Haunted (German Edition)
Aus dem Augenwinkel sah er eine Bewegung, und als er nach rechts schaute, sah er, wie sich die Kellertür langsam öffnete. Er wollte schreien, wollte rennen, aber er war festgefroren, und in der Stille des Hauses hörte er Schritte, die schweren, entschlossenen Schritte eines Mannes, der die Kellertreppe hochlief.
Der grinsende Mann aus der Ecke.
Jetzt rannte James. Er wollte Megan nicht alleine lassen, aber sein Kopf erduldete keine derartigen bewussten Überlegungen. Er handelte instinktiv, aus purer animalischer Angst heraus, und er rannte durch die Tür, durch die er gekommen war, nur von dem Bedürfnis nach Selbsterhaltung erfüllt. Vor ihm, hinter der Terrasse befand sich die eingestürzte Grube, in der er fast umgebracht worden wäre, und bei deren Anblick durchzuckte ihn ein Blitz aus Terror.
Aus Angst auch nur eine Sekunde länger im Garten zu bleiben, raste er um die Ecke des Hauses, so schnell ihn seine Beine tragen würden, er sauste die Einfahrt hinunter in den Vorgarten, in den hoffentlich seine Eltern gerade einbogen. Das taten sie nicht. Aber Megan saß auf der Veranda und blickte auf ihr iPhone herab. Als er herbeirannte, schaute sie zu ihm auf. Offensichtlich war sie seit einiger Zeit hier draußen gewesen, und ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken.
Sie war überhaupt nicht drinnen gewesen.
Er war allein im Haus gewesen.
Nein, war er nicht.
Der Kälte nahm zu.
Megan schaute ihn nicht bloß an, stellte er fest. Sie starrte ihn an. Ihr Gesicht war weiß, und sie hatte die Augen weit aufgerissen.
Als hätte sie gerade einen Geist gesehen.
Diesen Gedanken verdrängte er. An so etwas wollte er jetzt nicht denken. Schnaufend und keuchend von seinem kurzen, aufgebrachten Gerenne stand er vor ihr und versuchte durchzuatmen, um ihr zu erzählen, was passiert war. Aber bevor er ein Wort herausbekommen konnte, stand sie auf und hielt ihm mit diesem immer noch fassungslosen Gesichtsausdruck ihr iPhone hin.
Sie zeigte ihm die Nachricht auf dem Bildschirm: James wird sterben, wenn er es verrät.
Plötzlich verstand er ihre Angst. Er spürte es auch.
»Was bedeutet das?«, flüsterte sie. Sie sah sich verstohlen um, als wäre sie besorgt, belauscht zu werden. »Wen verraten? Was verraten?«
Die Nachricht änderte sich.
Hallo, James!
Er hielt die Luft an. »Wer ist das?«, fragte er. »Wer schreibt dir SMS?«
»Ich weiß es nicht!« Ihre Stimme war immer noch leise, aber ein Hauch Panik lag darin.
Wer auch immer – was auch immer – es war, handelte in Echtzeit. Es wusste, dass er hier war, wusste, dass er auf das Telefon schaute. Er drehte seinen Kopf von links nach rechts, in der Hoffnung, jemanden auf dem Gehsteig oder im Vorgarten der Nachbarn zu entdecken. Aber er wusste, dass niemand auf der Straße so etwas schickte, oder? Er wäre fast lebendig begraben worden, die Küchentür hätte fast seine Hand zermatscht, irgendetwas war aus dem Keller gekommen, um ihn zu holen, und augenblicklich, nachdem er in den Vorgarten gerannt war, um seinen Eltern bei ihrer Rückkehr sofort zu erzählen, was passiert war, hatte Megan die Nachricht erhalten: James wird sterben, wenn er es verrät.
Das war kein Scherz. Das war kein Zufall. Das war eine Warnung.
Der verwirrte Gesichtsausdruck seiner Schwester verriet ihm, dass sie es auch wusste.
Eine neue Nachricht erschien. Ich werde euch beide töten.
»Schalt es aus!«, sagte James zu Megan. Er hatte nicht vorgehabt, sie anzuschreien, aber seine Stimme ertönte panisch und viel zu laut.
Seine Angst rüttelte sie wach und bewegte sie zum Handeln, sie schaltete das Gerät aus und warf es von einer in die andere Hand, als wäre es heiß und würde ihre Finger verbrennen.
Bevor sie miteinander ein Wort darüber sprechen konnten, was passiert war oder was sie dagegen unternahmen, bogen ihre Eltern in die Einfahrt ein. Zur gleichen Zeit parkte Robbies Dad neben dem Bordstein, um ihn abzuliefern. Während sein Dad aus dem Van stieg, drehte sich James zu seiner Schwester, aber sie wollte ihm nicht in die Augen schauen und steckte hektisch das Telefon in ihre Tasche.
Es kam selten vor, dass James und Megan zusammen auf der Veranda vor dem Haus standen, selten genug, dass es auffiel, und als ihr Vater herüberkam, blickte er von einem zum anderen. »Was ist passiert?«, fragte er misstrauisch. »Was geht hier vor?«
James warf seiner Schwester einen Blick zu, sie anflehend, für beide zu antworten.
»Nichts«, sagte sie. Ihre Stimme war viel
Weitere Kostenlose Bücher