Hauch der Verfuehrung
unteren Ende der Gärten, sondern die unterhalb der Stallungen - bevor er sein Pferd holte. Was andere angeht ...« Richards blickte zu Wilcox, der den Faden aufgriff.
»Sowohl Lord Fritham als auch Master Jordan halten sich oft in den Gärten auf - man kann sich nie sicher sein, wann man einen von ihnen hier antrifft. Und an dem Tag war eine ganze Reihe von jungen Burschen aus der Gegend hier - angeln, jagen, es war für beides Saison. Auch wenn sie gewöhnlich nicht in die Gärten kamen, so haben sie doch manchmal eine Abkürzung durch sie genommen. Alle hier kennen die Wege über die Anhöhen und wissen, wie sie miteinander verbunden sind. Der schnellste Weg von den Ländereien um Tresdale Manor zu den Klippen im Norden.«
Barnaby verzog das Gesicht. »Warum würde einer von den jungen Männern hier Entwhistle umbringen wollen? War er eigentlich beliebt?«
»O ja, ein überaus freundlicher, allseits gerngesehener junger Herr.«
»Und wir haben so gehofft, dass er und Miss Jacqueline einmal heiraten - alle wussten, dass der Wind daher wehte.«
Barnabys Blick wurde scharf. »Also gab es keinen Grund, Entwhistle zu töten - höchstens aus Eifersucht wegen Miss Jacqueline?«
Die beiden älteren Männer wechselten einen Blick, dann nickten sie. »Stimmt«, antwortete Richards, »das mag sein.«
Gerrard blickte auf den Hügel frisch aufgeworfener Erde. »Haben Sie sonst noch etwas gefunden?«
»Nichts von dem armen Burschen, aber« - Wilcox deutete ein Stück weiter nach oben - »es sollte mich sehr wundern, wenn dieser Stein dort nicht das das Werkzeug abgab, womit er erledigt wurde.«
Ein Stück oberhalb von ihnen lag seitlich ein schwerer Stein von grob rechteckiger Form und etwa der Größe, wie Barnaby sie geschätzt hatte.
Barnaby kletterte zu der Stelle. Er hob den Stein hoch, benutzte beide Hände und schaute zu Gerrard. »Das wäre gut möglich.« Er sah sich um. »Es liegt also die Vermutung nahe, dass er hier irgendwo getötet wurde oder ganz in der Nähe ...« Ihm fiel auf, dass Wilcox und Richards sich ansahen, daher unterbrach Barnaby sich. »Was ist?«
»Nun«, Richards gestikulierte umher, »es gibt hier nicht viele Steine, keine so großen wie den da. Die Bäume halten mit ihren Wurzeln die Erde an der Böschung hier fest - und der Boden ist nicht felsig.«
»Es gibt nur eine Stelle, an der sich Steine wie der dort finden, und die liegt oben über dem Tal.« Wilcox zeigte nach oben auf den Hang. »Da sind lauter Steine und Felsen, die genauso aussehen wie der da.« Er deutete auf den Stein, den Barnaby abgelegt hatte. »Wir dachten nur, falls der junge Entwhistle und der Schurke, der ihn ermordet hat, den Hang hinaufgestiegen sind, dann musste der Junge, nachdem er getroffen war, nur noch hier heruntergerollt werden, und der Stein ist vermutlich mitgekullert.«
»Danach war es ein Leichtes, ihn mit alten Zypressennadeln zu bedecken.« Richards schob mit dem Fuß die Nadeln vor sich hin und her. »Davon liegt hier immer ein ganzer Teppich herum. Mit der Zeit wäre er einfach Teil der Böschung geworden.«
»Hier oben gibt es für meine Jungs nie viel zu tun«, fügte Wilcox hinzu. »Die Bäume sorgen für sich selbst, und die Nadeln müssen nicht geharkt werden.«
Gerrard starrte den Hang hinauf. Er stieg steil an bis zu einem Vorsprung aus verwittertem Fels, der in die Klippen überging. »Warum sollte jemand dort hinaufklettern?«
»Ach, das tun sie alle. Es ist eine rechte Kraxelei, aber alle, die hier in der Gegend aufwachsen, wissen davon. Von dort oben kann man das Spritzloch sehen. Wenn das Meer mitspielt, ist der Anblick atemberaubend.«
»Aha!« Barnabys Augen leuchteten auf.
Es war nicht viel Überredungskunst nötig, um Richards und Wilcox dazu zu bringen, ihnen den Weg zu zeigen -den einzigen Weg - auf die Anhöhe. Von dort war es leicht zu erkennen, dass für die Vermutungen des Obergärtners und des Stallmeisters durchaus einiges sprach. Ein Leichnam, der den Abhang hinunterfiel, würde tatsächlich zwischen den Zypressen landen.
»Und«, fügte Barnaby hinzu, der seinen Eifer nur mühsam bändigen konnte, als sie sich von Wilcox und Richards trennten und zum Haus zurückgingen, »es erklärt die eine Sache, die mich gewundert hat - wie konnte der Mörder sich bücken und einen so großen Stein hochheben, ohne dass Entwhistle Verdacht geschöpft hat?«
Gerrard blickte ihn an. »Der Mörder müsste ihn aber trotzdem vom Boden aufnehmen, selbst wenn sie am Rand standen
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