Hauptsache, es knallt!
waren sie alle, aber richtig herausgestochen hat die eine, die ein Brauthäubchen aufhatte. Markus, ebenfalls schon angeschickert vom Drinks-Verkosten, setzte sich in den Kopf, ihre Aufmerksamkeit zu erringen. Er begann sie mit Eiswürfeln zu bewerfen. Das mit der Aufmerksamkeit hat dann gleich ganz gut geklappt, auch wenn es erst mal zünftigen Streit gab. Dabei stellte sich heraus, dass die Frauen gerade den Junggesellinnenabschied der Dame mit dem Brauthäubchen feierten. Und, schon klar, Junggesellinnenabschied, da will man sich amüsieren und nicht streiten. Deswegen haben sie sich schnell wieder eingekriegt, Markus hat Freidrinks rausgerückt, und, na ja, außerdem ist Junggesellinnenabschied ja theoretisch die letzte Gelegenheit, noch ein letztes Mal mit jemand anderem … Jedenfalls, seit dieser Nacht findet Markus Frauen in Brautfummel scharf, mehr will ich jetzt nicht sagen.
»Hey, du bist gerade vorbeigefahren.«
»Ups.«
Grinsekatze
Wir betreten das Wohnzimmer. Henriette und Patrick haben sich bereits auf der Sofalandschaft verteilt, auf der Janina und Markus normalerweise Tatortkuscheln machen. Beide nippen wohlig an ihren Bierflaschen, Markus rutscht unruhig auf seinem Sitz herum. Was hat er nur auf dem Herzen? Janina ist ausgeflogen. Sie hat sich mit ihrer Trauzeugin und besten Freundin Svea auf den Weg gemacht, um die letzten Dinge in Sachen Brautgarderobe zu regeln. Mit anderen Worten, sie wird garantiert nicht vor Ladenschluss zurück sein. Gut so. Kriegt sie nichts von den geheimen Sorgen ihres Bräutigams mit. Sprich, freies Schussfeld, auch für die heikelsten Themen.
Jil fehlt leider auch. Erstens ist heute ihre Schicht im Maribu-Hotel, zweitens können wir zu diesem konspirativen Treffen nicht einfach eine Frau mitbringen, die Markus nur ganz flüchtig als eine neue Freundin von Janina kennt. Hätte ich mir zwar vor zwei Wochen nicht träumen lassen, dass ich einmal »Jil« und »fehlt leider« in einem Satz verwende, aber doch, ja, ich finde es schade. Also, ich hab mich halt an sie gewöhnt. Und …
Aber jetzt erst mal Markus. Was ist das Problem mit den Russen? Er räuspert sich. Scheint nervös zu sein. Sieht man selten bei ihm. Er ist ein Riese von einem Mann. Seine drahtigen pechschwarzen Haare sind immer perfekt in Form, und wenn er nicht dauernd mit leichtem Übergewicht zu kämpfen hätte, könnte er glatt als Nachrichtensprecher durchgehen. Die Ruhe dazu hätte er jedenfalls. Normalerweise. Jetzt, wo es schönster-Tag-unseres-Lebens-technisch in die entscheidende Phase geht, ist er natürlich in einer Ausnahmesituation.
Er nimmt noch einen letzten Schluck aus der Bierflasche, dann hebt er endlich an.
»Gut, also, um es kurz zu machen, in ein paar Minuten kommt uns mein Arbeitskollege Vladimir Barenkow besuchen. Vladimir und seine Kollegen sind Gäste bei unserer Hochzeit. Alles sehr nette und herzliche Menschen. Wirklich.«
Das erinnert mich gerade ganz ungut an den Moment, als Jil neulich mit »Schloss Walchenau ist wirklich wunderschön« begonnen hatte. Hat Vladimir auch einen Drachen versteckt?
»Was mir Sorgen macht: Vladimir spricht die ganze Zeit davon, dass sie gewisse Pläne …«
Es klingelt an der Tür. Ein ebenso forsches wie fröhliches Klingeln, finde ich. Wie ein Bär, der zufällig vorbeikommt und sich spontan selbst zum Essen einlädt. Markus schluckt kurz.
»Das ist er wohl schon. Lasst es euch einfach von ihm selbst erzählen.«
Wenige Augenblicke später sitzt Vladimir in unserer Runde. Zumindest was den Punkt »Baum von einem Mann« betrifft, passen Markus und er perfekt zusammen. Nicht, dass auf dem Dreiersofa, das die beiden in Beschlag nehmen, kein Platz mehr für eine dritte Person wäre. Aber die dritte Person sollte sich das gut überlegen. Zwischen den beiden käme man sich nämlich vor wie ein minderjähriges Erdmännchen.
Was den Punkt »Zuversicht« betrifft, ist Vladimir allerdings das krasse Gegenteil von Markus. Er kommt gleich auf den Punkt.
»Iich liebe deutsche Hochzejten!«
Er spricht es und klatscht dabei in seine Pranken, als müsste er sich sehr zurückhalten, nicht gleich hier, jetzt und sofort mit dem Feiern zu beginnen. In seinen Bärenaugen blitzt der Schalk, ach, was sage ich, eine ganze Schalk-Armee. Und während er ausbreitet, warum er und seine Landsleute sich so auf die Hochzeit freuen, wächst die Anzahl der Sorgenfalten auf unseren Stirnen im Minutentakt. Allein schon Vladimirs Vorstellungen von
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