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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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können!«
    Gerrard schloss kurz die Augen und dankte dem Himmel für seinen Freund. Dann öffnete er sie wieder und sah Jacqueline an; allmählich kehrte die Farbe in ihre Wangen zurück, während sie Barnaby verwundert anschaute. Sie war überrascht gewesen, als er ihre Unschuld erkannt hatte; aber dass jemand, der keine echte Verbindung mit ihr hatte, kein Interesse an ihr, das so eindeutig festzustellen vermochte ... sie war schlichtweg verblüfft.
    Gerrard sprach die Frage aus, die sie, wie er wusste, beschäftigte. »Warum sagst du das? Was ist daran lachhaft? Weshalb sollte Jacqueline ihre Mutter nicht getötet haben können?«
    Barnaby musterte ihn fast mitleidig. »Hast du dir die Brüstung von der Terrasse einmal angesehen?«
    »Es ist eine Balustrade aus Stein, nicht weiter ungewöhnlich.«
    Barnaby nickte. »Genau, ganz gewöhnlich - solider Stein, oben mit einem zehn Zoll breiten Abschlussstein, für einen Mann hüfthoch, für eine Frau von durchschnittlicher Größe etwas mehr als taillenhoch. Soweit ich es verstanden habe, war Lady Tregonning durchschnittlich groß. Eine Frau von normaler Größe« - Barnaby verneigte sich in Richtung Jacqueline - »könnte niemals eine andere etwa gleichgroße Frau über ein so hohes und breites Hindernis stoßen, kippen oder wuchten - ganz zu schweigen von einer Frau, die vielleicht noch schwerer ist als sie selbst. Das ist praktisch unmöglich.«
    Er schaute Jacqueline an, Betroffenheit und wachsendes Entsetzen in seinem Blick. »Wenn ich sage, Sie hätten Ihre Mutter niemals töten können, dann meine ich das ganz wörtlich. Sie hätte auf die Balustrade gehievt und dann in die Tiefe gestoßen oder wahrscheinlich sogar geworfen werden müssen. Ich glaube nicht, dass Sie dazu körperlich in der Lage gewesen wären, allein jedenfalls nicht.« Er zögerte, dann wollte er wissen: »Die Menschen hier glauben doch nicht allen Ernstes, dass Sie diese Tat begangen haben, oder?«
    Es war Millicent, die seine Frage beantwortete. »Doch, das tun sie leider sehr wohl.«
    Kurz erklärte Millicent dem fassungslosen Barnaby, wie die Sache zum Zeitpunkt von Miribelle Tregonnings Tod derart in falsche Bahnen hatte geraten können.
    »Und so hat es sich in ihren Köpfen festgesetzt, dass es Jacqueline gewesen sein muss.« Millicent schnaubte abfällig. »Ich habe einen derartigen Unsinn natürlich keine Sekunde geglaubt, aber als ich davon erfuhr, hielten alle genau das für die Wahrheit. Die meisten Leute aus der Gegend hier betrachten dies als unbewiesene Tatsache.«
    Barnaby war entsetzt. »Unbewiesene Tatsachen sind gar keine Tatsachen!«
    Da er davon überzeugt war, dass man logische Schlussfolgerungen zur Aufklärung von Verbrechen heranziehen musste, war es für Barnaby beinahe so etwas wie Ketzerei, eine Vermutung zur Tatsache zu erklären. Gerrard hörte zu, wie Barnaby nachfragte und Millicent antwortete; sie beschrieb, wie die Leute auf die Idee gekommen waren und sich die allgemeine Annahme breitgemacht hatte, dass Jacqueline für den Tod ihrer Mutter verantwortlich war.
    Es war beängstigend einfach, doch das Ergebnis war verheerend. Er schaute zu Jacqueline. Nicht nur verheerend, sondern auch überaus schwer zu beheben.
    Sie selbst sagte nur wenig. Sie schien zu lauschen; er war sich aber nicht sicher, ob sie das wirklich tat. Treadle brachte ein Tablett mit Tee, und Millicent schenkte ein. Jacqueline nahm eine Tasse entgegen und nippte daran. Barnaby und Millicent setzten ihr Gespräch fort, waren inzwischen bei der Erörterung des weiteren Vorgehens angekommen, um die Sache richtigzustellen. Jacqueline hörte auch da zu, aber es gab nichts Neues, nichts, woran sie nicht auch schon gedacht hatte; er beobachtete, wie sie sich in sich zurückzog, ihren Gedanken nachhing.
    Sie hatte gerade erst erfahren, dass ein junger Mann, den sie sehr gemocht hatte und der sie sehr gern gehabt hatte, brutal ermordet worden war. Obwohl sie ihn nicht anschaute, erriet Gerrard, während er ihr Gesicht betrachtete zwar vielleicht nicht ihre Gedanken, sehr wohl aber ihre Gefühle.
    Trauer und mehr, zu viele durcheinanderwirbelnde Empfindungen, die er kaum zu deuten vermochte; ein Teil von ihm, der höfliche Gentleman von Welt, schreckte davor zurück, sich ihr in ihrem Kummer aufzudrängen, aber ein anderer Teil von ihm, der Maler, prägte sich ihr Mienenspiel ein, während er selbst sie einfach nur in seine Arme ziehen und trösten wollte, um ihren Seelenschmerz zu lindern.
    Er

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