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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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konnte sie natürlich nicht, weil sie schon tot war.«
    Gerrard setzte sich, strich ihr langsam über die Hand, ging im Geiste nochmals alles durch, was sie berichtet hatte. »Ich kann immer noch nicht erkennen, warum irgendjemand auf die Idee kommen könnte, dass Sie bei dem Tod Ihrer Mutter Ihre Hand im Spiel hatten.«
    Sie lachte, allerdings nicht amüsiert; es klang zu viel Schmerz darin mit. »Man könnte sagen, dass es sich schlichtweg so ergeben hat.« Sie blickte auf ihre Hand in seiner. »Gewissermaßen in Ermangelung eines anderen Verdächtigen. Und weil ich nicht meine Unschuld beteuert habe -wenigstens nicht, bis es dann zu spät war.«
    Sie holte unsicher Luft. »Sofort danach ... als sie gefunden worden war, und später, da war ich zutiefst verzweifelt. Trotz dieser merkwürdigen Entfremdung zwischen uns hatten wir doch ein sehr inniges Verhältnis. Ich war ... außer mir vor Schmerz, nicht nur wegen ihres Todes, sondern auch wegen unseres Streites, weil sie gegangen war, während das noch zwischen uns stand, weil die letzten Worte, die zwischen uns gefallen sind, so furchtbar waren.«
    Ihre Stimme bebte, sie schluckte und schüttelte den Kopf. »Ich habe tagelang geweint. Ich erinnere mich nicht an alles, was ich gesagt habe - ich weiß nur, dass die Leute mein Verhalten danach als Beweis meiner Schuld angesehen haben.«
    Gerrard spürte, wie sich seine Wangenmuskeln verkrampften. Offen und ehrlich um einen Elternteil zu trauern, und dann wurde das gegen einen verwendet, das war ... er verkniff sich die scharfe Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag; ihre Enthüllungen waren noch nicht zu Ende - es war keine günstige Zeit für eine Unterbrechung.
    Sie fuhr fort; ihre Stimme war leise, aber klar, ihr Blick ruhte auf ihren verschlungenen Händen. »Wir waren in tiefer Trauer - ich habe drei Monate lang nicht das Haus verlassen, und ich habe auch keine Besucher empfangen. Ich erinnere mich nicht an viel aus der Zeit, außer dass Millicent zur Beerdigung kam und geblieben ist. Ich weiß nicht, was ich ohne sie getan hätte.
    Schließlich aber erholte ich mich von dem schlimmsten Schmerz und war bereit, wieder unter Menschen zu gehen ... und erst da merkte ich, was die Leute dachten - dass ich Mama in den Tod gestoßen hätte. Als ich das erkannte, habe ich nur gelacht, so unsinnig erschien mir die Vorstellung. Ich konnte nicht glauben, dass irgendjemand so etwas auch nur in Erwägung ziehen könnte. Ich nahm an, dass es einfach wieder eines von diesen albernen Gerüchten war, die mit einem Mal aufkommen und dann wieder verstummen ... nur, dass es so nicht kam.«
    Jacqueline hörte die Kraft in ihrer Stimme, spürte erneut das Aufwallen von Schmerz, und - noch stärker - die Wut, die darauf folgte, die sie in ihrem Entschluss nur bestärkte, ihren Plan zu verwirklichen. Sie schaute auf. »Zu dem Zeitpunkt, als ich das begriff, war es bereits zu spät. Ich habe versucht, mit meinem Vater zu sprechen, aber er hat sich geweigert, über das Thema zu reden. Bei den anderen war es genauso. Die Frithams, selbst Mrs. Elcott, die normalerweise über alles und jedes spricht. Sie war es dann auch, die mir beigebracht hat, was eigentlich los war: Der Grund, weshalb alle das Thema von Mamas Tod auf sich beruhen lassen wollten, war, dass sie glaubten, eine nähere Untersuchung des Vorfalls würde am Ende mich belasten.«
    Sie holte tief Luft und erklärte ruhiger: »Sie glauben, dass sie mich beschützen. Die einzigen Menschen, die an meine Unschuld glauben, sind Millicent, Jordan und Eleanor. Die anderen jungen Leute hier hatten keine Ahnung davon oder waren nicht involviert, aber alle anderen ... wir haben es versucht, aber keiner von uns kann das Thema ansprechen, ganz zu schweigen, es diskutieren.«
    Frustration klang aus ihrem Tonfall; Gerrard drückte ihre Finger. »Während Sie also in tiefster Trauer waren, praktisch abgeschnitten von der Außenwelt, da wurden Sie angeklagt, für schuldig befunden ... und dann freigesprochen und der Vorfall begraben.«
    »Ja!« Sie dachte einen Moment lang nach, dann fügte sie hinzu: »Nun, nicht ganz. Alle hier kennen mich mein ganzes Leben lang - sie wollen nicht glauben, dass ich schuldig bin. Aber sie befürchten, dass ich es sein könnte, daher haben sie beschlossen, die Frage einfach ganz zu meiden. Sie wollen nicht genauer hinsehen, wer Mama umgebracht hat, weil sie Angst haben, dabei herauszufinden, dass ich es war. Daher haben sie ihren Tod zu einem Unfall erklärt und

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