Hauptsache Hochzeit
verächtlich. »Nur ich, mein Buchhalter, mein Anwalt und du wussten von der Sache. Glaubst du vielleicht, einer von uns hat sich an Advertising Today gewandt?«
Max sah ihn unbeirrt an. »Ich weiß es nicht, Chester. Aber ich muss zugeben, dass ich es auch für unwahrscheinlich halte.«
»Das kannst du laut sagen. Entweder hast du das denen
gesteckt, oder du hast es jemandem erzählt, der es ausgequatscht hat. So oder so ist der Deal im Eimer. Und ich kann dir nicht mehr vertrauen. Jarvis Private Banking gehört ab sofort nicht mehr zu deinen Kunden, Max. Tut mir leid, aber anders geht’s nicht.«
»Wartet«, sagte ich verzweifelt. »Wartet, da gibt es etwas, das ihr wissen müsst. Es …«
»Nicht jetzt, Jess«, fiel Max mir ins Wort. »Denk mal darüber nach, was du da sagst, Chester. Ich gebe dir mein Wort, dass niemand von Milton Advertising geplaudert hat. Anstatt uns zu streiten, sollten wir lieber über Schadensbegrenzung nachdenken. Wir sollten …«
»Von ›wir‹ kann nicht mehr die Rede sein«, unterbrach ihn Chester. »Und ich fürchte, dein Wort hat nicht viel Gewicht, Max. Jarvis wird ab jetzt nur noch über seine Anwälte mit dir in Kontakt treten. Komm, Esther. Wir müssen los.«
Er hielt meiner Mutter den Arm hin. Ich starrte sie an. »Sie geht ganz bestimmt nicht mit«, sagte ich. »Nicht wahr, Mam?«
Meine Mutter lächelte matt. »Chester«, sagte sie vorsichtig. »Müssen wir wirklich jetzt schon gehen?«
»Allerdings«, antwortete er, ohne den Arm sinken zu lassen. »Kommst du mit? Oder bleibst du hier? Entscheide dich, Esther.«
Sie streckte die Hand aus und legte sie auf meine, und ich atmete erleichtert aus. Sie würde sich für mich entscheiden. Chester war irrational und grob, aber meine Mutter würde bei mir bleiben. Und dann würde er es noch bereuen, dass er sich so aufgeführt hatte und …
»Tut mir leid, Jess. Ich muss mitgehen«, sagte sie so leise, dass ich es fast nicht gehört hätte.
»Was?«
»Tut mir furchtbar leid«, sagte sie und wandte den Blick ab.
Ich sah sie einen Moment an, und mir schoss alles Mögliche durch den Kopf, was ich gerne geschrien hätte, aber ich wusste schon, dass es sinnlos war.
Chester sah mich bedauernd an. »Mir tut es auch leid, Jess. Wir treffen uns irgendwann mal zum Essen. Du, ich und deine Mutter.«
Ich sah ihn mit steinerner Miene an, dann wandte ich mich zu Esther. »Ich habe keine Mutter«, sagte ich ruhig.
»Bitte, sag so was nicht, Jess«, erwiderte meine Mutter flehend. »Ich wähle nicht Chester statt dir. Aber er ist mein künftiger Ehemann. Ich muss …«
»Spar dir deine Erklärungen«, unterbrach ich sie wütend. »Du hast deine Entscheidung schon vor langer Zeit getroffen. Also, geh jetzt bitte.«
»Komm, Esther«, sagte Chester, zog meine Mutter mit sich und knallte die Tür hinter ihnen beiden zu. Max und ich starrten ihnen wortlos nach.
»Nun gut«, äußerte Max und ließ sich aufs Sofa sinken. Er sah einigermaßen benommen aus. »Das war ja ein gelungenes Treffen, wie? So was sollten wir öfter machen.«
Ich setzte mich zu ihm. »Max…«, sagte ich zögernd, »Max, ich muss dir etwas sagen …«
Er sah mich einen Moment an, dann stand er wieder auf. »Ich geh ihm nach«, sagte er.
»Jetzt? Nein, Max. Tu das nicht. Chester muss sich erst beruhigen. Und außerdem muss ich dringend mit dir reden.«
»Es kann nicht warten.« Er strich sich durch die Haare.
»Es steht zu viel auf dem Spiel, Jess. Deine Sache hat doch bestimmt noch Zeit, oder?«
Ich nickte unsicher. »Und wenn Chester dich nicht anhören will?«
»Dann geh ich ins Büro und mache ein bisschen Schadensbegrenzung.«
»Ich könnte mitkommen«, bot ich an.
Max schüttelte den Kopf. »Du brauchst nicht aufzubleiben«, sagte er, küsste mich auf den Kopf und marschierte hinaus.
Kapitel 16
Als ich aufwachte, beugte sich Max über mich, einen Becher Kaffee in der Hand. Ich konnte kaum fassen, dass ich wirklich eingeschlafen war – eigentlich hatte ich angenommen, dass ich die ganze Nacht kein Auge zutun würde vor lauter Sorge. Aber offenbar war ich dann doch weggedöst, und als ich Max’ Lächeln sah, fragte ich mich beinahe, ob ich mir die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden womöglich nur eingebildet hatte.
»Guten Morgen, meine Schöne«, sagte er und reichte mir den Becher. »Möchtest du vielleicht Toast?«
Ich sah ihn blinzelnd an. »Äm, gerne«, antwortete ich. »Ist alles okay?«
»Alles in Ordnung«, sagte Max
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