Hauptsache, es knallt!
bisschen zu viel. Und Patrick schlägt Markus vor, seine Braut an der Hand zu nehmen und für einen kleinen Spaziergang im Park zu verschwinden. Und Svea schlägt Janina das Gleiche vor. Und Jil, Henriette, Bülent und Markus’ Trauzeuge Kurt nicken im Hintergrund dazu. Und der Fotografenheini steht irgendwo noch weiter im Hintergrund und würde gerne authentische Nahaufnahmen von Janinas verheultem Gesicht machen. Aber Vladimir steht neben ihm und strahlt ebenfalls große Authentizität aus.
Unser Zureden trägt Früchte. Janina und Markus machen sich auf den Weg. »Moment mal!«, höre ich Tante Ottis Stimme. »Ihr könnt euch doch hier nicht so einfach ver…«
»Doch, doch, das können sie, Tante Otti.«
»Du musst doch bestimmt noch deine Spiele vorbereiten.«
»Und den Bananentanz.«
»Da habt ihr auch wieder recht, Kinder.«
Die eine Hälfte meines Hirns denkt: Gut, dass wir Janina und Markus vor ihr beschützt haben. Die andere denkt: Da kommt noch etwas auf uns zu. Etwas ganz Großes.
Äußerst gefährliche
Leute
Eins muss ich dem Vladimir lassen, er ist wirklich eine tolle Hilfe. Einer von diesen Typen, denen man nicht groß sagen muss, was sie machen sollen, weil sie selbst sehen, wo sie zupacken müssen. Zum Beispiel vorhin das Problem mit dem Fotografenheini – sofort erkannt. Und auch jetzt wieder. Instinktiv gemerkt, dass wir Angst vor Ottis Spieleplänen haben. Schon im nächsten Moment schnappt er sie sich und schiebt sie mit einem »Iech muss Iehnen etwas zeigen« in Richtung Parkplatz. Als er den Fotografenheini im Vorbeigehen mit »Sie auch!« auffordert, ebenfalls mitzukommen, und seine Russenfreunde den Kerl von beiden Seiten unterhaken, so dass ihm gar nichts anderes übrigbleibt, wird mir allerdings etwas mulmig. Ich habe einfach zu viele »Tatorte« mit Russenbösewichtern gesehen, versuche ich mich zu beruhigen. Vladimir und sein Anhang sind doch zivilisierte Menschen. Geschäftsleute. Freunde von Markus. Und so. Nämlich. Außerdem habe ich, was Vladimir betrifft, noch ganz andere Sorgen als Tante Otti und den Fotografenheini. Er hat mir vorhin gesagt: »Hast du gesähen, Tiem? Die Loite haben auch Brautentführung gemacht! Iech verstähe niecht, wachrum niecht wier?« Und jetzt kann ich mir überlegen, wie ich ihm das erkläre.
Inzwischen sind fast alle wieder reingegangen. Sieht auch wirklich immer ungemütlicher aus, da draußen. Noch dazu hat Bülent jetzt angefangen, Musik aufzulegen. Nur so harmloses »Girl from Ipanema«-Zeug natürlich, nichts zum Ausrasten. Aber der Weißwein wurde bereits freigegeben, und ein paar Leute vom lauten Tisch fangen schon an, tanzähnliche Bewegungen zu machen. Gut, so ein bisschen Ausgelassenheit ist in Ordnung. Wir sollten einfach dieses Level beibehalten. Hochzeit im Salzminden-Stil. Vielleicht kriegen wir das ja hin. Gut finde ich auch, dass Sven Wiesenhöfer als einer der wenigen immer noch hartnäckig draußen in der Raucherecke steht, während Maik Proschitzki weit von ihm entfernt bei uns hier drinnen rumhängt. Bedenklich finde ich dagegen, dass die reizende Linda auch gerade Lust auf eine Zigarette hat und nun draußen bei Sven ist. Vorhin hatte sie noch Lust auf Yogagespräche. Wenn es mit dem Teufel zugeht, interessieren sich demnächst tatsächlich beide Kraftpakete gleichzeitig für Linda und … Nun, malen wir den Teufel nicht an die Wand. Ein Schlafmittelchen in den Wein der zwei Jungs wäre natürlich prima. Warum fällt mir das jetzt erst ein?
Ich drehe mich ärgerlich um und sehe Herrn Mitscherlich. Er steht in der Ecke und nimmt einen großen Schluck Wein. Jetzt aber mal wirklich, warum guckt der so verdrießlich?
»Alles gut mit dem Wagen, Herr Mitscherlich?«
»Nein!«
»Oh. Kratzer? Beulen?«
»Schlimmer.«
»Sitze versaut?«
»Noch schlimmer.«
»Noch schlimmer?«
»Die haben hinten eine Anhängerkupplung drangeschweißt.«
»Echt? Na ja.«
»Eine Anhängerkupplung! An einen Porsche Panamera!«
»Kann doch ganz praktisch sein.«
»Der Wagen hatte aber schon eine Anhängerkupplung. Man musste nur einen Knopf drücken, und schon fuhr sie vollautomatisch aus. Jetzt natürlich nicht mehr, nachdem diese sibirischen Bären ihr klobiges Ding drübergeschweißt haben.«
»Ärgerlich.«
»Ja.«
»Und wozu brauchten sie die Anhängerkupplung?«
»Sie sind zu acht, und im Auto war nicht genug Platz. Da haben sie sich einen Anhänger besorgt.«
»Pragmatischer Ansatz.«
»Willst du tanzen?«
Sinjas
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