Haunted (German Edition)

und eine Art Frieden, es half ihr, mit der Verrücktheit ihres restlichen Lebens fertigzuwerden. Eine kleine Stimme im Hinterkopf sagte ihr, dass sie so nicht vor der Realität fliehen sollte, dass sie in Wirklichkeit ihrer Familie verpflichtet war, nicht ihren Mandanten, aber diese Stimme wurde von dem überspielt, was eine vernünftige Sachlichkeit zu sein schien, einem Echo von Julians Standpunkt. Sie war sich nicht ganz sicher, was sie dazu gebracht hatte, so eine Einstellung anzunehmen, aber irgendwie schien sogar ihre Furcht zu Hause gedämpft, obwohl sie wusste, dass sie wahrscheinlich mehr Angst bekommen würde, als sie bereits hatte, falls sie näher auf diese Anomalie einging.
    Darum ging sie nicht näher darauf ein.
    Obwohl das allein ein untypisches Verhalten war.
    Claire dachte immer noch, dass sie das Haus verkaufen und umziehen sollten – das war der Antrieb hinter ihrer erbitterten Hingabe für diesen Fall –, aber es ging dabei nicht gerade um die dringende Priorität, um die es sich gehandelt hatte. Sie war jetzt mutiger, als sie es noch vor wenigen Tagen gewesen war.
    Menschen konnten sich an alles anpassen.
    Sie fing auch an sich zu fragen, ob Oscar Cortinez’ Version von Geschichte irgendeinen Einfluss auf ihre eigene Situation hatte. Ein weiterer Grund, warum sie so erpicht darauf war, die Einzelheiten dieses Falls zu recherchieren. Es könnte ins Leere führen, aber es kam ihr vor, als gab die Geschichte von New Mexico und Tomasito County, besonders von Jardine, Hinweise auf die Gründe hinter den Problemen, die ihre Familie belasteten.
    Vielleicht könnte sie diesen Fall gewinnen und herausfinden, warum es in ihrem Haus spukte.
    Und sie bezweifelte nicht, dass sie den Fall gewinnen würde, egal wie gut die Anwälte der gegnerischen Seite sein mochten. Die rechtlichen Probleme waren offensichtlich. Oscar Cortinez war ausgesondert worden, und der Entlassungsprozess war nicht ordentlich geführt worden. Darüber hinaus schien die Behauptung des Lehrers, dass sein Lehrplan die Bezirksstandards mit einbezog, unanfechtbar, auch wenn er diese Standards überschritt.
    Je mehr Claire las, je mehr sie mit Oscar sprach, desto überzeugter war sie, dass sein Lehrplan den des Bezirks ersetzen sollte . Sie musste immer noch vieles untersuchen, aber was sie bisher gelernt hatte, war faszinierend.
    Sie hatte sein ganzes Vorlesungsskript gelesen und war auf die Webseiten gegangen, die er für sie aufgelistet hatte – obwohl die Informationen, die sie fand, dürftig und allgemein waren, wie gewöhnlich auf Webseiten, im Grunde genommen das, was man in einem Lexikoneintrag finden würde –, aber der Kernpunkt seines Arguments für eine neue Betrachtung der Heimatkunde stützte sich auf drei Bücher, die er ihr besorgt hatte.
    Das erste Buch, sorgfältig recherchiert und stark untermauert, wurde von einem kleinen Verlag in Albuquerque veröffentlicht. Das erfüllte sie nicht mit Zuversicht, aber als sie Informationen über den Verleger nachschlug, fand sie heraus, dass er in akademischen Kreisen sehr angesehen war und sogar einen Gewinner des Pulitzer-Preises in seinem Programm hatte (was ihrem Fall definitiv helfen würde).
    Das zweite Buch war älter und viel informeller, eine ungezwungene Erzählung von einem ehemaligen Farmer, der auch ein Amateur-Historiker war, zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts niedergeschrieben. Er hatte anekdotische Geschichten von langjährigen Einwohnern zusammengestellt und auch Tagebuchberichte von Verwandten und ortsansässigen Gesetzeshütern aufgeschrieben. Überraschend glaubwürdig und anschaulich geschrieben bot das selbstverlegte Buch nicht nur eine inoffizielle Betrachtung der Geschichte von Tomasito County und der Kleinstadt Jardine, sondern gab auch Aufschluss über interessante Einzelheiten aus dem Alltag zur Zeit der letzten Jahrhundertwende.
    Das dritte Buch war gänzlich aus einer anderen Sicht. Als eine Chronik Spaniens und Mexikos Abenteuer im Südwesten, die frühe Ergründung und Kolonisation des Landes, beruhte es auf Augenzeugenberichten, die in offiziellen Unterlagen aufgezeichnet worden waren. Geschrieben von einem angesehenen mexikanischen Historiker und aus der Perspektive dieser kolonisierten Nationen erzählt, war das Buch Anfang der Neunziger veröffentlicht und vor Kurzem von einem bekannten Professor der ASU übersetzt worden.
    Alle drei Bücher gingen von verschiedenen Blickwinkeln an das gleiche Thema heran und vermittelten im Ganzen ein