Hauchnah
Und sein Bruder hatte die Miete bereits gezahlt, drei Monate im Voraus, demnach wusste sein Bruder meiner Meinung nach, wo er sich aufhalten sollte. Bei ihm offenbar nicht.“
Über diese Argumentation des Mannes konnte Mac nur den Kopf schütteln. „Haben Sie Belege über die Zahlungen dieses Mannes an Sie?“
„Ja. Ja, die habe ich.“
Der Mann rührte sich nicht, also bat Mac ihn sehr langsam und nachdrücklich: „Bitte holen Sie diese Belege, und sagen Sie mir den Namen des Mannes und alles, was Sie sonst noch über ihn wissen.“
„Äh. Gut.“
Während Mac wartete, wanderten seine Gedanken zu Natalie. Er war außer sich gewesen, als Officer Lafayette ihm von dem Vorfall im Park berichtete, und noch wütender, als er erfuhr, dass es sich um denselben Park handelte, in dem der Bauernmarkt von Plainville stattfand. „Verdammt noch mal, was ist los mit Ihnen?“, brauste er auf, bevor er sich bremsen konnte. „Sie sollen sie beschützen, und das heißt, Sie dürfen sie nicht aus den Augen lassen, schon gar nicht an öffentlichen Orten. Ganz gleich, ob Sie ganz in ihrer Nähe sind oder nicht!“
„Ich weiß. Es tut mir leid, Sir. Ich übernehme die volle Verantwortung.“
„Auf jeden Fall“, sagte er, obwohl er wusste, dass es nicht so war. Er musste seinen Anteil an der Schuld auf sich nehmen, ebenso Natalie. Sie hatte ihm ganz bewusst nicht verraten, welchen Park sie aufsuchen wollte, und er hatte sie nicht gefragt. Ihm war nicht in den Sinn gekommen, dass sie so dumm sein könnte, an einen Tatort zurückzukehren – nun ja, nicht gerade ein Tatort, soweit sie wussten, aber doch beinahe -, und sie hatte offenbar gewusst, dass es ihm nicht recht sein würde. Warum sonst hatte sie es ihm nicht gesagt?
„Ich will sie sprechen. Jetzt gleich.“ Mac hatte nicht bis zum nächsten Tag warten können.
Doch Natalie wollte nicht mit ihm sprechen. Sie war zu Bett gegangen und antwortete nicht auf Liz’ Rufe. Vielleicht war sie eingeschlafen, meinte Liz, obwohl sie eben noch mit ihr geredet hatte. Wahrscheinlich war sie wegen des Vorfalls im Park völlig verstört. Doch etwas in Liz’ Tonfall weckte Macs Verdacht. Sie verschwieg ihm etwas.
Am liebsten wäre er auf der Stelle zu Natalie gefahren. Um selbst nach ihr zu sehen. Doch er steckte mitten in einem Treffen, einem wichtigen, von dem er sich letztendlich Hilfe für Natalie erhoffte. Von dem er sich erhoffte, sie besser verstehen zu lernen. Sie war augenscheinlich versessen darauf, ihre Unabhängigkeit und ihre Fähigkeiten vorzuführen, ohne Rücksicht auf die Gefahren, denen sie sich dadurch aussetzte. Ihre ständigen Versuche, zu beweisen, dass sie niemanden brauchte, brachten ihn auf die Palme. In Anbetracht seiner Ansichten über liebebedürftige Frauen war es paradox.
Er erkannte, dass ihre Leichtsinnigkeit eine andere Art von Bedürftigkeit offenbarte. Eine Bedürftigkeit, die ihn ebenfalls in Konflikte stürzte. Die ihn in seiner Konzentration beeinträchtigte, sodass er seinen Beruf nicht mit der erforderlichen Sorgfalt ausüben konnte. Doch merkwürdigerweise stieß Natalies Bedürftigkeit ihn nicht ab, wie es in Nancys Fall gewesen war. Vielmehr zog sie ihn an. Aus irgendeinem seltsamen Grund wollte er ihre Bedürfnisse stillen.
Doch dann erinnerte er sich, dass er zu Anfang auch Nancys Bedürfnisse hatte stillen wollen.
„Hallo. Sind Sie noch da?“
Macs Miene verfinsterte sich, als er Henrys Stimme in der Leitung hörte. „Schießen Sie los“, sagte Mac.
„Er heißt Arthur Clemmons. Hat privat mit einem Scheck bezahlt.“
„Seine Adresse?“
„45 Morning Glory Lane, Sacramento.“
„Steht Ihnen ein Faxgerät zur Verfügung?“
„Der Kopierer dient auch als Faxgerät.“
„Prima. Faxen Sie eine Kopie des Schecks an die Polizeibehörde in Plainville.“ Er nannte dem Mann die Faxnummer, dann nahm er sich seinen Laptop vor und suchte über Polizeikanäle nach Informationen über Arthur Clemmons. Keine Vorstrafen. Der Kerl hatte vielmehr eine absolut weiße Weste. Geschwister waren nicht aufgeführt, geschweige denn Verbindungen zu jemandem wie Alex Hanes. Mac brauchte nicht lange, um die Erwerbsbiografie des Mannes aufzurufen. „Bingo.“
Er war Jugendbetreuer an der Crystal-Haven-Kirche in Sacramento.
Mac war also auf dem richtigen Weg. Der Glaube musste der Schlüssel zu Alex’ Begegnung mit Lindsay sein. Vielleicht hatte sie auch über die Glaubenszugehörigkeit ihren Freund „M“ kennengelernt.
Mac blickte auf
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