Hauptsache, es knallt!
wirklich jetzt Berg. Die Ideen liegen nämlich alle auf unzählige kleine Zettel geschrieben in unserer Mitte. Darf jetzt nur keiner niesen.
»Okay, wer zieht den ersten Zettel?«
»Der Gastgeber.«
»Gut. Hier steht: Alkoholverbot . Hä? Bülent, das ist deine Schrift, oder?«
»Ja. Also ich meine jetzt natürlich nicht totales Alkoholverbot, aber Markus’ Eltern können doch dafür sorgen, dass nur ganz leichte Sommerweine ausgeschenkt werden, oder was auch immer. Hauptsache, es knallt nicht so.«
»Verstehe. Wegen Sven Wiesenhöfer und Maik Proschitzki.«
»Und wegen Linda.«
»Und wegen Kurt. Der fängt immer an, ganz schlecht John Travolta zu imitieren, wenn er betrunken ist.«
»Und ich wüsste auch noch einige Kandidaten zu benennen.«
»Okay, einerseits ja, gute Idee, das mit den leichten Weinen. Andererseits, was ist mit der Russengruppe, die auf der Gästeliste steht?«
»Markus’ Arbeitskollegen aus Sankt Petersburg? Was soll mit denen sein?«
»Wenn alles stimmt, was Markus über ihre Trinkgewohnheiten erzählt, dürften sie ziemlich lange Gesichter machen, wenn es nur leichte Sommerweine gibt.«
»Andererseits ist es ihr Problem, wenn sie mit den leichten Weinen nicht klarkommen, oder?«
»Stimmt auch wieder. Vorschlag angenommen?«
Die Arme gehen nach oben. Auch der von Jil. Hey, wer hat gesagt, dass sie stimmberechtigt ist? Also, ich meine ja nur.
»Gut. Ich notiere: Nur leichte Weine . Nächste Idee.«
»Hier steht: Keine Band! «
»Keine Band? Von wem ist das? Patrick? Warum das?«
»Strengt euren Geist an.«
»Hm, vielleicht, weil es in ganz Salzminden keine einzige gute Band gibt außer den Splattered Cadavers, und die sind jetzt nicht so unbedingt erste Wahl für Traumhochzeiten?«
»Besser hätte ich es nicht sagen können.«
»Also lieber ein DJ.«
»Auf dem nächsten Zettel steht: Kein DJ! «
»Oh.«
»Darunter: Außer es ist Bülent .«
»Machst du es, Bülent?«
»Gebongt.«
»Nächste Idee.«
Frau Präsident
Jetzt haben wir uns wirklich eine Pause verdient. Was wir in den letzten zwei Stunden alles besprochen haben, damit könnte man normalerweise drei Hochzeiten retten. Schon mehr als die Hälfte der Gefahren auf der Gefahrenliste sind ausgestrichen. Und wenn gleich noch meine Idee aus dem Zettelberg gezogen wird, sind wir endgültig auf der Siegerstraße, ich bin ganz sicher.
»Noch jemand was zu trinken?«
Keiner. Alle räkeln sich in lustigen Pausensitzhaltungen auf dem Sofa und genießen es, sich endlich mal über andere Sachen als über die Hochzeit zu unterhalten. Ich gehe trotzdem in die Küche und tue so, als ob ich mir selber etwas hole. In Wirklichkeit will ich Henriette abpassen, die gerade auf der Toilette ist. Klappt perfekt. Als ich die Küchentür erreiche, kommt sie mir entgegen.
»Hey, alles gut, Henriette?«
»Meine Verdauung funktioniert wie keine zweite, wenn du das meinst.«
»Sag mal, warum hast du denn Jil schon wieder eingeladen?«
»Warum nicht?«
»Na hör mal, sie kennt weder Markus noch Janina näher. Und uns auch kaum. Wie soll …«
»Ist doch gut, wenn man auch jemanden dabeihat, der das Ganze von außen betrachtet. Findest du nicht?«
»Aber sie wirkt so überengagiert. Nicht, dass sie dadurch am Ende alles kaputt …«
»Jil ist ziemlich schlau und kann unglaublich kreativ sein, wenn es drauf ankommt.«
»Mag ja sein, aber … ich fühle mich halt wohler, wenn wir unter uns sind. Weißt du, dann kann ich mehr aus mir herausgehen und so.«
»Es kommt aber nicht drauf an, dass du aus dir herausgehst, sondern dass wir die Hochzeit retten. Und apropos aus dir herausgehen – bis jetzt war noch keine Idee von dir dabei, wenn ich mich recht erinnere.«
»Kommt noch, warte nur ab.«
»Okay, ich bin gespannt. Los, wir scheuchen den Haufen mal wieder hoch. Es gibt noch eine Menge zu tun.«
Bald sind wir wieder bei der Arbeit. Wir winken erneut ein paar gute, aber unspektakuläre Ideen durch: Henriette und Bülent werden unseren transusigen Trauzeugen Kurt morgens eigenhändig aus dem Bett holen und anziehen. Und Kurt soll seinen großen Laptop und ein paar lustige DVDs aus seiner Sammlung mitbringen, für die Gästekinder, wenn sie sich langweilen. Patrick und ich werden eine Stunde früher beim Standesamt sein und alles kontrollieren. Vor dem Festessen werden wir die Platzkärtchen auf den Tischen im Schloss heimlich umgruppieren, damit der und der auf keinen Fall neben dem und dem sitzt. Und so weiter.
Nach
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