Haunted (German Edition)
schwachen gelblichen Licht sah er etwas am Erdboden schlängeln, ein Monster aus Schlamm und Laub, Zweigen und Lehm, ein Cousin der Schlange. Es manövrierte durch den Garten auf ihn zu, und es war die Quelle der Stimme, es flüsterte seinen Namen. Als es näher kam, fing es an, sich aufzurichten, diese unheilige Grausamkeit, und an seinem länglichen Kopf sah Vater Juarez selbst in der Dunkelheit die Züge eines Gesichts, das er identifizierte, das er kannte.
Das Monster flüsterte seinen Namen. Lachte.
Er rannte zu seinem Quartier, weckte alle auf, schrie wahnsinnig werdend herum.
Dreiundzwanzig
In Jardine gab es kein Gerichtsgebäude, also musste Claire jedes Mal, wenn von ihr verlangt wurde, vor einem Richter zu erscheinen, sei es für eine Anhörung oder eine Verhandlung, fünfzig Meilen nach Amarejo fahren, in die Bezirksstadt, eine mühsame Reise, die zwangsläufig fast den ganzen Arbeitstag aufbrauchte. Selbst Auftritte am frühen Morgen erforderten eine Stunde Fahrt hin und zurück, zusätzlich zur Wartezeit am Gericht und der Länge des Treffens an sich, also konnte sie bestenfalls auf eine Rückkehr nach Jardine bis zwölf Uhr Mittag oder ein Uhr hoffen.
Die heutige Voruntersuchung für Oscar Cortinez war nicht für den frühen Morgen geplant. Sie war auf halb zwölf angesetzt, was bedeutete, dass sie wahrscheinlich auf nach dem Mittagessen verschoben werden würde. Im Richter-Jargon hieß das zwei Uhr. Also bezweifelte sie, dass sie vor fünf daheim sein würde. Zu allem Übel musste sie um acht Uhr bei einer eidesstattlichen Aussage für die Seaver-Scheidung anwesend sein, von der sich der Anwalt des zukünftigen Ex-Mannes ihrer Mandantin weigerte, sie in Jardine durchzuführen. Also musste sie früh aufstehen, früh das Haus verlassen und den gesamten Tag in Amarejo verbringen, mit wahrscheinlich einer erheblichen Menge an Ausfallzeit zwischen eidesstattlicher Aussage und Anhörung.
Sie ließ die Kinder ausschlafen, aber wenn sie früh aufstehen musste, musste Julian früh aufstehen, und sie stupste ihn an, damit er aufwachte und trug ihm auf, Kaffee zu kochen und Frühstück zuzubereiten, während sie sich anzog und schminkte. Frühstück bestand aus einem zu lange getoasteten Bagel, aber immerhin war der Kaffee gut, und sie trank zwei Tassen, um sicherzustellen, dass sie für die lange, langweilige Fahrt wach bleiben würde. »Ich komme vielleicht spät zurück«, warnte sie Julian. »Wenn ich also nicht rechtzeitig wieder da bin, oder die Kinder Hunger bekommen, sind Hähnchen-Reste im Kühlschrank und Fischstäbchen im Gefrierschrank. Wenn ihr wollt, könnt ihr Pasta Roni oder Makkaroni mit Käsesauce machen.
»Wir machen das schon«, sagte Julian zu ihr.
Sie überprüfte noch mal ihre Aktentasche, um sicherzugehen, dass sie alle relevanten Formulare und Papiere für die eidesstattliche Aussage und für die Anhörung hatte, steckte ihren Laptop in die Tasche, vergewisserte sich, dass sie genug Geld hatte, um sich etwas zu Mittag zu kaufen, schaltete ihr Handy ein und gab Julian einen Kuss, bevor sie nach draußen ging. »Sei vorsichtig«, meinte sie zu ihm. Sie wusste nicht genau, was sie damit meinte, aber er nickte, und diese Bestätigung sprach ihr Mut zu, als sie zum Van in der Einfahrt lief und den Knopf an ihrem Schlüssel drückte, um aus der Ferne die Türen aufzuschließen. Sie winkte Julian ein letztes Mal zum Abschied, bevor er wieder ins Haus zurückging.
Zu ihrer Linken nahm Claire eine Bewegung war und sie drehte rasch den Kopf in diese Richtung. Da lief ein Mann auf dem Gehsteig auf sie zu, ein Mann von durchschnittlicher Größe und mittlerer Statur, eine gelbe Baseballmütze mit dem Schild nach hinten tragend. Sie hatte ihn schon vorher in der Gegend gesehen, aber es erschien seltsam, dass er so früh am Morgen unterwegs war. Er könnte Sport treiben, dachte sie, aber er rannte oder joggte nicht, er lief nicht einmal schnell, und je näher er kam, desto unwohler fühlte sich Claire.
Sie stieg schnell in den Van und verriegelte die Türen, bevor sie den Motor startete.
Der Mann lief vorbei, ohne auch nur in ihre Richtung zu schauen, und Claire entspannte sich ein wenig.
Sie schaute ihm nach, als er wegging. Sie war zurzeit so nervös, dass sie in allem, was leicht von der normalen Routine abwich, Bedrohungen sah, wo keine existierten. Nachdem sie ihren Geldbeutel, ihre Aktentasche und ihren Laptop neben sich auf den Beifahrersitz gelegt hatte, schaltete sie das
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