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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Unwillen erregt, und jetzt reden die beiden miteinander. Schon seit einer halben Stunde. Und Jil ist wirklich brillant. Sie heuchelt Verständnis für die Schlossziege und lässt durchblicken, dass sie ja auch so gerne eine Dame von Welt wäre. Und die Weckenpitz hat den Köder geschluckt. Aus den Gesprächsfetzen, die ab und zu zu mir herüberwehen, kann ich heraushören, dass sie die Party Party sein lässt und stattdessen ihrer neuen Bewunderin Jil lieber eine Rundumschulung in Sachen Stil und Klasse verpasst. Ein endloses Thema. Der Schlossdrache ist fürs Erste aus dem Spiel. Toll gemacht, muss man sagen. Und was Jil da auf sich nimmt, nur ein echtes Löwenzahngemüt hält so was aus. Sie muss bloß aufpassen. Am Ende wird sie noch adoptiert.
    Im Moment ist der Einzige, der für Unfrieden sorgt, mal wieder der Fotografenheini. Bräutigam Markus hat nämlich inzwischen erkannt, dass er schleunigst noch einen zweiten Bilderknipser beauftragen muss, wenn er eine Chance auf ein paar normale Bilder für das Hochzeitsalbum haben will. Leider hat der Künstlerfotograf seinen Konkurrenten schon längst bemerkt und ist stinksauer. Aber einer wie er setzt seine Wut natürlich in Kunst um. Und konkret sieht das so aus, dass er nun dem armen Hobbyfotografen auf Schritt und Tritt folgt und ihn beim Fotografieren fotografiert. Kann man nur hoffen, dass der Hobbyfotograf die Nerven behält. Sollte man im Blick behalten, die beiden.
    »Bist du eigentlich wirklich ein Pirat?«
    Sinja ist echt noch durchgeknallter, als ich dachte.
    »Na klar, ein Pirat mitten im deutschen Flachland. Quatsch. Ist alles nur ein Gag. Weißt du doch.«
    »Ich finde aber, du hast was von einem Piraten.«
    »Danke, aber die Augenklappe habe ich nur, weil Pfarrer Kühlbrodt mir vorhin …«
    »Ich meine doch nicht die Augenklappe. Die sieht einfach nur bescheuert aus. Und der Rest von deiner Verkleidung erst recht.«
    »Ach?«
    »Das Piratige hast du auch ohne Verkleidung.«
    »Ich glaube, du täuschst dich. Da ist überhaupt nichts Piratiges in meinem Leben. Weißt du, ich arbeite ganz langweilig an einem Schreibtisch im Betonfertigteilwerk. Und ich wohne in einem doofen Neubau, habe ein altes Auto, das ich nicht selbst reparieren kann, und wenn mich einer in der Fußgängerzone nach der Zeit fragt, werfe ich ihm vor Schreck mein Portemonnaie vor die Füße und schreie ›Tu mir nichts!‹, verstehst du?«
    »Dann hast du dein verstecktes Potential noch nicht entdeckt.«
    »Na ja, vorhin, das mit der Torte ging doch vielleicht schon in die richtige Richtung?«
    »Das war lustig. Aber das meine ich nicht. Ein Pirat ist nicht lustig. Ein Pirat hat einen Plan, und den setzt er um, ohne Furcht, koste es, was es wolle, mal mit List, mal mit Gewalt. Und du hast einen Plan. Das habe ich dir schon angesehen, als wir im Standesamt waren.«
    »Ich? Iwo.«
    »Ich spüre so was. Teleskimotische Felder.«
    »Teleskiwas?«
    »Paranormale Schwingungen. Sendet jeder Mensch aus. Ich reagiere besonders empfindlich darauf.«
    Na gut. Ich schaue mich um und rücke noch näher an sie heran.
    »Okay, du hast recht. Ich habe einen Plan. Soll ich dich einweihen?«
    »Wenn du willst.«
    »Aber es ist geheim.«
    »Okay.«
    Ich kann es selbst kaum glauben, aber ich erzähle Sinja wirklich die ganze Geschichte. Unsere Sorgen, unsere Hochzeitsrettungsgruppe, unsere schwere Mission. Sie sagt kein Wort, doch ich habe das Gefühl, dass mir in meinem ganzen Leben noch nie einer so genau zugehört hat. Das Mädchen ist irgendwie unheimlich. Andererseits vertraue ich ihr auf einmal völlig. Ich weiß nicht warum. Potentielles Zerstörungspotential: 9! , flackert es immer wieder in meinem Hinterkopf auf. Und Waffen: Komplett durchgeknallte Gaga-Ideen! Ich kann es mir bei ihr auch lebhaft vorstellen. Andererseits, nein, sie hat ein gutes Herz. An was für Schwingungen auch im­mer das liegt, ich spüre es.
    »Willst du uns helfen?«
    Habe ich das gerade wirklich gesagt?
    »Ja, will ich.«
    Tatsächlich.
    »Fein, Sinja, du bist hiermit in die geheime Hochzeitsrettungsgruppe aufgenommen.«
    »Und was kann ich jetzt machen?«
    »Weißt du zufällig etwas über einen Vorgang, den man Bananentanz nennt?«

Großtante Gerlinde
    Sinja, unser neues Mitglied, hat mir erklärt, dass die Banane unter anderem ein Symbol für Tagträume, Regenwolken und wichtige Wendepunkte im Leben sei, aber über den Bananentanz wusste sie nichts. Irgendwann habe ich mich schweren Herzens aus ihrer gemütlichen

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