Haunted (German Edition)
nicht.« James weinte immer noch.
»Hm, dann mach es nicht noch mal!« Er war sich bewusst, dass sein Tadel dürftig und wirkungslos war, dass er zu seinem Sohn etwas anderes hätte sagen sollen, mehr hätte sagen sollen, aber er war ratlos und wusste nicht wirklich, was er sagen oder wie er reagieren sollte. Erde essen war etwas, das normalerweise vorkam, wenn man es mit Kleinkindern zu tun hatte, nicht mit Zwölfjährigen. Ihm kam in den Sinn, dass es sich hier vielleicht um ein tiefer liegendes Problem handeln könnte, aber er betete, dass dies nicht der Fall war und dass es damit ein Ende hatte.
James nickte und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Werde ich nicht, Dad.«
Immer noch besorgt, immer noch beunruhigt zwang sich Julian zu lächeln, legte seinen Arm um die Schulter des Jungen und führte ihn zum Haus zurück. »Wasch dir dann das Gesicht ab. Ich mache uns Mittagessen.«
Sie gingen nach drinnen. Julian kochte Makkaroni mit Käse überbacken, das einzige Essen, von dem er wirklich wusste, wie man es zubereitete, und die beiden aßen im Wohnzimmer, während sie sich eine Episode von Twilight Zone anschauten.
Als Claire und Megan zurückkamen, war James oben in seinem Zimmer und spielte irgendein Spiel. Julian sagte nichts davon, dass James Erde gegessen hätte, aber er erzählte Claire, dass er die Runde gemacht und ihre Nachbarn zur Einweihungsfeier eingeladen hätte, und dass die meisten von ihnen kommen würden. Außer den Armados. Und den Leuten von nebenan.
Er teilte ihr nicht mit, was Cole über den Obdachlosen gesagt hatte, der in ihrem Keller gestorben war.
»Das ist großartig«, erwiderte sie glücklich. »Ich bin froh, dass Pam mich dazu überredet hat. Ich glaube, es wird lustig.« Sie gab ihm einen schnellen Kuss auf die Nase.
»Ja«, sagte er. Er erwiderte den Kuss. Er stellte fest, dass er auf einmal viele Geheimnisse vor ihr hatte.
Das gefiel ihm nicht.
Aber er hatte keine Wahl.
Am Montag rief er Gillette Skousen an, die Maklerin, die ihnen das Haus verkauft hatte. Sie klang nicht glücklich, als sie von ihm hörte; sobald er seinen Namen nannte, verwandelte sich ihre putzmuntere Begrüßung in eine distanzierte Förmlichkeit. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie kühl.
»Ich habe ein paar Fragen zu unserem Haus …«, fing er an.
»Darüber weiß ich nichts.«
Das war allerdings verdächtig. »Über was?«, forderte er sie heraus. »Ich habe Ihnen noch keine Frage gestellt.«
Die Maklerin schwieg.
»Ich will nur wissen, ob es eine Möglichkeit gibt, mit den Vorbesitzern Kontakt aufzunehmen.«
»Da gibt es Probleme mit dem Schutz der Privatsphäre …«
»Sie haben gedacht, ich würde Sie nach dem toten Mann im Keller fragen, oder? Von dem Sie uns nichts erzählt haben.«
Sie schwieg erneut.
»Ich will nur ihre E-Mail-oder Postanschrift oder eine Telefonnummer. Das ist alles, wonach ich frage. Sie haben uns ihr Haus verkauft. Ich habe das Recht, sie zu kontaktieren.«
»Gut.« Gillette klang wütend. Nachdem sie mehrere Minuten lang die Informationen herausgesucht hatte, gab sie ihm alle drei: E-Mail-Adresse, Postanschrift, Telefonnummer.
»Danke«, sagte Julian.
Gillette legte einfach auf.
Die Vorbesitzer, Bill und Maria Worden, waren nach Colorado gezogen. Obwohl Julian anfangs daran gedacht hatte, sie anzurufen, fiel ihm keine Möglichkeit ein, zu fragen, was er fragen wollte, ohne dabei … na ja, dumm zu klingen. Also verzichtete er auf die unmittelbare Genugtuung, die ihm ein Telefonanruf vermittelt hätte, und tat das Nächstbeste; er schickte eine E-Mail, die ihm gestattete, seine Gedanken auf logische Weise niederzuschreiben, aber die Nachricht dennoch augenblicklich zu senden, und hoffentlich eine schnelle Antwort zu erhalten.
Er verbrachte die zweite Hälfte des Vormittags damit, vorsichtig eine Nachricht zu formulieren, in der er anfangs sagte, wie sehr sie das Haus liebten, und dann schließlich dazu überging, einige der seltsamen Erfahrungen, die sie hier gemacht hatten, vorzutragen. Er erwähnte, was Cole Hubbard ihm erzählt hatte; dass das Ehepaar, das vor ihnen in dem Haus gelebt hatte, die Leiche eines Mannes im Keller entdeckt hätte, und er fragte sich, ob sie jemals irgendetwas Ungewöhnliches erlebt hätten, während sie in dem Haus wohnten.
Der Ton der E-Mail war freundlich und leicht neugierig, nicht mit der Sorge erfüllt, die er eigentlich spürte, und er schickte sie sofort ab, nachdem er sie Korrektur gelesen
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