Hauptsache, es knallt!
einer kleinen Ewigkeit wird endlich mein Zettel gezogen. Jil liest vor:
» Frau von Weckenpitz verschwinden lassen .«
Bülent schaut ratlos, Patrick entsetzt, Henriette dagegen einen klitzekleinen Moment bewundernd. Bevor sie, zusammen mit allen anderen, den Kopf schüttelt.
»Wie soll das gehen?«
So, erst mal eine Kunstpause.
»Gar nicht schwer.«
Alle schauen mich an, keiner sagt mehr ein Wort. Ha. Mag ja sein, dass ich nur eine einzige Idee beigetragen habe, aber die hat es einfach in sich.
»Also, hört gut zu. Ganz einfacher Plan: Frau von Weckenpitz kriegt ein paar Wochen vorher einen Brief. Und dieser Brief ist eine Einladung zu einer Tagung der deutschen Schlossherrinnen und Schlossherren in Wasweißichwohausen. Und die Tagung ist zufällig genau am Hochzeitstermin. Sie sucht sich eine Vertreterin, fährt zur Tagung, und bevor alles auffliegt, sind Janina und Markus längst in den Flitterwochen. Fertig. Und wer auch immer Madam Weckenpitz auf dem Schloss vertreten wird, so schlimm wie die kann er oder sie doch auf keinen Fall sein.«
Ich sehe Jil nicken. Was ist mit den anderen? Hey, das ist eine Hammeridee. Ich will eure Nasen rauf- und runtergehen sehen. Frau von Weckenpitz ist die größte Gefahr von allen. Wer dieses Problem löst, ist der Held des Tages, oder nicht?
»Hm.«
»Hm, hm.«
»Hmmmmmm.«
»Schöne Idee, aber das wird nicht klappen, Tim.«
»Wieso nicht, Henriette?«
»Na, wenn sie zum Beispiel vorher versucht, bei diesem Schlossherrendings anzurufen, weil sie irgendwelche Fragen hat, dann fliegt es sofort auf.«
»Wer sagt überhaupt, dass es sie interessiert? Vielleicht will sie mit anderen Schlosshanseln gar nichts am Hut haben.«
»Ich ahne auch eine Reihe von Unwägbarkeiten.«
Genau wie auf der Arbeit im Betonfertigteilwerk. Kaum hat man eine gute Idee, schon wird sie einem kaputtgeredet. Sollen sie doch erst mal was Besseres vorschlagen.
»Wir füllen die Weckenpitz einfach gleich zu Anfang so ab, dass sie aus dem Spiel ist.«
»Oder wir bringen einen Lustknaben für sie mit.«
»Kann man denn nicht dafür sorgen, dass sie an dem Tag einfach krank ist?«
Pah!
Ich verschränke die Hände hinter dem Kopf und versuche, nicht zu angesäuert zu schauen. Ist natürlich schwierig, denn ich bin angesäuert. Besserwisser, alle. Aber von mir aus, dann lassen wir uns halt die Hochzeit am Ende doch vom Schlossdrachen vermiesen. Wenn nur Janina nicht wäre. Es bricht mir das Herz, wenn ich mir vorstelle, dass die Hochzeit nicht wenigstens der drittschönste Tag ihres Lebens wird. Nein, ich muss mich gegen die Bagage durchsetzen. Die drehen sich ja nur im Kreis. Betrunken machen, Lustknaben, Krankheit, immer wieder hin und wieder zurück, aber sie wissen selbst, dass das alles nichts taugt. Sie machen das bloß, um nicht mehr über meine Idee reden zu müssen, weil … Weiß der Teufel warum. Aber jetzt reichts. Ich …
»Ich finde, wir sollten noch mal über Tims Idee reden.«
Wow. Das war Jil.
»Aber das klappt doch vorne und hinten nicht. Viel zu viele Details, bei denen was schiefgehen kann.«
»Dann kümmern wir uns eben um die Details. Die Grundidee ist nämlich genial, finde ich.«
Ich habe meine Hände immer noch hinter dem Kopf verschränkt und versuche unbeteiligt auszusehen. Wieder nicht leicht. Mir schwillt nämlich gerade vor Stolz dermaßen der Kamm, dass er sich fast durch meine Handflächen bohrt. Und Jils grüner Kapuzenpullover, das wollte ich noch einmal sagen, der gefällt mir wirklich ausnehmend gut.
Henriette hat tiefe Falten auf der Stirn.
»Ganz konkret, wie stellst du dir das vor, Jil?«
Was bin ich froh, dass ich jetzt nicht in ihrer Haut stecke. Wenn Henriette irgendwas »konkret« von einem hören will, steht man immer mit dem Rücken zur Wand.
»Fangen wir vorne an: Eine einfache Einladung reicht natürlich nicht. Und eine einfache Tagung auch nicht. Es müsste schon die Gründungsveranstaltung eines neuen Verbands der Schlossherrinnen und Schlossherren sein. Und wir müssten Frau von Weckenpitz in dem Brief bitten, für das Präsidentenamt zu kandidieren, das ist der entscheidende Punkt. Präsidentin des Verbands der Schlossherrinnen und Schlossherren, das will sie bestimmt unbedingt werden. Sie wird so begeistert sein, dass sie gar nicht darüber nachdenkt, dass sie reingelegt werden könnte.«
»Hm.«
»Hm, hm.«
»Und um erst gar keine Zweifel aufkommen zu lassen, fragen wir sie in dem Anschreiben, für welche Zeiten wir ihren
Weitere Kostenlose Bücher