Haunted (German Edition)
völlig geistesgestört, behielt ihr Gesichtsausdruck die gleiche Gelassenheit bei wie zu dem Zeitpunkt, als sie den beiden Soldaten beim Duell zugeschaut hatten.
Er ließ das Schwert aus seiner Hand fallen, fiel dann flehend auf die Knie und faltete seine Hände im Gebet. Er war verdammt und er wusste, dass er verdammt war, aber das hielt ihn nicht davon ab, den Herrn tränenreich um Verzeihung zu bitten.
Seine Männer standen da und gafften.
Weit entfernt, aus dem Lager, in das die anderen zurückgekehrt waren, hörte Huerta ein vertrautes Geräusch, das problemlos von der sanften nächtlichen Brise davongetragen wurde.
Das Geräusch von wiehernden Pferden.
Er blickte auf, seine Augen brannten. Von hier aus konnte man die Sterne nicht sehen. Über ihm nur Dunkelheit.
Die Wilden hatten recht. An diesem Ort sollten keine Menschen leben, dachte er.
Niemals.
***
1777
Es war keine Kirche gebaut worden, selbst nach all den Jahren, und Vater Juarez wurde wütend, als sein Pferd in das Dorf trabte. Er hatte den Ort vor fünf Jahren geweiht, die Kirche an einer Stelle gegründet, an der ihre Buntglasfenster das Licht der Sonne speichern und es in die leuchtenden Farben der Ehre Gottes übertragen würden. Er hatte es unter der Voraussetzung getan, dass die Männer, die zurückblieben, die ortsansässigen Ureinwohner dazu bewegen würden, in seiner Abwesenheit das Gebäude zu errichten. Eine solche Strategie hatte zur Fertigstellung von drei der vier Kirchen geführt, die er gegründet hatte. Die vierte, angesiedelt auf einer unwirtlichen Fläche weit entfernt von praktischen Ressourcen, war fest fertig.
Dennoch hatte seine Kirche hier nicht einmal ein Fundament, und die Männer, denen er diese Aufgabe zugeteilt hatte, lebten immer noch in Zelten und einfachen provisorischen Unterkünften mitten unter den primitiven Behausungen der Ureinwohner.
Sein Pferd und die anderen Pferde, Zug- und Lastpferde seines Gefolges, stapften durch den tiefen, festsaugenden Schlamm, der als Straße diente. Die Nachricht ihrer Ankunft verbreitete sich schnell, und bevor sie das behelfsmäßige Bauwerk erreichten, das als ihre Baracke fungieren sollte, hatte sich ein halbformelles Begrüßungskomitee versammelt. Von seinem Pferd aus betrachtete Vater Juarez die Gesichter der Leute, die darauf warteten, ihn zu begrüßen. »Wo ist Bruder Francisco?«, fragte er.
Die Männer schauten sich gegenseitig an, wandten ihre Blicke von ihm ab und keiner von ihnen beantwortete seine Frage.
»Wo ist Bruder Francisco?«, wiederholte er.
Jacinto Paredes trat nach vorne. Er war der Anführer der Soldaten, die zurückgelassen wurden, um den Mönchen bei ihrer Mission zu helfen. »Bruder Francisco ist weg«, sagte er.
Vater Juarez runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit, er ist weg?«
»Als wir vor fünf Tagen aufgewacht sind, haben wir herausgefunden, dass Bruder Francisco nicht in seinem Quartier war. Wir haben anfangs gedacht, dass er spazieren gegangen wäre, um vor dem Gebet zu meditieren. Das hatte er vorher mehrere Male getan, aber nicht ohne jemandem von seinen Absichten zu berichten. Aber er ist zum Mittagessen nicht zurückgekehrt und auch nicht zur Abenddämmerung. Wir haben nach ihm gerufen und die Gegend um das Dorf abgesucht, aber er war nirgends zu finden. Am Morgen habe ich selbst einen Trupp in die nahe gelegene Wildnis angeführt, und seitdem sind nie weniger als zwei Männer da draußen, aber wir waren nicht fähig, entweder Bruder Francisco oder seine Leiche ausfindig zu machen.« Der Soldat machte eine verwirrte, hilflose Bewegung. »Er ist weg.«
Vater Juarez stieg ab, sein restliches Gefolge tat es ihm gleich. »Das ist nicht akzeptabel.«
»Es tut mir leid, Eure Heiligkeit.«
»Sie nehmen an, dass Bruder Francisco freiwillig gegangen ist, hinaus in die Wildnis gewandert und verschwunden ist. Haben Sie an die Möglichkeit gedacht, dass er von einem dieser Wilden entführt und als Teil irgendeines bestialischen Rituals getötet worden ist?«
»Wir nehmen nichts an, Eure Heiligkeit. Aber wir kennen diese Leute. Sie sind überaus friedlich und sanftmütig. Die Mönche haben sie fast alle erfolgreich zum Christentum konvertiert. Und niemand wird vermisst, niemand, der die Möglichkeit gehabt hätte, solch eine Entführung durchzuführen. Es scheint eher wahrscheinlich, dass Bruder Francisco sich verlaufen hat und seinen Rückweg nicht finden konnte, verletzt wurde oder nicht in der Lage war, zurückzukehren, oder von
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