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Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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beinahe umgestürzt wäre. „Wagen Sie es nicht! Wenn Sie das versuchen, ist Schluss mit meiner Kooperation mit der Polizei, haben Sie gehört? Schluss.“
    Oha. Innerhalb von zwei Sekunden war ihre starrsinnige Gelassenheit brennender Unvernunft gewichen. Sie atmete schnell und stoßweise und sah aus, als wollte sie Mac auf ihrem Weg aus dem Zimmer überrennen. Irgendwo in der Vergangenheit fand sich sicher ein Grund dafür. Mac hob beschwichtigend die Hand, obwohl sie es höchstwahrscheinlich gar nicht sehen konnte. „Okay. Ganz ruhig. Ich nehme es zurück. Ich bin nur in Sorge um Sie.“
    Sie setzte sich genauso hastig, wie sie aufgesprungen war, und wandte sich dem Licht zu, das durch die Fenster ins Zimmer fiel. „Ich bin nicht verrückt oder unzurechnungsfähig. Sagen Sie so etwas nie wieder.“
    Er trat näher an sie heran. „Glauben Sie mir, ich habe kapiert. Aber wenn Sie nicht ins Krankenhaus wollen … dann untersuche ich jetzt Ihren Knöchel.“ Er hockte sich nieder und griff nach ihrem Fuß.
    „Sie brauchen nicht …“ Sie sog scharf den Atem ein, als er ihren Fuß anfasste, und fuhr instinktiv zurück.
    „Ganz ruhig“, sagte er leise. „Ich möchte nur sicher sein, dass Ihnen nichts fehlt.“ Behutsam drehte er ihren Knöchel im Gelenk und behielt dabei aufmerksam ihr Gesicht im Auge. Ihre kühle Haut erwärmte sich unter seinen Händen, und ihr Hals und ihre Wangen färbten sich rosig. Zwar atmete sie tief durch und runzelte leicht die Stirn, doch sie schien keine übermäßigen Schmerzen zu haben.
    „Sehen Sie? Der Fuß ist nicht einmal verstaucht. Morgen schon kann ich wieder laufen. So ungraziös wie immer.“
    Mac bemerkte ihren Versuch, Humor zu zeigen, hätte sich vielleicht bei anderer Gelegenheit darüber gefreut, doch im Moment wurde er das Bild nicht los, wie sie sich aus dem fahrenden Taxi stürzte.
    „Sind Sie zum Haus gelaufen, oder hat jemand Sie getragen?“
    „Ich bin gelaufen. Mit Unterstützung. Ich sagte doch, mir geht’s gut.“
    Es nervte ihn, eingestehen zu müssen, dass sie recht hatte, aber es war wohl so. „Ich möchte Ihnen jetzt in die Augen sehen. Um mich zu vergewissern, dass Sie keine Gehirnerschütterung haben.“
    „Jase hat schon …“
    Sie schnappte nach Luft, als er sanft die Hände um ihr Gesicht legte und ihren Kopf so anhob, dass er ihr direkt in die Augen sehen konnte. Ihr Atem ging rascher, während er selbst bemüht war, regelmäßig zu atmen. Er blickte in ihre braungrünlichen Hexenaugen und staunte, wie kühl und gleichzeitig hitzig sie wirkten. Wie sie selbst. Um sich und sie abzulenken, fragte er: „Waren Sie zwischenzeitlich bewusstlos?“
    „Höchstens eine Minute lang. Aber ich … ich wusste auf Anhieb, wer ich bin, wo ich war.“
    Er knurrte: „Sie haben keine Schmerzen?“
    „Nein“, flüsterte sie.
    Ihre Miene wirkte unschuldsvoll. Ohne Tücke. Doch das lag vielleicht daran, dass sie blind war. Zum Teufel, er wusste doch nicht, wie diese Behinderung sich auf das Verbergen von Gefühlen auswirkte. Hätte er nicht von ihrer Blindheit gewusst, wäre er wahrscheinlich auch jetzt genauso ahnungslos wie am ersten Tag ihres Kennenlernens. Er schüttelte den Kopf, stand auf und versuchte wieder zu sich zu kommen.
    „Heben Sie die Arme und drehen Sie sich in der Taille.“
    „Was? Warum?“
    „Weil ich sichergehen will, dass Sie sonst keine Verletzungen haben. Und sicher wollen Sie sich im Moment nicht von mir anfassen lassen.“
    Sie riss die Augen auf, so weit, dass Mac beinahe gelacht hätte. Die Zweideutigkeit seiner Worte war ihr nicht entgangen. Rasch hob sie die Arme und tat, was er verlangte. Die Art, wie sie sich bewegte, und eine rasche Untersuchung nach Augenschein verrieten ihm, dass sie außer dem verknacksten Knöchel und den Hautabschürfungen keine ernsthaften Verletzungen hatte. Es sei denn, sie hatte innere Blutungen …
    „Zufrieden?“ Natalie ließ die Arme sinken.
    Er verbiss sich eine spontane Erwiderung. „Stehen Sie bitte auf.“
    „Immerhin haben Sie dieses Mal ‚bitte‘ gesagt“, murrte sie.
    Er musste ein Lächeln unterdrücken, wohl wissend, dass sie sich über seine Belustigung auf ihre Kosten nicht gefreut hätte. „Ganz ruhig. Ich lege eine Hand an Ihre Taille.“ Wie er es vorausgesehen hatte, wollte sie sich ihm entziehen.
    „Was soll das? Sie haben gerade gesagt, Sie würden mich nicht anfassen!“
    „Nein“, widersprach er, ohne seine Hand zurückzuziehen, mit der er sie ganz sacht

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