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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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der Film gleich wieder hieß, tun. Hoffentlich reicht das.
    »Nun gut. Entschuldigen Sie mich bitte, Kindchen.«
    Ha! Sie hakt sich tatsächlich bei mit unter.
    »Ach, und sehen Sie doch inzwischen nach, in welchem Zustand der Salon ist. Sollten Sie noch leere Gläser finden, sagen Sie bitte der Küche Bescheid, sind Sie so gut, Kindchen?«
    »Ja, Frau von Weckenpitz.«
    Jil starrt mich an, als wäre ich ein Geist. Ich nicke ihr freundlich zu und trage einen Ausdruck des unendlichen Bedauerns auf dem Gesicht, ganz so, wie es sich für einen Gentleman gehört, der einer Dame die Gesprächspartnerin entführt. Wenig später stehen die Weckenpitz und ich an der neuen Indoor-Wodka-Ausgabestelle Vladimir gegenüber. Er macht seine Sache sehr gut. Tadellos gekleidet war er schon vorher, aber nun hat er sich auch noch einen steifen Stock im Rücken wachsen lassen.
    »Ich darf vorstellen? Freifrau von Weckenpitz, Graf Grinzki-Schrottkaroff.«
    »Angenehm, Herr Graf.«
    » Я цаже описать не могу, как вы меня раздражаете, противная баба. «
    »Leider spricht Graf Grinzki-Schrottkaroff nur Russisch. Er sagt, er freut sich, Sie kennenzulernen. Er bewundert Ihr großartiges Schloss in all seiner unermesslichen Pracht.«
    » Я бы с удовольствием зарядил вами пушку и выстрелил на Љуну .«
    »Der Grüne Saal erinnert ihn an die Bilder seines Ahnenschlosses in Katharinorod. Dort lebte sein Geschlecht, bis es von den Bolschewiken vertrieben wurde.«
    »Wie tragisch. Können Sie den Grafen fragen, wo er und seine Familie heute leben?«
    »Ich bedaure, mein Russisch bewegt sich nur in engen Grenzen. Ich weiß aber, dass die Grinzki-Schrottkaroffs in den Revolutionswirren nach Amerika übergesiedelt sind. Sie brachten nur das mit, was sie am Leib trugen, aber mit eisernem Willen, Weitblick, Geschäftssinn und ihrem untrüglichen Sinn für Klasse haben sie es auch dort wieder zu großem Wohlstand gebracht. Man sagt, ihnen gehört halb Buffalo. Jedenfalls ist der Graf der jüngste Spross einer Linie der Grinzki-Schrottkaroffs, die sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wieder in Russland angesiedelt haben. Lassen Sie doch einfach Herrn Unzicker übersetzen. Er müsste des Russischen mächtig sein.«
    »Eine glanzvolle Idee, Herr …?«
    »Von Timborowski. Der Graf und ich sind entfernt verwandt.«
    »Herr Unzicker! Herr Unzicker! Wo steckt denn dieser Mensch nur schon wieder?«
    » Хорошо, давайте просто пить до тех пор, пока один из нас не упадет. Я очень надеюсь, что это будите вы, дура невыносимая .«
    »Der Graf wüsste es zu schätzen, wenn Sie einstweilen ein Gläschen Wodka mit ihm tränken.«
    »Nun …«
    »Sie wissen ja, gewisse Dinge darf man nicht ausschlagen.«
    »Ach ja. Nach all den schauderhaften Vorgängen hier kommt mir ein Seelentröster ohnehin ganz recht.«
    Ich fülle flugs zwei Gläser und reiche sie mit steifer Geste Vladimir und Frau von Weckenpitz.
    »Die Hausmarke der Grinzki-Schrottkaroffs. In Deutschland nicht zu haben, in Russland unerschwinglich.«
    Er prostet ihr freundlich zu.
    » Ваше здоровье !«
    »Zum Wohl, Herr Graf.«
    Na also, sie legt den Kopf in den Nacken. Einen Tick zu hastig, aber eine Dame von Welt kann ohne weiteres ein Husten unterdrücken. Dafür bekommen ihre Wangen sofort Farbe.
    »Können Sie dem Grafen sagen, dass sein Wodka ganz vorzüglich schmeckt?«
    »Natürlich. Freifrau von Weckenpitz näswrbolonsk wodkaski wrsborokchr rsmbokwja kchrk.«
    Vladimir muss lachen, aber Frau von Weckenpitz denkt natürlich, er freut sich über das Wodka-Kompliment. Tut er ja vielleicht auch in Wirklichkeit, aber ganz egal. Hauptsache, ich kann nachschenken.
    »Aber nur noch ein kleines Schlückchen, Herr von Timborowski.«
    »Liebe Frau von Weckenpitz, ein Russe kennt keine kleinen Schlückchen.«
    »Da haben Sie auch wieder recht. Zum Wohl, Herr Graf.«
    » Ваше здоровье !«
    »Herr Unzicker, da sind Sie ja. Würden Sie bitte herkommen? Was tragen Sie denn da herum?«
    »Die beiden nassen Personen hatten um trockene Kleider gebeten.«
    »Lassen Sie mal sehen. Na ja, das alte Revuetänzerinnenkleid geht in Ordnung. Aber die schöne Generalsuniform? Sagen Sie dem Herrn, er soll ja gut darauf achtgeben. Und wir schicken ihm die Rechnung für die Reinigung.«
    »Machich.«
    Haha! …

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