl, dass sie von Gram gebeugt war, auch nicht schlichtweg von Trauer. Sie war nicht von rührseliger Natur oder verdrießlich.
    Verletzt? Vielleicht, aber etwas war ganz sicherlich für ihre Zurückhaltung verantwortlich, ihre distanzierte Haltung gegenüber den Menschen um sie herum. Es lag nicht in ihrer Natur, sondern beruhte auf einer absichtlich getroffenen Entscheidung. Deshalb war es ihm auch aufgefallen.
    Was war ihr zugestoßen, wann war es gewesen, und warum waren die Auswirkungen davon noch immer zu spüren?
    Compton kam mit dem warmen Wasser für ihn; Gerrard verließ den Balkon, um sich zu rasieren und anzuziehen. Auf seinem Weg nach unten erinnerte er sich an die andere Frage, die seit seinem Zusammensein mit Jacqueline gestern Abend an ihm nagte.
    Was hatte sie damit gemeint, als sie gesagt hatte, für sie und ihren Vater sei es wichtig, dass das Porträt zeigte, was, ja, genau so hatte sie es ausgedrückt, was sie war?
    Mit diesen Gedanken beschäftigt, betrat er den Frühstückssalon. Da sein Zimmer praktisch am äußersten Ende des am weitesten entfernten Flügels lag, traf er als Letzter ein. Er begrüßte Lord Tregonning am Kopfende des Tisches mit einem Neigen des Kopfes, nickte Millicent und Jacqueline zu und ging dann zum Sideboard.
    Treadle hob für ihn die Deckel von den Schüsseln mit den warmen Speisen. Nachdem er seine Wahl getroffen hatte, kehrte er an den Tisch zurück und nahm auf den Stuhl neben Barnaby Platz - gegenüber von Jacqueline.
    Sein Blick glitt über sie, als er sich setzte. Sie war ... am besten passte vermutlich »hinreißend«, auch wenn er gewöhnlich vor so blumigen Ausdrücken zurückschreckte. Sie war entzückend anzusehen in einem Kleid aus elfenbeinfarbenem Musselin mit einem Muster aus winzigen Eichenblättern in Gold und Grün. Der geschwungene Ausschnitt betonte ihre Reize, das Oberteil war unter ihrem Busen mit einem frühlingsgrünen Band gerafft.
    Er setzte sich auf dem Stuhl anders hin und griff nach der Kaffeekanne.
    Barnaby grinste ihn an, sagte aber nichts, sondern widmete sich wieder seinem voll beladenen Teller mit Schinken und Gemüse.
    Im Gegensatz zum Dinner am Abend zuvor war das Frühstück in keiner Weise ungewöhnlich. Mitchel, der neben seinem Arbeitgeber saß, sprach mit ihm in gedämpfter Stimme über die Ernte und den Zustand der Äcker und Felder.
    Auf der anderen Seite des Tisches fing Millicent Gerrards Blick auf. »Ich hoffe, Ihr Zimmer ist behaglich.«
    »Vollkommen, danke.« Gerrard nahm einen Schluck Kaffee. »Ich habe mich gefragt, ob Sie und Miss Tregonning heute Morgen vielleicht Zeit hätten, Mr. Adair und mir die Gärten zu zeigen, wenigstens so weit, dass wir uns notdürftig zurechtfinden.«
    »Ja, natürlich.« Millicent schaute durch das Fenster in den blauen Himmel. »Dafür haben wir das perfekte Wetter.«
    Eine Sekunde verstrich in Stille.
    Gerrard hatte genug gelernt, um vorsichtig zu werden. »Miss Tregonning?« Als sie aufblickte, aber offensichtlich nicht wusste, was er wollte, erkundigte er sich höflich: »Haben Sie Zeit?«
    Sie sah ihm in die Augen, dann lächelte sie - ein weiteres spontanes Lächeln, diesmal in Vorfreude. Gerrard merkte, dass er zurücklächelte.
    »Ja, selbstverständlich. Die Gärten sind sehr weitläufig.« Sie schaute wieder auf ihren Teller. »Man verirrt sich leicht in ihnen.«
    In den Gärten verirren oder in ihrer komplizierten Persönlichkeit? Gerrard wusste, was für ihn die größere Gefahr darstellte; er verfügte über einen ausgezeichneten Orientierungssinn.
    Eine Stunde später, nachdem er das Studio im ehemaligen Kinder- beziehungsweise Schulzimmer besichtigt, für gut befunden und erklärt hatte, wie er alles haben wollte, trafen sich die vier wie verabredet auf der Terrasse.
    »Es ist am einfachsten, wenn wir an einer Stelle anfangen, die eine gewisse Bedeutung hat.« Mit ihrem zusammengerollten Sonnenschirm zeigte Jacqueline auf die Anhöhe gleich rechts neben dem Haus. »Der Garten des Herkules liegt am nördlichsten und zudem am Weg zu den Stallungen, eine Tatsache, die sich die meisten Herren problemlos einprägen können.« Sie drehte sich zu den anderen um. »Sollen wir beginnen?«
    Barnaby bedeutete ihr mit ausholender Geste voranzugehen. »Zeigen Sie uns den Weg, holde Jungfer - wir folgen Ihnen.«
    Sie lachte und

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