Hauchnah
seinen Kräften stand, und sich trotzdem eine gewisse Freiheit bewahren. Raum zum Atmen …
Er blickte sich um, hatte plötzlich das Bedürfnis, seinen Kragen zu lockern. Denn wenn er Natalie weiterhin ansah, sie anfassen wollte … „Kommen Sie hier zurecht? Ich muss Jase suchen.“ Er wollte sie nicht allein lassen, musste aber die angekündigten Berichte sehen. Und er musste aufhören, Natalie als Frau zu sehen, musste anfangen, sie nur als eine zusätzliche Spur in seinem Fall zu betrachten.
„Klar, aber …“ Sie hielt inne und wandte den Blick wieder ab. Ihre Wangen färbten sich rosig. Mac war aufgefallen, dass sie nur errötete, wenn sie ihm versehentlich ihr Interesse an ihm zeigte oder wenn sie um Hilfe bitten musste.
Er ahnte, was sie fragen wollte. „Ich bin blitzschnell wieder zurück.“ Als sie nichts sagte, hakte er nach. „Ach kommen Sie schon. Blitzschnell, Blitzlicht, Kamera. Das sollte ein Witz sein. Billig, klar, aber umso mehr Grund für Sie, zu lachen.“
Er erhielt keine Antwort.
„Natalie?“ Er trat auf sie zu. Sie hatte die Hände so fest ineinander verschlungen, dass sie weiß wurden. Äußerlich riss sie sich zusammen. Innerlich drehte sie durch. „Nat…“
„Können Sie bitte noch einen Moment bleiben?“ Die Worte kamen so schnell über ihre Lippen, als hätte sie sie nie aussprechen können, wenn sie gezögert hätte. „Etwas sagen, das mich ablenkt? Denn ich musste gerade an Melissa denken, daran, wie sie mir gedankt hat, weil ich immer auf sie aufpasse …“ Ihre Stimme brach. „Und ich … ich will nicht daran denken, dass noch einmal jemand mir das Leben nehmen will, weil er glaubt …“
Mac hockte sich vor sie. Seine Knie drückten durch die Kleider an ihre Beine. Er nahm Natalies Hände, die trotz des Sonnenscheins, der durch die Fenster strömte, eiskalt waren. Mit den Daumen vollführte er kreisende Bewegungen auf ihren Handrücken. „Davor werden wir Sie beschützen, Natalie.“
„Das sagten Sie bereits. Aber können Sie mich ablenken? Bitte?“ Sie drehte die Hände und umfasste Macs Finger. Er fragte sich, ob sie sich dessen, was sie tat, überhaupt bewusst war.
Er rang nach Worten. Kämpfte mit dem Wissen, dass er die Schutzvorkehrungen in Gang setzen musste. Dass Natalies Sicherheit seine oberste Priorität war. Andererseits war sie ja bei ihm. Konnte sie noch sicherer sein? Denn er würde sie beschützen, wie er jeden Zeugen beschützen würde. Selbst wenn sie Gefühle in ihm weckte wie kein anderer Zeuge je zuvor.
„Sie haben gefragt, wie Jase atmet.“
„Ja.“ Seine Antwort kam vorsichtig, forschend. Mac war sichnicht sicher, ob er ihre Gedanken zu Jase überhaupt hören wollte.
„Obwohl er lässiger ist als Sie, nimmt er sich nicht immer die Zeit zum Atmen. Er gerät in den Sog dessen, was gerade seine Aufmerksamkeit erregt. Er hält den Atem an, und dann ringt er nach Luft. Er sollte es ein bisschen langsamer angehen lassen, bevor er sich völlig verausgabt.“
Mac lächelte, als er sich vorstellte, wie Jase auf ihre Beschreibung reagieren würde. „Demnach ist er … wie? Flatterhaft? Seicht?“
„Nein. Er hat sich nur noch nicht ganz gefunden. Wie alt ist er? Zweiunddreißig? Einunddreißig?“
„Neunundzwanzig.“
„Dann ist er schon früh Special Agent … Detective, oder? … geworden. Das ergibt einen Sinn. Wenn ihm etwas wichtig ist, kniet er sich richtig rein. Er ist ein feiner Kerl, wenn auch ein bisschen unbesonnen.“
„Solch eine Charakterisierung hört ein Mann gewöhnlich nicht gern.“ Mac spürte sofort, wie seine Andeutung in der Luft hängen blieb und Glut schürte, wo ihre Finger sich noch berührten. Wieder stieg Natalie diese verräterische Röte in die Wangen.
Mac ließ ihre Hand los und stand auf. Er dachte daran, wie Jase ihn an dem Tag, als sie Natalie kennenlernten, zur Rede gestellt hatte. Ja, er war ein feiner Kerl, aber Natalie hatte recht. Trotz seiner gedehnten Sprechweise konnte er unbedacht sein. Andererseits durfte Mac in Anbetracht seines Verhaltens in der letzten Zeit wohl keinen Stein werfen.
Er musterte sie, beunruhigt von ihrer umfassenden Menschenkenntnis.
Wenn sie Jase so klar erkannte, wie sah sie dann ihn selbst?
Er ging um den Tisch herum und setzte sich dann Natalie gegenüber in den Sessel. Dabei fiel ihm auf, wie sie seine Bewegung anhand der Geräusche nachverfolgte. „Wie viel genau können Sie von mir erkennen?“
Sie seufzte, als ihr klar wurde, dass er tatsächlich
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