Hauptsache, es knallt!
entführt hast. Es ist … Ach, schon okay, mir geht es jetzt schon viel besser.«
Ich würde ihr gern glauben, aber ich kann nicht. Da ist was. Irgendwas ganz anderes. Etwas, das gar nichts mit der ganzen chaotischen Feier mit Mehl, Bananen und Schlossdrachen zu tun hat. Wir stehen auf der Schwelle. Ich schaue tief in ihre Augen. Irgendwas zuckt unsichtbar hinter ihren Pupillen.
»Janina, was ist los? Sag es mir.«
Sie senkt den Kopf. Genau die Bewegung, die Bräute immer in den Fernseh-Hochzeitskitschdramen machen, bevor sie unter Tränen »Ich habe den Falschen geheiratet« stammeln. Oh Gott! Aber das kann doch nicht stimmen! Wie soll Markus der Falsche sein?
»Tim.«
»Ja?«
»Kann ich dir was anvertrauen?«
Was dein Herz sagt
»Ja, klar, kannst du.«
Sie schaut mich wieder mit riesigen Augen an. Ich spüre, dass sie gerade einen wichtigen Beschluss gefasst hat. Und wenn Eichen einen wichtigen Beschluss gefasst haben, machen sie den unter keinen Umständen wieder rückgängig.
»Lass uns bitte reingehen, Tim.«
»Was? Auf keinen Fall! Das ist euer Hochzeitszimmer.«
»Ich kann es dir aber nicht auf dem Flur erzählen. Ich hab viel zu viel Angst, dass einer mithört.«
»Wenn du weiter so leise flüsterst, werde nicht einmal ich es hören.«
»Jetzt stell dich nicht so an. Komm rein.«
Die Frau, die die absolut perfekte Hochzeit feiern wollte, schubst mich in ihr jungfräuliches Hochzeitszimmer. Irgendwas muss ich an der ganzen Sache falsch verstanden haben. Sie schließt die Tür hinter uns und schaut mich wieder an. Wieder erkenne ich das unerklärbare Zucken tief in ihren Augen. Sie holt Luft, öffnet den Mund und … stößt die Luft wieder aus und schaut weg. Ich sage nichts. Sie setzt noch einmal an. Diesmal gibt es kein Zurück.
»Also … aber du sagst es keinem weiter, ja?«
»Natürlich nicht.«
»Es ist so, Markus hat mir vor ein paar Tagen etwas gestanden. Es … es war in seiner Zeit in Barcelona. Stell dir vor, hm …«
Ach so.
»Ja?«
Und Janina erzählt mir stockend, was ich schon weiß. Markus’ One-Night-Stand mit der Frau, die ihren Junggesellinnenabschied in seiner Bar feierte. Als sie fertig ist, glühen ihre Wangen ein wenig. Soll ich ihr sagen, dass ich die Geschichte schon kenne? Besser nicht. Ich strenge mich an, überrascht auszusehen. Hoffentlich hören die Blitze da draußen endlich auf. Wenn mein Gesicht so hell angestrahlt wird, verrät es mich womöglich.
»Wow, das ist wirklich eine wilde Geschichte, Janina. Aber in der Zeit wart ihr doch eh getrennt. Und es ist auch schon ganz schön lange her, oder?«
»Genau. Es gibt überhaupt keinen Grund, deswegen wütend zu sein.«
Sag ich doch. Und wenn Markus nichts von dem kleinen, unromantischen Detail erzählt hat, dass er seitdem Frauen in Brautkleidern scharf findet, ist doch alles geritzt. Nebenbei, je länger ich Janina so von ganz Nahem anschaue, umso mehr merke ich, dass ich auf dem besten Weg bin, selber eine Schwäche für Frauen in Brautkleidern zu entwickeln. Ich stelle mir Jil im Brautkleid vor. Aber im nächsten Moment kommt ein dicker schwarzer Stift und stricht das Bild durch. Dazu höre ich noch einmal: »Weißt du, Tim, wir sind einfach sehr verschieden.« Und jedes Wort ist eine Eisenfaust, die mir in den Magen schlägt. Ich zwinge meine Gedanken zurück zu Janina. War es das jetzt schon, was sie mir anvertrauen wollte? Warum dann immer noch dieses Zucken in der Tiefe ihrer Augen?
»Aber irgendwie habe ich ihm die Affäre doch nachgetragen. Obwohl ich weiß, dass es schwachsinnig ist, Tim.«
»Okay.«
»Und dann …«
»Ja?«
»Und dann …«
»Sag doch.«
»Und dann … kam mein Junggesellinnenabschied. Vorgestern in Paderborn.«
Janinas Junggesellinnenabschied! Mir ist, als hätte einer der Blitze vor dem Fenster direkt in meinen Kopf eingeschlagen. Das kann doch nicht wahr sein!
»Ist …? Hast …? Du …?«
»Es war so bescheuert von mir, Tim.«
Sie schlägt die Augen nieder und schüttelt den Kopf. Erst nach einer riesigen Pause redet sie weiter.
»Wir … wir waren halt alle total betrunken. Und wir waren in einer Bar, und mir ging aus irgendeinem Grund die ganze Zeit das mit Markus und der Frau in Barcelona durch den Kopf. Und dass Junggesellinnenabschied ja theoretisch heißt, dass man an diesem Abend zum letzten Mal … Und, scheiße, ich hab wohl einfach …« Und genau in diesem Moment ist es vorbei. »… eine Schwäche für Barkeeper«, bringt sie gerade
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