Haunted (German Edition)
sie zurückkam.
»Wie war es?«, fragte Julian.
»Gut«, antwortete sie. »Die eidesstattliche Aussage ist gut gelaufen, und der Staatsanwalt deutet bereits darauf hin, dass sie vielleicht zu einem Vergleich bereit wären. Wir haben starke Argumente, und das wissen sie.«
»Das ist großartig«, meinte er.
»Ja«, sagte sie, jedoch ohne wenig Begeisterung. Sie öffnete die Kühlschranktür und holte einen Kopfsalat heraus, mit der Absicht, sich einen Salat zu machen.
»Was ist los?«, fragte Julian.
Sie schaute ihn an. »Du weißt, was los ist.«
»Es ist jetzt nichts mehr …«
»Nicht«, unterbrach sie ihn. Sie schnitt den Salat, holte ein paar Tomaten und Karotten heraus, und er lief wieder ins Wohnzimmer zurück, wo sich Megan und James um die Kontrolle über den Fernseher stritten.
Beide Kinder gingen früh zu Bett, obwohl es draußen immer noch ein wenig hell war. Zugegeben, die Tage waren länger und es wurde nicht vor acht oder neun dunkel, aber es war völlig untypisch für jeden von ihnen, zu dieser Uhrzeit freiwillig ins Bett zu gehen, und Claire hatte eine heimliche Vermutung, dass sie schlafen wollten, bevor die Nacht komplett hereinbrach.
Sie nahm es ihnen nicht übel.
Julian sah sich auf HBO einen Film an. Sie schaute ihn eine Weile mit ihm, und als sie sicher war, dass die Kinder schliefen, erzählte sie ihm, was sie gelesen hatte, von den historischen Berichten von Geistern und Dämonen und unerklärlichen Phänomenen. Er war natürlich skeptisch, aber nicht so skeptisch, und sie wusste, dass er, obwohl er es nicht glauben wollte, es wahrscheinlich doch tat.
»Das muss mit dem in Verbindung stehen, was hier passiert, was uns passiert«, sagte sie. »Es ergibt Sinn, dass diese Art von Dingen, wenn sie sich vor Hunderten von Jahren auf diesem Land ereignet haben, wahrscheinlich das beeinflusst, was jetzt vor sich geht.«
»Was ist das, ein Monsterfilm?«, versuchte er zu scherzen. Aber er wusste genauso gut wie sie, dass das, was hier vor sich ging, näher an dieser Wirklichkeit dran war als alles andere, und als sie ihn missbilligend ansah und nichts sagte, entschuldigte er sich.
Sie waren weit darüber hinaus so zu tun, als reagierten sie auf das Sacken des Hauses oder auf ähnlich rationale Ereignisse, die erklären konnten, was sie erlebten, zu heftig. Es war größer als das, konkreter. Mehrere Leute hatten einen Geist den Gang entlang und ins Wohnzimmer laufen sehen. Es war an der Zeit, nach echten Antworten zu suchen, nicht nach logischen Erklärungen.
Sie sprachen eine Weile darüber, kamen nicht wirklich zu irgendwelchen Schlussfolgerungen und stimmten nur überein, dass sie die Situation näher untersuchen und die Kinder aufmerksam und sehr, sehr vorsichtig beobachten müssten.
Julian war müde, hatte Kopfschmerzen und ging früh zu Bett, aber Claire war aufgedreht und hellwach. Sie arbeitete an ein paar Anträgen für die Seaver-Scheidung und versuchte, einen Ausgangspunkt für den Ausgleich mit dem Schulbezirk festzulegen. Ihre Gedanken schweiften jedoch ab und sie ertappte sich dabei, wie sie über etwas nachdachte, was sie gelesen hatte, ein seltsames kleines Detail, auf das sie in zwei der Bücher gestoßen war, in dem einen, das von dem Farmer geschrieben wurde, und in dem anderen, das aus der Feder des mexikanischen Historikers stammte.
Als Probe ging Claire nach draußen. Alle im Haus schliefen, also entriegelte und öffnete sie sehr leise die Eingangstür und schloss sie hinter sich. Sie lief auf den Rasen, dann auf den Gehsteig. Sie war bereits nach Einbruch der Dunkelheit draußen gewesen, aber hatte noch nie einen Grund gehabt, den Himmel zu betrachten. Jetzt schaute sie jedoch nach oben.
Die Nacht war schwarz.
Keine Sterne.
Sie versuchte sich zu erinnern, ob sie den Mond gesehen hatte, seit sie in ihr neues Haus gezogen waren, und konnte es nicht.
Zitternd lief sie den Gehsteig entlang, bis sie vor dem Haus der Ribieros stand, wo sie stehen blieb und nach oben sah.
Der kleine Wagen und der Gürtel des Orion waren genau dort, wo sie sein sollten, und ein Halbmond schwebte direkt über der Dachverkleidung eines Hauses auf der anderen Straßenseite.
Sie hatte befürchtet, dass dies passieren würde, irgendwie hatte sie gewusst , dass es passieren würde, aber die bloße wirkliche Tatsache raubte ihr den Atem. Hier handelte es sich nicht um irgendein unklares Erlebnis, das auf verschiedene Weise interpretiert werden konnte. Das war eine nachweisbare Wahrheit:
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