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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Nein, gar nicht haha! Eine Generalsuniform! Mit Schulterklappen, Orden und allem Drum und Dran. Als hätten sie es darauf abgesehen, Linda mit Wiese zu verkuppeln! Mist. Kann man nur noch hoffen, dass er sich beim Umziehen einen Hexenschuss holt.
    » Я был бы счастлив выпить с вами еще один стакан .«
    »Sie können Russisch, Herr Unzicker. Was hat der Graf gesagt?«
    »Der Graf?«
    »Herrgott, der Mann, der vor Ihnen steht, ist Graf Grinzki-Schrottkaroff! Was hat er gesagt? Lassen Sie mich doch nicht so lange warten!«
    »Die Person hat gesagt, sie wäre glücklich, wenn Sie noch ein weiteres Glas mit ihr trinken würden.«

Rochenflügel II
    Hört das noch einmal auf mit dem Gewitter? Uns krachen die Böllerschläge im Minutentakt um die Ohren, und der Sturmwind schmettert die Regentropfen gegen die Scheiben, dass man schon froh sein kann, wenn alle heil bleiben. Schade eigentlich. Etwas weniger brutal, und das Gewitter hätte wirklich was Romantisches. Aber so sind die Leute nun doch ein bisschen eingeschüchtert. Dafür läuft mit Frau von Weckenpitz alles nach Plan, sprich sie unterhält sich weiter mit meinem falschen Grafen und ist kurz vor stockbetrunken.
    »Herr Unzicker, fragen Sie den Grafen, ob er die Revolution 1971 selbst miterlebt hat. Vorwärts.«
    »Die Revolution war 1917 und nicht 1971, Frau von Weckenpitz.«
    »Lassen Sie mich doch mit Zahlen in Ruhe, Herr Unzicker. Ich habe Ihnen schon so oft gesagt, dass ich törichte und langweilige Sachen wie Zahlen dauernd durcheinanderbringe. Ein kultivierter Geist kümmert sich nur um das Wesentliche. Und jetzt fragen Sie den Grafen endlich, wie er die Revolution erlebt hat. Hat man auf den Ärmsten geschossen?«
    Ich muss vor Lachen beinahe den Wodka ausspucken, den ich mir gerade selbst genehmigt habe, aber Vladimir verzieht keine Miene, während Herr Unzicker diesen Blödsinn ins Russische übersetzt. Wenn es ihm gleich auch noch gelingt, die Weckenpitz und den Un­zicker wie geplant auf eine Spritztour in »seinem« Porsche Panamera einzuladen, ist alles geritzt. Dann ist Jil endlich …
    »Frau von Weckenpitz?«
    »Kommen Sie ruhig dazu, Kindchen, der Graf erzählt gerade von der Revolution.«
    »Wie aufregend. Ich wollte nur sagen, Sie sollten vielleicht nicht so viel …«
    »Herr Unzicker, schenken Sie Fräulein Jil ein Glas ein!«
    »Danke, Frau von Weckenpitz, aber ich denke …«
    Kann ja wohl nicht wahr sein! Ich nehme sie sanft am Arm und ziehe sie ein paar Meter beiseite.
    »Nun lass sie doch. Ich …«
    »Ich hab es schon kapiert, Tim, du willst sie betrunken machen. Ich glaube nur, dass es keine gute Idee ist.«
    »Ich kann aber nicht zusehen, wie sie dich den ganzen Abend vollsabbelt und ›Kindchen‹ nennt.«
    »Das ist nett von dir, aber heute geht es doch gar nicht um mich.«
    »Hey! Irgendwann ist auch mal Schluss. Ich will, dass du jetzt endlich eine Pause kriegst. Und ein gutes Essen in den Bauch. Wenn alles gut läuft, hat sich das Weckenpitz-Problem sogar gleich von selbst gelöst.«
    »Das glaube ich nicht. Ich fürchte vielmehr …«
    »Es gibt nichts zu fürchten. Ich habe alles im Griff. Du isst jetzt was.«
    »Aber bist du sicher, dass …?«
    »Hier, nimm einfach Vladimirs Platz. Hallo, Kellner, bringen Sie der Dame bitte noch einmal den Rochenflügel mit Zitronensauce und ein frisches Glas.«
    Mist. Sie sieht nicht gerade entspannt aus. Ich war zu autoritär. Hatte ja schon fast was von der Weckenpitz, mein Auftritt. Aber was soll ich machen? Sie einfach weiter leiden lassen? Auf keinen Fall. Auch wenn ich sie vielleicht niemals küssen werde.
    »Lass es dir schmecken, Jil.«
    Fast hätte ich noch »bitte« dazugesagt. Alles in mir will, dass sich dieses bezaubernde Wesen gut fühlt. Ich will ihren großen Mund wieder lächeln sehen. Ich will …
    »Das ist echt toll von dir, Tim, und ich habe auch wirklich Hunger. Ich mache mir nur Sorgen, dass …«
    Ich kann fast zusehen, wie eine verführerische Duftschwade aus der Zitronensauce aufsteigt und ihre kleine Nase umarmt.
    »Ach, egal. Du hast recht, Tim. Ein paar Bissen für uns müssen drin sein.«
    Doch, mit etwas gutem Willen kann man sagen, dass das schon ein halbes Lächeln war. Ich betrachte meinen eigenen, inzwischen hoffnungslos kalt gewordenen ­Rochenflügel. Appetit habe ich keinen. Aber die anderen sind alle schon fertig, und Jil fühlt sich bestimmt wohler, wenn sie wenigstens nicht ganz alleine isst. Ich lade mir

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