Haunted (German Edition)
umgebracht.
Vielleicht hatte er gewusst, dass er nicht in den Himmel kommen würde.
In dieser Nacht machte Vater Juarez seine Runden, kontrollierte, dass die Sklaven eingeschlossen waren, dann ging er in die Kapelle, wo er eine weitere Kerze für Bruder Ignatio anzündete, bevor er sich zum Beten vor den Altar kniete. Die Kapelle war kalt und dunkel, nur von den flackernden Votivkerzen in den Alkoven beleuchtet. Er war mit seinem Gebet zur Hälfte durch, die Litanei der Individuen rezitierend, die er um ihren Segen bat, als er hinter sich ein Geräusch hörte.
Das Schlurfen von Sandalen.
Er fuhr mit seiner Litanei fort und zwang sich, die Namen derer, die gesegnet werden sollten, nicht schnell herunterzuleiern. Es handelte sich wahrscheinlich um einen der Mönche, der hergekommen war, um zu beten oder um vielleicht eine Kerze anzuzünden. Aber das dachte er nicht wirklich, und es erforderte die ganze Selbstdisziplin, die er besaß, sich auf sein Flehen zu Gott zu konzentrieren und seine Augen nicht zu öffnen, um zu schauen, wer von hinten an ihn herantrat.
Die schlurfenden Füße kamen näher.
Seine Konzentration lag nicht auf seinem Gebet. Seine Aufmerksamkeit war geteilt, und er wusste, dass Gott es wusste, und er beschloss, wieder von vorne anzufangen und sein Verstand, sein Herz und seine Seele unter Ausschluss von allem anderen dem Gespräch mit dem Herrn zu widmen – nachdem er die Augen öffnete und sich umdrehte, um nachzusehen, wer dort war.
Vater Juarez hörte tatsächlich auf zu beten und er öffnete tatsächlich die Augen und er drehte sich tatsächlich um. Trotz der Angst, die in seinem Hinterkopf lauerte, rechnete er wirklich damit, einen der Mönche zu erblicken, oder im schlimmsten Fall Bruder Ignatios schwebende, durchsichtige Gestalt. Auf das, was er tatsächlich sah, war er nicht vorbereitet, einen Horror so unerwartet, dass er aufschreien und sich sogar bekreuzigen musste, als er rückwärts auf die Sicherheit des Altars zuging.
Denn obwohl es sich vor ihm um den Geist von Bruder Ignatio handelte oder gehandelt hatte, war er fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Die komplette Gestalt besaß die Farbe und Beschaffenheit eines Schattens, abgesehen von dem Weiß des wie verrückt grinsenden Mundes, der Bruder Ignatio gehörte, aber verdorben war, genau wie die schwach leuchtenden Augen, die tief in den Mulden des aufgeblähten Gesichts lagen und Bruder Ignatio gehörten, erweitert mit … irgend-etwas anderem.
Der Effekt war grauenhaft, eine entsetzliche Abscheulichkeit so weit von Gottes Konzept eines Menschen entfernt, dass er sich schon verdammt vorkam, als er nur einen Blick darauf warf.
Die Gestalt sprach in einer Stimme zu ihm, die alt war und krächzte und von dem Wissen der Hölle erfüllt war, und sogar als Vater Juarez durch die Seitentür der Kapelle rannte und entsetzt herumschrie, hörte er die Drohungen, die gegen ihn ausgesprochen wurden, Gräueltaten des Fleisches, die er sich niemals hätte vorstellen können. Er rechnete damit, verfolgt zu werden, aber das wurde er nicht, und er blieb im Friedhof stehen, atmete schwer und schaute zum Himmel hinauf, den Herrn um Erlösung von diesem Bösen anflehend.
Von dieser Stelle aus konnte man die Sterne nicht sehen. Es schien, als wären diese Himmelslichter, die am Firmament zwinkerten, ausgelöscht worden. Er wusste, dass das nicht der Fall war; sie konnten zweifelsohne irgendwo anders in der Welt gesehen werden. Aber von diesem Ort aus waren sie unsichtbar, und die Finsternis über der Kirche war vollkommen.
Er stellte fest, dass er stammelte, als er bei Gott Fürsprache einlegte, diesem Schrecken ein Ende zu setzen, aber er stellte auch fest, dass er es sich selbst aufgebürdet hatte, dass es seine vergeltende Entscheidung war, den Tod dieser Ureinwohner zu befehlen, die zu dieser Qual geführt hatte. Er hatte sich der Autorität des Göttlichen bemächtigt und wurde für seine Sünden bestraft, und Gott würde seine Bitten nicht erhören, egal wie sehr er den Allmächtigen anflehte, ihn zu verschonen.
Der Wind flüsterte lachend seinen Namen, und Vater Juarez drehte sich um, um nachzusehen, woher die Stimme gekommen war. Alles war still, alles war dunkel, aber der Wind kehrte zurück und mit ihm das Flüstern seines Namens.
Alles war jedoch nicht so still, wie es schien. An einem Pfosten, der das Dach der Soldatenbaracken stützte, hing eine Laterne. Sie knarzte im Wind, zog seine Aufmerksamkeit auf sich und in ihrem
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