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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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hast übrigens auch recht. Ich verstecke mich lieber.«
    Damit verschwindet Jil im Billardsalon und mit ihr jede Hoffnung, sie irgendwann noch einmal über den Haufen zu küssen. Der unendlich traurige Blick auf ­ihrem Gesicht lässt meine Knie weich werden. Schon komisch. Sie kennt Janina und Markus am wenigsten, aber sie nimmt sich das Desaster wohl am meisten zu Herzen. Ich kapiere jetzt erst, wie wichtig ihr das Ganze war. Sie wollte einen Ausgleich für die Horrorhochzeit von ihren Freunden, die auch hier geheiratet haben. Seelisches Gleichgewicht und so. Und sie hat alles getan, damit es klappt, und wir haben trotzdem versagt. Vor allem ich. Hochzeitsninja. Pah. Meine Tagesbilanz: Mich verliebt, es mir gleich wieder versaut, mich betrunken, jemanden mit Bananenschmadder beschmaddert und die Hochzeitsrettung sabotiert. Hätte selbst Mr. Bean kaum besser hingekriegt. Mal sehen, was noch alles kommt.
    Es kracht schon wieder. Nicht mehr ganz so laut wie eben, aber immer noch so, dass alles scheppert. Im Grünen Saal wird gejohlt. Sie haben sich daran gewöhnt. Endzeitstimmung. Komisch. Wo bleibt die rasende Weckenpitz? War Füllkrug zu besoffen, um das Weinkellerschloss aufzukriegen? Und noch viel komischer, was ist mit mir? Immer wenn ich deprimiert daherrede und die Flinte ins Korn werfen will, bäumt sich normalerweise irgendwas in mir dagegen auf, egal ob es Hoffnung gibt oder nicht. Ich warte die ganze Zeit auf die Stimme, die mir sagt: »Geh da rein, schnapp dir Graf Grinzki-Schrottkaroff, und wenn die Weckenpitz kommt, bearbeitet ihr sie so lange mit eurem Charme, bis sie Ruhe gibt.« Aber ich höre nichts und denke immer nur an Jils trauriges Gesicht.

Die Rückkehr der
Todeskralle
    Natürlich sollte ich jetzt trotzdem endlich in den Grünen Saal zurück. Wenigstens nach Janina sehen, oder Patrick helfen, die Weckenpitz abzufangen. Oder mich einfach von der guten Stimmung der Betrunkenen anstecken lassen und zu »Le Freak« tanzen, das Bülent gerade aufgelegt hat. Aber nein, irgendwie will ich allein sein, irgendwie tragen mich meine Füße aus dem Salon in den einsamen Flur. Warum auch nicht, rede ich mir ein. Ich muss sowieso zur Toilette. Und wer sagt, dass ich mich dabei beeilen muss?
    Ich bin allerdings keine drei Sekunden auf dem Flur, als ich erkennen muss, dass es mit der Einsamkeit hier nicht weit her ist. Ich bekomme Gesellschaft. Und was für eine. Eine Frau im Brautkleid kommt plötzlich von der Seite hereingeschwebt wie ein Geist. Sie sucht irgendwas. Typische Geisterbeschäftigung, sollte man meinen. Ich weiß es aber besser.
    »He, Sie entführte Braut. Nichts für ungut, aber Sie sollten auf Ihrem Zimmer bleiben. Wir sind zwar nicht ungastlich, aber eine zweite Braut – Sie wissen schon. Und unsere Braut ist im Moment ohnehin ein wenig mit den Nerven …«
    Der Rest meines Satzes wird von einem heftigen Stöhnlaut aufgefressen, den mein Mund ganz plötzlich ausstoßen muss, als sich die Braut umdreht. Ich kann es nicht fassen. Das ist wirklich ein Geist! Oder wie ist es sonst zu erklären, dass Sinja auf einmal … auf einmal … ach … Moment.
    »Hallo, Tim.«
    »Du hast echt Nerven, Sinja! Svea ist vorhin fast ausgerastet, als das Ersatzbrautkleid aus ihrem Auto verschwunden war.«
    »Ich wusste halt nicht, wem das Auto gehört. Ich habe nur das Kleid gesehen und gefühlt, dass das ein Zeichen ist. Wir brauchten eine dritte Braut. Und ich war es, die den Brautstrauß an den Kopf gekriegt hatte, verstehst du? Das ergibt alles Sinn.«
    »Na ja, aber …«
    »Ich habe ja noch versucht, einfach aus meiner Serviette eine dritte Braut zu falten, aber der fehlten die richtigen Schwingungen. Deswegen habe ich dann doch …«
    »Okay, okay, wie du meinst. Aber du solltest jetzt schleunigst verschwinden, wenn du das Kleid unbedingt anbehalten willst. Noch so eine Szene mit Konkurrenzbraut fände Janina bestimmt nicht so toll.«
    »Ich weiß, ich wollte mir nur mein Buch holen. Dann verstecke ich mich wieder auf dem Zimmer.«
    »Okay, aber mach hin! Ich stehe so lange Schmiere.«
    Ist ja schön, dass unser neustes Teammitglied sich um die zahlenmystischen Belange kümmert, aber wäre schon blöd, wenn dadurch noch mehr Chaos entstünde. Während Sinja nach ihrem Rucksack an der Garderobe sucht und ich meinen Posten am Ende des Flurs beziehe, der zum Foyer und zum Grünen Saal führt, nähert sich allerdings schon die nächste Attacke. Kurt Langmuth kommt die Treppe heruntergefegt. Und das

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