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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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er steckt dahinter. Meine Hände wollen an seinen Hals. Aber das muss ich auf später verschieben. Vorne gibt es nämlich schon Tumult. Markus’ Mutter schlägt auf die falsche Braut ein und schreit: »Weg mit Ihnen! Was bilden Sie sich eigentlich ein?« Im Nu entsteht Getümmel um die seltsame Zweitbraut und die drei angetrunkenen Männer, die sie begleiten. Ich sehe Bülent in der Menge. Wir arbeiten uns gemeinsam vor, ohne genau zu wissen, was wir eigentlich tun wollen. Eine zweite Braut will mit auf das Hochzeitsfoto. Diesen Fall hatten wir vorher nicht durchgespielt, wir Versager. Und ich muss zugeben, ich bin nun zum ersten Mal an diesem Tag wirklich froh, als ich Frau von Weckenpitz’ Stimme höre. Lustigerweise sagt sie genau das Gleiche wie Markus’ Mutter: »Weg mit Ihnen! Was bilden Sie sich eigentlich ein?« Aber ihre Worte wirken viel stärker, das muss ich zu­geben.
    »Nur weil Sie ein Zimmer mit dem Arrangement ­›romantische Brautentführung‹ gebucht haben, heißt das noch lange nicht, dass Sie das ganze Schloss benutzen dürfen, Frau Kopitzke!«
    »Ja, ist ja gut, war doch nur ein Spaß.«
    »Ein schöner Spaß, ich muss schon sagen. Sehen Sie zu, dass Sie auf Ihr Zimmer kommen, und warten Sie auf Ihren bedauernswerten Bräutigam.«
    »Ja, ja.«
    »Herr Unzicker! Begleiten Sie die Leute bitte.«
    »Machich.«
    Ich sortiere schnell meine Gedanken. Aber eigentlich brauche ich das gar nicht. Frau Mitscherlich spricht nämlich im gleichen Moment aus, was ich denke, auch wenn sie dabei mehr nach Luft schnappt.
    »Also, Frau von Weckenpitz, haben Sie etwa tatsächlich … für die Zeit unserer Hochzeitsfeier … ein Zimmer auf dem Schloss … als romantisches Versteck für eine … Brautentführung von einer anderen Hochzeit vermietet? Das ist ja wirklich … ein starkes Stück!«
    »Ich muss Sie bitten, sich zu beruhigen, Frau Mitscherlich. So ein Schloss unterhält sich schließlich nicht von alleine. Um solche Feste wie das Ihrige zu ermög­lichen, muss auf der anderen Seite auch wieder Geld ­hereinkommen. Dass diese Leute sich dermaßen ungebührlich aufführen würden, konnte ich nicht ahnen. Andererseits muss ich sagen«, und während sie es sagt, streift mich ein ungnädiger Blick, » Ihre Gäste führen sich bisher kaum weniger ungebührlich auf. Und, wie heißt doch es so schön und richtig: ›Alles, was man tut, kommt zu einem zurück.‹ Denken Sie ruhig einmal darüber nach. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich habe zu tun.«
    Ich habe auch zu tun. Ich will zu Janina und Markus. Ich sehe von hinten, dass Markus seine Braut im Arm hält und dass Svea ihre Hand genommen hat. Und ich höre, dass Janina … lacht. Aber kein schönes Lachen. Es wirkt mehr so, als ob …
    »Liebe Gäste, leider haben wir immer noch kein Gruppenfoto. Wenn wir es hinbekommen wollen, dann jetzt. Dürfte ich Sie bitten, noch einmal kurz Ihre Plätze einzunehmen? Gleich haben wirs.«
    Der tapfere Hobbyfotograf. Recht hat er. Wir begeben uns wieder in Position. Es dauert etwas, aber, auch wenn ich es kaum glauben kann, diesmal klappt alles. Der Selbstauslöser wird bedient, der Fotograf hechtet ins Bild, und wir hören es klicken. Und das Ganze noch zwei weitere Male zur Sicherheit. Er schaut sich die Bilder auf dem Display an und nickt zufrieden. Und er verspricht, sie sofort auf seinem Laptop abzuspeichern, damit auch ja nichts verlorengeht. Na also.
    Es folgt der nächste Programmpunkt: Janina soll den Brautstrauß werfen. Sie sieht nicht gut aus, finde ich. Kein Wunder. Diese komische Situation mit der Zweitbraut. Das muss man als Hauptbraut auch erst einmal verarbeiten. Und wie soll man in Ruhe verarbeiten, wenn man gleich wieder im Mittelpunkt steht? Aber hilft ja nichts, so ein Hochzeitsfeierprogramm kennt nun mal keine Rücksicht. Das haben Jil und ich ja auch schon zu spüren bekommen. Wir schwappen alle zusammen auf den Rasen, und die unverheirateten Frauen im heiratsfähigen Alter werden kichernd in Straußfangposition geschubst. Auch Jil. Wenn jetzt ausgerechnet sie …? Plötzlich bin ich nervös.
    Janina stellt sich ein paar Meter entfernt auf. Markus gibt ihr noch einen Kuss, dann tritt er ein paar Schritte zurück. Sie soll ja kräftig ausholen können. So ein Brautstrauß muss schon ordentlich geworfen werden, sonst funktioniert das mit dem Zauber, dass die Fängerin als Nächste unter die Haube kommt, womöglich nicht. Ganz abgesehen davon, was für einen schwächlichen Eindruck man

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