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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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tiefer und tiefer und kullert schließlich unten aus meinem Hosenbein heraus. Und da ist noch lange nicht Schluss. Es rutscht weiter, durch den Fußboden hindurch in den Keller. Und vielleicht sagt es dort Frau von Weckenpitz und Herrn Unzicker hallo, ich weiß es nicht. Ich fühle vor Schreck gar nichts mehr.
    »Das … ist natürlich nicht so gut.«
    Die anderen sehen es wohl auch so. Keiner sagt ein Wort, alle starren nur auf den großen Schlüssel, den Jil auf den kleinen runden Tisch in unserer Mitte gelegt hat. Wir müssen Frau von Weckenpitz nun also doch ­töten. Auch wenn es im Moment noch keiner wahrhaben will.
    »Wir könnten doch versuchen, mit ihr zu reden.«
    »Wir denken uns eine Geschichte aus, warum Jil sie in den Weinkeller locken musste .«
    »Aber was für eine?«
    Und da sind sie schon wieder mit ihrem Latein am Ende. Nein, wir müssen sie töten. Ist zwar nicht schön, aber ich habe es gleich von Anfang an gesagt. Und das Schlimme an allem ist, ich bin schuld. Hätte ich Jil ihr Spiel weitermachen lassen, dann stünde sie jetzt immer noch ganz friedlich mit der Weckenpitz am Tisch in der Nische und würde sich erklären lassen, was wir alle für Freaks sind. Aber nein, ich musste mich ja unbedingt einmischen und sie betrunken machen. Und ich habe natürlich keinen Gedanken daran verschwendet, wie sie sein wird, wenn sie erst einmal betrunken ist . Aber jetzt ist alles zu spät. Jetzt müssen wir sie töten. Und weil ich an der Sache schuld bin, werde ich es wohl sein, der … Halt! Doch nicht. Ich habe eine Idee.
    »Hey! Wir erzählen ihr einfach, dass wir sie in den Keller gelockt haben, weil Graf Grinzki-Schrottkaroff eine Überraschung für sie vorbereitet hat.«
    Ich sehe, wie Jil zusammenzuckt, als ich wieder mit meinem Grafen anfange.
    »Und was für eine Überraschung, Tim?«
    »Na ja, zum Beispiel … Die Stripperin aus der Torte! Nein, wartet … Wir ziehen uns alle Louis-XIV-Kostüme an und tanzen für sie Menuett! Nein, geht nicht … Patrick ist Fürst Reinhold von Rheinfelden-Donaueschingen und … und … Okay, wir müssen sie töten. Ich tue es.«
    Dafür, dass ich versucht habe, heldenhaft zu klingen, rollen alle viel zu sehr mit den Augen. Ja, ja, nehmt mich nur nicht ernst. Ich bin schuld, ich töte sie, ihr werdet schon sehen. Und ein paar Jahre später komme ich wegen guter Führung wieder raus, und vielleicht ist Jil dann ja immer noch …
    »Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, dat et Notwehr gewesen sein künnt?«
    Oha. Diethart Füllkrug und Torsten Mitscherlich haben uns die ganze Zeit interessiert über die Schulter geschaut und zugehört. Wir sind also nicht die Einzigen, die sich Gedanken machen. Und komisch, je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr sehe ich, dass der grässliche Witzemann völlig recht hat. Patrick nickt bedächtig, Bülent zeigt mit beiden Daumen nach oben, und Henriette klatscht in die Hände.
    »Na klar, es war Notwehr, Jil! Die Weckenpitz ist mit dem Schwert auf uns losgegangen. Alle können es bezeugen.«
    »Aber wenn sie trotzdem schon die Polizei geholt hat?«
    »Wollen mer nit lang reden. Ich geh jetz runter und rede mit der Frau. Und ihr feiert inzwischen gefälligst weiter.«
    Und noch bevor es einer von uns verhindern kann, hat sich Füllkrug den Schlüssel vom Tisch gegrabscht und stampft los. Sofort schwebt mir wieder meine Vision in den Kopf: Was würde passieren, wenn man die Weckenpitz und den Füllkrug zusammen in einen Raum sperrt? Gleich werden wir es erleben. Aber bis dahin will ich ­lieber an etwas anderes denken, denn es wird auf jeden Fall schrecklich. Patrick ist blass, Henriette atmet schwer, und Jil hat sich die Hände vor den Mund geschlagen. Nur Herr Mitscherlich sieht die Sache ganz anders.
    »Lasst den Diethart nur machen, Kinder. Der kann gut mit Frauen, hähä.«
    Zum Abschied verpasst er Henriette und Bülent aufmunternde Klapse auf die Schultern, doch sie scheinen es kaum zu spüren.

Gary Cooper
    Wir dürfen uns jetzt nicht von den Ereignissen überrollen lassen. Ich muss mein Team aus der Lethargie reißen.
    »Okay. Stellen wir uns erst mal ganz nüchtern vor, was gleich passieren wird.«
    »Will ich gar nicht.«
    »Ruhe, Bülent. Also, es wird in etwa so laufen: Füllkrug macht unten die Tür auf, grinst die Weckenpitz breit an und reißt zur Gesprächseröffnung einen Witz. Die Weckenpitz verpasst ihm daraufhin eins mit dem Schwert und stürmt zusammen mit Unzicker auf kürzestem Weg in den

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