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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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hat es nicht verdient!
    Blitzschnell schäle ich die Banane, stoße einen Schrei aus wie John Lennon am Anfang von »Revolution 1« und stürze mich auf ihn.

Affenstall
    Das ging jetzt irgendwie alles doch sehr schnell. Die afrikanischen Trommeln dröhnen immer noch im Hintergrund, und die meisten tanzen einfach weiter, weil sie gar nichts mitbekommen haben. Aber in der ersten Reihe haben alle entsetzt aufgehört und beugen sich über den umgestürzten Füllkrug. Taschentücher werden herausgeholt, und man versucht sein Gesicht von dem klebrigen Bananenschmadder zu befreien. Ich knie immer noch auf seiner Brust und starre abwechselnd auf meine rechte Hand und das, was sie angerichtet hat. Links neben mir steht Henriette und schüttelt den Kopf, daneben Patrick und klappt den Mund auf und zu, und rechts neben mir Jil. Und sie schaut so traurig wie noch nie an diesem blöden Tag. Wie ein Eichhörnchen, dem ich gerade die letzte Nuss gestohlen habe.
    Ist schon komisch, das mit der Kriegsstimmung. Vor ein paar Sekunden dachte ich noch, dass alle mitmachen würden und dass wir Füllkrug und Tante Otti in einem gigantischen Meer aus Bananenschmadder ertränken. Und dass das alles völlig richtig ist. Aber dann hat keiner mitgemacht. Und ich bin mir jetzt auch wirklich nicht mehr ganz sicher, dass es wirklich richtig war. Und je länger ich mir Jil so anschaue, umso mehr bin ich mir sicher, dass ich, nun ja, mehr so einen Fehler gemacht habe. Einen großen Fehler sogar. Aber die Wut, die Musik, der Wodka, eine ganz fiese Mischung halt.
    Nur zwei Menschen scheinen das anders zu sehen. Tante Otti haut sich auf die Schenkel und lacht sich kaputt. Und auch der betrunkene Kunstfotograf kann der Szene einiges abgewinnen, hat es nur leider noch nicht geschafft, seine Kamera wieder richtig zusammenzubauen. Aber was will ich mit Tante Otti und dem Kunstfotografen, wenn Jil wütend auf mich ist. So wütend, dass ich es richtig spüren kann. Und wenn Janina jetzt auch noch mitbekommt, was für ein Gewaltexzess da gerade im Zentrum des Bananentanzes stattgefunden hat, ist alles zu spät. Wir müssen Füllkrug wirklich ganz schnell wieder sauberkriegen und auf die Beine stellen, bevor der Tanzkreis sich auflöst und die Sicht freigibt. Über alles andere kann ich mir später Gedanken machen.
    Leider ist die Füllkrug-Saubermachung schon im nächsten Moment gar nicht mehr so wichtig. Die Musik reißt auf einmal mitten im Takt ab, und die Menge hinter uns teilt sich in zwei Hälften. Durch die Gasse marschiert eine Gestalt. Und jetzt wundert es mich auch nicht mehr, dass sich die Menge so plötzlich geteilt hat, denn die Gestalt schwingt ein Schwert. Und die Gestalt ist nicht irgendwer, sondern Frau von Weckenpitz. Stockbetrunken und ebenfalls in Angriffsstimmung. Oder soll ich sagen, in Angriffsstimmung, weil stockbetrunken?
    »ES REICHT MIR JETZT! DAS HIER IST DER STAMMSITZ MEINER FAMILIE UND KEIN AFFENSTALL! HERR GRAF, HERR UNZICKER UND KINDCHEN, STELLT EUCH HINTER MICH! ALLE ANDEREN VERLASSEN JETZT DAS SCHLOSS! SOFORT!!!«
    Und das »SOFORT!!!« klingt fast so laut wie der Donner vorhin.
    Aber ist ja zum Glück nicht so, dass sich hier alle sofort ins Bockshorn jagen lassen. Einige Mutige treten vor und versuchen die richtigen Worte zu finden, um die rasende Schlossziege wieder auf normal zu stellen. Dummerweise reden sie alle gleichzeitig. Die Satzanfänge versteht man jeweils noch, aber dann vermischt sich alles zu einem unverständlichen Wortbrei.
    Herr Mitscherlich: »Aber Frau von Weckenpitz, wir können doch nichts dafür, dass hier ein paar rhabarberhabarberhabarber …«
    Henriette: »Ein unschöner Zwischenfall, zugegeben, aber rhabarberhabarberhabarber …«
    Nashashuk Ziegler: »Das liegt alles daran, dass die Sternformation des Bison heute sehr ungünstig rhabarberhabarberhabarber …«
    Maik Proschitzki: »Sie sollten Yoga machen. Früher habe ich mich auch immer viel zu schnell rhabarberhabarberhabarber …«
    Patrick: »Bitte, vermeiden wir doch wenigstens einen bewaffneten Konflikt. Sie könnten das Schwert doch rhabarberhabarberhabarber …«
    Leider ist das kaum geeignet, um diese Furie zu stoppen. Sie holt bereits tief Luft für die nächste Attacke. Und dabei richtet sie die Schwertspitze auch noch ausgerechnet auf die in diesem Moment dazugekommene Janina, die vor Schreck leichenblass im Gesicht ist. Ich dränge mich, ohne groß nachzudenken, zwischen die Braut und die Klinge. Das Grübeln setzt erst ein,

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