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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Medizinball sein. Vladimir bietet ihr mit warmem Blick ein Glas Wodka an, aber Janina will sich ihre Hochzeitsfeier nicht schöntrinken. Und man muss nicht lange drüber nachdenken, um sie zu verstehen. Es ist zu viel passiert, und es wird gleich noch viel mehr passieren. Da können ein paar Minuten Party­strohfeuer nicht drüber hinwegtäuschen. Henriette sitzt stumm neben Svea. Sie schaut mich an und lächelt eisern. Keine Frage, es brodelt in ihr. Henriette ist nicht der Typ, der sich gern geschlagen gibt. Und das ist gut. Solche Leute brauche ich jetzt.
    »Henriette, es ist Zeit, von hier zu ver…«
    »Hallöchen, meine Lieben!«
    Oh, Füllkrug ist zurück. Und – ich muss zwei Mal hinschauen – er hat das Schwert in der Hand!
    »Ich han gute Nachrichten för üch.«
    Er grinst über das ganze Gesicht. Meine Gedanken rasen. Gute Nachrichten? Meine Erfahrung sagt, dass es nichts Gutes bedeuten kann, wenn dieser Mann grinst. Andererseits steht er hier leibhaftig vor uns, und von der wütenden Weckenpitz ist weit und breit nichts zu sehen. Und das ist unbestreitbar richtig gut. Kann man nicht von der Hand weisen. Und er hat das Schwert. Das heißt, Frau von Weckenpitz hat jetzt kein Schwert mehr. Und das ist noch mal extra spezial richtig gut.
    Markus’ Vater lacht uns an.
    »Hab ichs nicht gesagt? Der Diethart kann gut mit Frauen!«
    »Jetzt übertreib mal nicht, Torsten. Oh, danke schön, Vladi.«
    Der Humorwanst lässt sich auf einen Stuhl fallen und kippt ein Glas Wodka in sich hinein. Und er denkt nicht daran, etwas zu erzählen. Stattdessen Grinsen. Nichts als Grinsen. Hat er eine riesige Stinkbombe unter dem Tisch installiert? Oder eine Prostituierte in Janinas und Markus’ Hochzeitsbett gelegt? Ekelhaft, wie er unsere Anspannung genießt. Aber irgendwann muss er doch mit der Sprache herausrücken.
    »Wollt ihr et wisse?«
    »Ja.«
    »Wollt ihr et wirklich wisse?«
    »Ja!«
    »Nit, dat ihr mir nachher noch bös seid.«
    »Nein!«
    Dieses Zwinkern. Zum Reinschlagen.
    »Gut. Wenn ihr et wiiirklich wollt, dann zeigt der Diethart et euch.«
    Zeigen? Er zieht sein Smartphone aus der Brusttasche, tippt kurz darauf herum und legt es direkt vor Janinas und Markus’ Nase auf den Tisch. Ich sehe Henriette an. Keine Ahnung, was jetzt kommt, aber wir haben beide ein ganz mieses Gefühl.
    »Nit drängeln, Leute. Et ist genug für alle da.«
    Ich spähe zwischen Janina und Svea hindurch auf den kleinen Bildschirm. Der Film geht los.
    …
    Okay. Ich mache es kurz. Hintergrund: Weinkeller. An den Rändern: der Türspalt, durch den Füllkrug gefilmt hat. Im Zentrum: Frau von Weckenpitz. Und sie treibt es mit Herrn Unzicker. Auf einem alten Holzschemel.
    In wenigen Sekunden brennen sich die Bilder für alle Ewigkeit in unsere Gehirne. Wer auch immer an diesem Tisch vorhatte, heute noch mit jemandem zu schlafen, kann es nun vergessen. Janina springt auf. Ohne dar­über nachzudenken, was ich tue, nehme ich ihre Hand und ziehe sie weg. Doch auch wenn wir nun nicht mehr auf Füllkrugs fieses kleines Handkino schauen, verfolgt uns immer noch Frau von Weckenpitzens Stimme aus dem Lautsprecher.
    »Unzucht mit einem Knecht! Oh Gott! Ich treibe Unzucht mit einem Knecht! Von Kosaken im Weinkeller eingeschlossen! Oh ja!«
    Während die anderen immer noch wie gebannt auf den Film starren, den keiner wirklich sehen will, sausen Janina und ich außer Reichweite. Dass Füllkrug mir »Jetzt lass doch der Braut ihren Spass, Jung!« hinterherruft, höre ich kaum noch, denn Bülent hat gerade in voller Lautstärke »Run for your life« von den Beatles aufgelegt.
    Es ist Zeit zu verschwinden. Ein Glück, dass ich den Gedanken schon vorher im Kopf hatte, sonst würde ich vielleicht immer noch wie die anderen gebannt vor dem blöden Film stehen. Dieser Mann ist ein Monster. Er hätte die ganze Angelegenheit diskret in Markus’ oder Herrn Mitscherlichs Ohr flüstern können. Aber Füllkrug ist halt Füllkrug. Ich bringe Janina in den Salon. Nein, noch nicht weit genug weg. Wir gehen in den Flur. Vor einem kleinen antiken Sofa mit rotem Bezug bleiben wir stehen. Doch statt mich hinzusetzen, umarme ich Janina und drücke sie fest an mich.
    »Es tut mir so leid.«
    Sie drückt mich nur kurz und macht sich dann los.
    »Hey, schon okay. Kann doch keiner was dafür. Wir haben halt mit ein paar Sachen ein bisschen Pech gehabt, aber davon lassen wir uns doch nicht die Feier vermiesen. Und das mit der Weckenpitz und dem Unzicker ist ja auch

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