Haunted (German Edition)
nahm das Telefon, versuchte erneut anzurufen, aber Rob war nicht zu Hause, und er erreichte stattdessen Diane. Er sagte seiner Tochter, dass ihr Ehemann ihn zurückrufen sollte, weil er wollte, dass Rob mit ihm zu Claires Haus ging, dann überlegte er es sich anders und sagte, dass er allein hinüberfahren würde.
»Dad …«, fing sie an.
»Tschüss«, sagte er und legte auf, bevor sie ihm einen Vortrag halten konnte.
Er schaltete den Fernseher aus, dann nahm er seine Schlüssel und seinen Geldbeutel von der Kommode.
»Roger?«, rief Marian aus dem Badezimmer.
Als er hinauseilte, bevor sie ihn ausfragen konnte, wo er hinging, lief er durchs Wohnzimmer, wo Julian mit seinen Kindern irgendein Kartenspiel spielte. Roger lächelte und winkte Megan und James zu, aber er und Julian ignorierten sich, als er durch die Tür ging.
Statt Hauptstraßen nahm er Nebenstraßen und war in fünf Minuten da. Er parkte das Auto in der Einfahrt und stieg aus, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Alle Häuser, abgesehen von ihrem, standen zum Verkauf, und alle Gärten, einschließlich ihres, waren tot. Seltsam, das musste er zugeben, aber bis auf das Rasenproblem erschien an Claires Haus absolut nichts ungewöhnlich. Er lief zur Haustür, holte seinen Schlüssel heraus und dachte an Julian. Wie konnte dieser Schlappschwanz vor seinem eigenen Haus Angst haben? Roger war es peinlich, dass seine Tochter so einen Warmduscher geheiratet hatte. Kein Wunder, dass ihr Junge sich derart entwickelte.
Er schloss die Tür auf und trat ein. Es sah aus, als wäre ein Tornado durchgefegt. Lampen waren zerbrochen, Tische und Stühle umgekippt. Der Fußboden war mit Glassplittern übersät. Das gab ihm zu denken. Julian hatte dies beschrieben, aber davon zu hören und es zu sehen, waren zwei verschiedene Dinge. Er erinnerte sich an den Albtraum, den er von ihrem Keller gehabt hatte, und obwohl er es ungern zugab, fühlte er sich wegen des Traumes weniger sicher, als er sollte.
Er wurde genauso schlimm wie sie.
Träume waren nicht real. Es gab nichts, wovor er sich fürchten musste. Das Einzige, was sich hier ereignet hatte, war ein Stromausfall gewesen, und Julian war wie ein Arschloch in der Dunkelheit herumgetaumelt und hatte alles umgeschmissen.
Roger bahnte sich seinen Weg durch die Trümmer. Im Ess-zimmer war der Tisch mit einem feinen weißen Puder übersät, dass wie Mehl aussah, aber angesichts seines Hippie-Schwiegersohns könnte es genauso gut auch Kokain gewesen sein. Obwohl es unmöglich war, dass sich Julian und Claire so viel Kokain leisten konnten.
Stirnrunzelnd lief er um den Tisch ans andere Ende. Irgendjemand hatte mit einem Finger in dem Puder herumgemalt, und erst als er es aus dem richtigen Winkel sah, konnte er lesen, was dort stand: Nimm eine Brise, du blöder alter Sack!
Roger spürte, wie sein Gesicht vor lauter Wut heiß wurde. Julian hatte dies geschrieben und es hier für ihn zurückgelassen, weil er wusste, dass er zum Haus kommen würde, um es zu untersuchen; weil er wusste, ihm würde in den Sinn kommen, dass das Puder Kokain ähnelte. Er beugte sich nach vorn, ging mit seinem Gesicht nahe an die Tischoberfläche heran und atmete ein.
Es roch nach Rattengift.
Nimm eine Brise, du blöder alter Sack!
Julian versuchte, ihn umzubringen.
Roger lief ein Schauer über den Rücken. Er und sein Schwiegersohn konnten sich nicht leiden, aber er hätte nie gedacht, dass Julian zu so einer Kaltblütigkeit fähig wäre, und er stellte sich aufrecht hin, sah sich um und entdeckte, dass das ganze Haus eine einzige gigantische Falle war. Was wartete in der Küche auf ihn? Oben? Im Keller?
Roger schüttelte den Kopf, um einen klaren Gedanken zu fassen. Das ergab keinen Sinn. Julian war aus dem Haus geflüchtet, weil er Angst hatte, weil er dachte, im Haus würde es spuken. Er hatte es nicht vorgetäuscht. Und er hatte mit Sicherheit kein Rattengift über den Esszimmertisch geschüttet, für den unwahrscheinlichen Fall, dass Roger allein vorbeikommen und eine große Brise inhalieren würde, um zu testen, ob es sich um Kokain handelte.
Vielleicht spukte es tatsächlich in dem Haus.
Das ergab auch keinen Sinn.
Roger konnte nicht erklären, was vor sich ging, aber war jetzt skeptischer, als er es bei seiner Ankunft gewesen war. Er fühlte sich hier unwohl, und obwohl er immer noch nicht bereit war einzugestehen, dass Julian und Claire recht haben könnten und das Haus gefährlich wäre, fing er an zu glauben, dass es
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