Haunted (German Edition)
gute Idee wäre. Wenn er andere Leute in der Straße dazu bringen könnte, nach Lynch Ausschau zu halten, als eine Art Frühwarnsignal zu agieren, wären sie vielleicht in der Lage, einen weiteren Vorfall zu vermeiden. Die einzige Person, an die er sich mit einem guten Gefühl wenden konnte, war Cole Hubbard, und er lief durch den seitlichen Garten, vorbei am Ess-zimmerfenster, wo ihn Lynch heimlich beobachtet hatte, und hinaus auf den Gehsteig. Coles Auto stand in der Einfahrt, was bedeutete, dass er zu Hause war, und Julian ging mit großen Schritten am Haus der Ribieros vorbei und zu Coles Veranda hinauf, wo er an der Tür klingelte. Er hörte das Glockengeräusch im Haus und dachte, er hörte eine Bewegung, aber obwohl er gut über eine Minute wartete, kam niemand zur Tür.
Er klingelte erneut, wartete. Klopfte an, wartete. Aber es kam immer noch keine Antwort.
Das war seltsam.
Er wusste, dass Cole da drinnen war, und er klingelte wieder, klopfte wieder an und rief: »Hey, Cole! Machen Sie auf! Hier ist Julian!«
»Gehen Sie weg!«
Die Stimme seines Nachbarn klang hoch und ängstlich, fast nicht wiederzuerkennen, und Julian war sowohl vom Ton als auch von den Worten an sich schockiert. »Cole? Geht es Ihnen gut?«
»Ich habe gesagt, Sie sollen weggehen!« Jetzt war da eine Spur von Wut, gemischt mit Angst.
Verwirrt trat er einen Schritt zurück. Er hatte gedacht, die beiden hätten einen guten Draht zueinander gehabt; er hatte gedacht, sie fingen an, Freunde zu sein. Was zum Teufel war passiert?«
Das hier schien völlig untypisch zu sein. Lag es daran, was auf der Party passiert war? Nein. Cole hätte von einem Geist nicht so verängstigt werden können, dass er alle Kontakte abgebrochen hätte. Schließlich war er da geblieben, als die anderen Nachbarn geflüchtet waren und hatte ihnen sogar einige nüchterne, vernünftige Ratschläge gegeben.
Es könnte sein, das in Coles Privatleben etwas passiert war, obwohl Julian das nicht glaubte. Wenn das der Fall wäre, wäre Cole höflich, aber distanziert gewesen, hätte sich vielleicht nach einem kurzen, allgemeinen Gespräch entschuldigt und gesagt, dass er beschäftigt wäre. Er wäre nicht so feindselig gewesen.
Oder ängstlich.
Julian bekam langsam auch Angst, und entgegen besserer Einsicht klopfte er erneut an. »Was ist los? Ich gehe nicht weg, bis Sie es mir verraten!«
Es folgte eine kurze Pause, und die Tür öffnete sich einen Spalt. Er sah ungekämmte Harre und Zweitagesstoppeln. »Gehen Sie! Jetzt!«
»Warum? Ich verstehe nicht. Was ist los?«
»Was los ist?« Die Tür öffnete sich ein kleines Stück weiter. Cole war wütend, das sah Julian. Dann ließ die Wut nach. Als wäre er auf Julian böse gewesen, würde ihm für etwas die Schuld geben, und hätte dann festgestellt, nachdem er ihn gesehen hatte, dass Julian nicht wirklich schuld war. »Gehen Sie heim«, sagte er müde.
»Cole …«
»Ihr Haus ruft mich. Und ich weiß nicht, wie lange ich noch widerstehen kann.«
Ihr Haus ruft mich? Was sollte das überhaupt bedeuten? Bevor er fragen konnte, hatte Cole die Tür erneut verschlossen, und dieses Mal blieb sie verschlossen. Julian brüllte seinem Nachbarn zu, klopfte wieder an die Tür und klingelte, in der Hoffnung, ihn zu einer Antwort zu treiben, aber dieses Mal blieb Cole stumm.
Frustriert und verwirrt lief Julian nach Hause, er ging langsam und schaute zu den anderen Häusern auf beiden Straßenseiten hinüber, sich fragend, was seine anderen Nachbarn dachten, sich fragend, was sie taten.
Am nächsten Tag war Cole weg.
Einen Tag danach stand ein Zu Verkaufen -Schild auf seinem Rasen.
Einundzwanzig
Immerhin glaubte Claire, in ihrer Arbeit aufgehen zu können.
Und ihre Arbeit an dem Cortinez-Fall stellte sich als weitaus wichtiger heraus, als sie erwartet hatte. Es ging nicht nur um die rechtlichen Probleme an sich, die reizvoll genug waren, sondern auch um die Hintergrundfakten, um die alternative Geschichte, die Mr. Cortinez seinen Schülern gelehrt hatte. Da gab es Erzählungen, die sie noch nie zuvor gehört hatte, eine Geschichte, mit der sie nicht vertraut war, und sie stimmte dem Lehrer zu, dass es sich um etwas handelte, in das die Schüler von Jardine, von ganz New Mexiko, unterrichtet werden sollten.
Zu Hause war vielleicht alles verwirrend und kompliziert und seltsam und angsteinflößend, aber indem sie Zuflucht in ihrer Arbeit und in der verworrenen Logik der Rechtswissenschaft suchte, verschaffte sie sich Ruhe
Weitere Kostenlose Bücher