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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Katastrophe ist perfekt. Dann verliebt sie sich. Hals über Kopf. Und jedes Mal in einen Mann, der nicht einmal ­einen Tritt in die Eier wert ist. Und ein paar Monate später ist Katzenjammer. Unter dem Strich hat jeder von uns schon mehrere Tage seines Lebens mit Linda-Trösten verbracht. Ein weiteres Unglück in die Richtung sollte unbedingt vermieden werden. Das hat sie nicht verdient.
    »Gut, Linda ist auch notiert. Sind wir jetzt durch?«
    Schon wieder haben alle ihre Finger in die Höhe gereckt. Hört das denn nie auf? Ruhig bleiben. Sicher nur noch Kinkerlitzchen. Ich nehme den Stift.
    »Patrick, kann ich noch einen zweiten Zettel haben?«

Melodiesäge
    Ich muss zugeben, ganz am Ende unseres ersten Treffens bei Patrick habe ich geschwächelt. Die Gefahrenliste wurde lang und länger, und beinahe hätte ich noch ein drittes Blatt gebraucht. War ich froh, als Henriette zum Schluss vorschlug, dass wir erst mal ein paar Tage in Ruhe über alles nachdenken sollten. Jeder bekam eine Kopie der Notizen, und wir machten aus, uns das nächste Mal bei mir zu treffen.
    Heute ist es so weit. Eigentlich müsste ich längst oben in meiner langweiligen Neubauwohnung sein und die Getränke vorbereiten, aber ich stehe immer noch an der Tankstelle auf dem Autowaschplatz. Ich fahre einen blauen Opel Admiral, Baujahr 1969. War eine spinnerte Idee, ihn zu kaufen, muss ich zugeben. Ich habe keine Ahnung von Autos, und erst recht nicht von alten. Aber er stand halt damals wochenlang als Deko im riesigen Schaufenster von Auto Mitscherlich, Löblinger Straße Ecke Haldesplatz, die Hauptfiliale von Markus’ Vater, an der ich jeden Tag vorbeikomme. Und ich fand ihn so schön. Diese wohlige Altheit. Wenn man in diesem Wagen sitzt, vergisst man sofort alle Neubauwohnungen und Betonfertigteile. Außerdem, ich sagte es ja schon, ich mag keine Veränderungen. Und am Design des Opel Admiral wird sich nie mehr etwas ändern, denn der wird nicht mehr gebaut. Am liebsten mag ich die großen Scheinwerferaugen, die einen so schräg von unten anschauen. Fast ein bisschen wie Janina. Und wenn man drin sitzt, erst recht Janina. Fahrende Eiche. Gut, die anderen sagen »Schiff«, weil er riesig ist, und wegen »Admiral«. Aber ob Eiche oder Schiff, ich musste ihn haben, er wurde, so schien es mir, 1969 extra für mich gebaut.
    Markus’ Vater hat mich dann beim Kauf ganz schön über den Tisch gezogen, das muss ich leider sagen. Außen war der Admiral ja tipptopp, aber was unter der Motorhaube und sonst so alles kaputt war … Ein Fass ohne Boden. Zum Glück habe ich einen Schrauber mit zwei goldenen Opel-Händchen gefunden. Der kostet natürlich Geld, und leider geht ständig was kaputt. Aber egal, Hauptsache, der Admiral strahlt mich jeden Tag von außen unverändert himmelblau an, wie am ersten Tag.
    Und wenigstens um das Außen kümmere ich mich höchstpersönlich. Fester Termin alle zwei Wochen. Zuerst pingelige Suche nach eventuellen Roststellen. Anschließend eine zärtliche Komplettwäsche. Während er trocknet, reibe ich innen die dunkelbraunen Ledersitze mit Pflegemittel ein, und am Ende wird der Lack mit einer sündteuren Spezialpolitur gedingst. Leider muss ich mich jetzt wirklich beeilen. In einer halben Stunde steht das Hochzeitsrettungsteam vor meiner Tür.
    Heute geht es in die Problemlösungsrunde. Jeder hatte die Liste, und jeder sollte sich Gedanken machen und Ideen sammeln. Und ich bin wirklich gespannt, was sich die anderen so ausgedacht haben. Wobei, ehrlich gesagt, noch gespannter bin ich, wie sie meine Idee finden. Ich bin ja sonst nicht so die Kreativkanone, aber die eine Sache, die ich mir ausgedacht habe, also wirklich, die ist der Knaller, muss ich einfach so sagen.
    Trotz der Eile poliere ich fröhlich singend den letzten Quadratmeter Admiral fertig und fahre los. Nachdem ich dem Wagen in der Tiefgarage tschüss gesagt habe, schaffe ich es gerade noch, zwei Stockwerke höher in frische Klamotten zu springen, bevor meine Klingel zum ersten Mal ihre hässliche, viel zu laute elektronische Melodie in den Raum pustet.
    Keine Klingel, eine Melodiesäge ist das, denke ich, als ich zum Monitor gehe. Melodiesäge . Gutes Wort, wird sich aber nicht durchsetzen. Und als ich Jil auf dem Monitor sehe, denke ich erneut »Melodiesäge« und drücke auf den Türöffner. Warum hat Henriette sie denn schon wieder eingeladen?

Splattered Cadavers
    »Hallo Tim. Oh, bin ich die Erste?«
    »Hallo Jil. Sieht ganz so aus.«
    Echt jetzt, warum

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