Hauptsache Hochzeit
fest.
»Wann bist du denn letzte Nacht heimgekommen? Ich bin eingeschlafen …«
Max grinste verlegen, und erst jetzt fielen mir die dunklen Schatten unter seinen Augen auf. Ich hatte mir also nichts eingebildet. »Du bist grade erst gekommen, oder?«
Er zuckte die Achseln.
»Und, hast du mit Chester gesprochen?«
»Nee. Er weigert sich. Aber ich bin mir ganz sicher, dass sich alles von selbst klären wird. Ich muss nur rauskriegen, wer Advertising Today gegenüber geplaudert hat, dann wird sich alles wieder einrenken.«
Ich schluckte. »Und wie willst du das machen?«
»Kontakte«, antwortete Max geheimnisvoll. »Bei der Zeitung. Mach dir keine Sorgen. Ich werde rauskriegen, was da gelaufen ist. Und dann…« Seine Miene verfinsterte sich kurz, dann lächelte er wieder. »Also, dein Marmeladentoast naht in Kürze. Oder möchtest du lieber Honig?«
»Marmelade ist prima«, sagte ich matt. »Genau das Richtige.«
»Oder vielleicht Croissants? Ich hab auf dem Heimweg welche gekauft. Was meinst du?«
Ich sah Max prüfend an. Er wirkte ziemlich überdreht. Seine Augen waren rotgerändert, und seine Haut sah fahl aus. »Nee, Toast genügt. Aber hör mal, ich stehe jetzt auf und mach das. Geh du doch derweil in die Dusche.«
»Super. Bis gleich dann.«
Ich stand auf und wanderte in die Küche. Mir war ziemlich flau im Magen. Auf dem Tisch lag eine aufgerissene Packung Koffeintabletten, und auf dem Boden war Kaffeepulver verschüttet. Das sah Max gar nicht ähnlich. Ich räumte auf, machte mir Toast und aß ihn geistesabwesend. Während Max sich anzog, ging ich duschen. Als ich aus dem Zimmer kam, hatte er schon wieder sein Strahlegesicht aufgesetzt. Er würde einen Wangenkrampf kriegen, wenn er so weitermachte. Oder einen Nervenzusammenbruch.
Ich sagte nichts, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Stattdessen machte ich mich einfach fertig zur Arbeit, sah ihm zu, wie er seinen Aktenkoffer mehrmals aufklappte, um alles zu überprüfen, und folgte ihm dann zum Auto – wie jeden Morgen. Nur, dass an diesem Morgen alles anders war. Und zwar auf die schlechte Art.
»Und… was willst du jetzt machen?«, fragte ich ihn, als wir auf den Agenturparkplatz fuhren.
»Machen?« Er parkte den Wagen und sah mich fragend an.
»Wegen Jarvis«, sagte ich. »Außer, dass du versuchen willst, die undichte Stelle zu ermitteln.«
»Wegen Jarvis?« Max hörte sich an, als hätte ich ihn nach der offiziellen Verlautbarung der burmesischen Regierung zum letzten Wirbelsturm gefragt.
»Ja«, antwortete ich in dringlicherem Tonfall. »Wie willst du dich Chester gegenüber verhalten?«
Max zuckte die Achseln, stellte den Motor aus und sah mich an. »Ich kann nichts tun außer die undichte Stelle zu ermitteln. Chester spricht nicht mehr mit mir. Andere Optionen habe ich nicht.«
Ich nickte zögernd. »Und soll ich inzwischen die Kampagne vorantreiben? Soll ich so tun, als sei alles wie gehabt?«
Max runzelte die Stirn. »Vielleicht solltest du dich vorerst auf was anderes konzentrieren«, antwortete er. »So für ein, zwei Tage. Bis sich die Wogen geglättet haben.«
»Okay.« Ich betrachtete ihn prüfend. »Also sage ich Caroline und den anderen aus der Kreativabteilung, dass sie auch an was anderem arbeiten sollen, ja?«
»Sehr gut, ja. Sehr vernünftig«, pflichtete Max mir bei und machte Anstalten auszusteigen, um das Gespräch zu beenden.
»Aber sie werden wissen wollen, weshalb.« Ich ließ nicht locker, obwohl ich wusste, dass ich an eine offene Wunde rührte, aber ich wusste keinen anderen Weg. Max starrte geradeaus, eine Hand am Steuer, die andere an der Tür.
»Soll ich ihnen die Wahrheit sagen?«, fuhr ich fort. »Oder was erfinden? Ich meine, sie werden Advertising Today auch gelesen haben und sowieso über kurz oder lang dahinterkommen …«
»Gut, dann sag es ihnen eben.« Max schaute mich ungehalten an. »Ich weiß nicht, weshalb du mir Fragen stellst, wenn du die Antworten schon kennst. Mach, was du willst und was du für am besten hältst. Bis später.« Er stieg aus, warf die Tür zu und marschierte los. Ich wartete ein paar Minuten ab und folgte ihm dann langsam.
»Jess! Jess, ich habe grade mit Elles reizender Assistentin gesprochen«, rief Caroline und kam mir entgegengerannt, kaum dass ich durch die Tür trat. »Sie ist eine ganz Liebe, wirklich. Sie meinte jedenfalls, Elles Terminkalender füllt sich rapide – sie hat diesen Dessous-Launch, dann ist sie für zwei Wochen in Australien,
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